press release only in german

JUERGEN TELLER wurde 1964 in Erlangen geboren, Studium an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie in München. Er lebt und arbeitet seit 1986 in London.

Ausgewählte Ausstellungen: 2010 Calves and Thighs/Photoespana, Sala de Exposiciones Alcá 31, Madrid; Touch me, Le Consortium Rue Quentin, Dijon, Frankreich; Juergen Teller, Kunsthalle Nürnberg; 2009 Juergen Teller, Lehmann Maupin, New York; Teller, De Hallen, Harlem, Niederlande; 2007 Biennale Venedig; 2006 Do you know what I mean, Fondation Cartier pour l'art contemporain, Paris; 2005 Louis VX, Contemporary Fine Arts, Berlin; Juergen Teller, Modern Art, London; 2004 Ich bin vierzig, Kunsthalle Wien; Tracht, Kunsthalle Mannheim; Fashioning Fiction: Photography since 1990, MOMA, Museum of Modern Art, New York; 2001 Century Cities, Tate Modern, London.

„Wir in der Redaktion des ZEITmagazin sind seit Jahren Fans von Juergen Teller, weil er Mode und Kunst, Prominente und Unbekannte, das Berufliche und das Private auf eine einzigartige Weise zusammenführt - ohne Angst, ohne falsche Rücksichten, aber mit viel Humor. Also haben Bildredakteur Andreas Wellnitz und ich Juergen Teller im Sommer vergangenen Jahres in London besucht, haben ihm einen Rahmen der Kolumne vorgeschlagen: jede Woche ein Bild, dazu ein Text, beides von ihm. Er hat dann das Konzept entwickelt, wie immer bei ihm aus seinem Lebensgefühl heraus: Er ist viel unterwegs, trifft die unterschiedlichsten Menschen, ist dazwischen immer wieder Zuhause bei seiner Familie. So kam es zum Titel der Serie: Unterwegs mit Juergen Teller. Mal schreibt der Fotograf über die Entstehung der Aufnahmen, mal erklärt er sein Konzept für das Shooting, mal erzählt er von seiner Beziehung zu den Menschen, die er zeigt. Und immer wieder ist er auch selbst Teil der Szenerie. Durch diese einmalige Verbindung von Foto und Text wird der Betrachter zum Leser und der Leser zum Betrachter und taucht ein in die Welt eines der prägenden Fotografen unserer Zeit. Und das Werk von Juergen Teller ist durch seine im unverwechselbar fränkisch-britischen Sound gehaltenen Miniessays um eine Dimension erweitert worden.” (zit. n. Christoph Amend, Oktober 2010)

Diese ZEITmagazin Serie steht im Mittelpunkt der ersten Einzelausstellung Juergen Tellers in der Christine König Galerie. Dazu zeigen wir eine Auswahl aus seinem fotografischen Werk (Vivienne Westwood, Charlotte Rampling, Richard Hamilton u.a.).

„Bubenreuth, Sommer 1971. Ich stehe auf einem drei Meter hohen Holzstapel. Jürgen direkt hinter mir. Ich springe und lande mit zitternden Beinen in einem von uns gesteckten engen Kreis aus angespitzten Pfählen, unverletzt und erleichtert. Jürgen, zwei Jahre jünger, springt als Zweiter, zu kurz, und reißt sich eine tiefe Wunde ins Fleisch. Wir starren uns einen Augenblick voller Schrecken an, dann rennt er ins Haus. (...) Jürgen ist immer weiter gegangen als andere. Er hat nie da angehalten, wo es für mich Grenzen gibt. Aber Jürgen springt immer wieder, als habe er nichts zu verlieren oder alles. Beklagt hat er sich nie, nicht über seine Verletzungen, die Schwierigkeiten der Kindheit, auch nicht als er aus Geldmangel in London Nächte in seinem alten Mercedes verbringen musste. Er war getrieben und ist es immer noch. (...) In seiner Kolumne im ZEITmagazin schrieb Jürgen, dass er den Kontrollverlust liebt. Das ist es, was ihn immer wieder umtreibt, vielleicht weil er sich selbst oft am Rande der Kontrolle und Haltlosigkeit bewegt und trotzdem Herr der Lage bleibt.“ (zit. n. Helmut Teller in: Calves and Thighs, Juergen Teller; TF. Editores, Madrid, 2010)

„Ich phantasiere, als europäischer Intellektueller photographiert zu werden, an einem Kaffeehaustisch oder in meiner Bibliothek, gelehnt an die Bücherregale. Ich schaue ernst, sogar leicht mysteriös, gedankenverloren, als bemerkte ich den Fotografen und seine Assistenten gar nicht. Aber vermutlich würde es damit enden, dass ich verbraucht aussehe, abscheulich und überheblich. Wie es ihm gelingen konnte, David Hockney zu photographieren, wie er im Wohnzimmer seiner Mutter herumlümmelt, rauchend und von oben bis unten mit der Asche all seiner Zigaretten bedeckt, für die ganze Welt erkenntlich als irgendein schmuddeliger alter Mann aus Nordengland, ich weiß es nicht! Es ist, als hätte dieser Künstler nie etwas von Kalifornien gehört, noch weniger je von schönen Knaben geträumt, von Rasensprenklern und Swimming pools. (...) Als Juergen Teller mich fotografierte, fragte ich mich, ob er es irgendwie geschafft hatte, meine Seele mithilfe dieser kleinen schwarzen Kiste einzufangen, anstatt nur meine Eitelkeit, meinen Narzissmus, meine Lächerlichkeit. Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass das, was er wirklich versucht einzufangen, dieser Furor ist, dieser Wahnsinn, dass wir am Leben sind. Das gilt für seine gesamte Arbeit, sei es für die Modewelt, für seine Porträts oder seine anderen Fotografien.

(zit. n. Adrian Searle in: Calves and Thighs, Juergen Teller; TF. Editores, Madrid, 2010)

only in german

Jürgen Teller
Texte und Bilder