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Nachdem sich Jürgen Wolf in den letzten Jahren mit dem Richtigen und dem Falschen in der "Paul-Wühr-Ausstellung" und dem Erhabenen und dem Lächerlichen im Nudistenprojekt beschäftigt hat, wendet er sich diesmal dem Tragischen im schönen Schein zu. Die Ausstellung mit dem Titel "Der Schuss, Kristall und das Ich so schön" zeigt diesmal mehr großformatige Arbeiten im Rahmen einer Installation. Ein übergroßer Revolver, Zucker, eine Bar und Bilder, die manchmal so wirken, als ob man durch einen Briefkastenschlitz bei wohlhabenden Leuten durchsieht, erzeugen eine fiktive Geschichte. Das Erzählerische der Arbeiten steht im Mittelpunkt. Was verbirgt sich hinter dem schönen Schein? Gibt es eine innewohnende Bedrohung? Oder wird das Schöne nur als schön dargestellt? Fragen, mit denen sich der Betrachter auseinandersetzen kann.

Am Eröffnungsabend werden wieder die Akteure Christine Bär und Till Brinkmann in dieses Ambiente miteinbezogen. Im Januar wird es darüber hinaus die Revue: „Auf in die Verwöhnkultur – Deutsches Liedgut im Selbstversuch“ zu sehen geben.

In seiner Malerei setzt sich Jürgen Wolf immer wieder mit der deutschen Romantik und dem Schein des Schönen auseinander. Vordergründig zeigen sich Parallelen zu den Malern der Romantik in der großen Vielfalt der künstslerischen Ausdrucksmöglichkeit. Denn in der Formsprache dieser Maler war, ebenso wie in der modernen Kunst, die Reinheit der Linie von großer Bedeutung und die Farbe wurde zum Träger symbolischer Gestaltung. Diese Polarität ist auch den Bildern von Jürgen Wolf eigen. Er verwendet mit einem nahezu provokanten Unterton, erotische, alltägliche, absurde oder banale Motive. Oft will er das Interesse des Betrachters durch den bewußten Gebrauch von „unschönem“ Material und Inhalten wecken und unterstreicht gleichzeitig, daß der Begriff des Schönen immer einen subjektiven Charakter hat. Man verbindet mit dem Schönen die Fiktion von Vollkommenheit und muß sich dabei des Wagnisses bewußt sein, wie unmöglich es ist, die Vorstellung des Schönen auf einen deutlichen Begriff zu bringen.

Die Verbindung von Jürgen Wolf zu den Malern der Romantik wächst folglich aus der intensiven Entfaltung der Subjektivität, die zu einem kritischen, emotionalen Erleben seiner Umwelt führt. Sie äußert sich in der Ambivalenz von einer Verpflichtung zum Widerstand und der Liebe zur Tradition. Die Bilder sind also Folien für die Auseinandersetzung eines dem romantischen Geist verbundenen Künstlers mit einer Erlebniswelt, die sowohl lustbetonte als auch schmerzhafte Erfahrungen hervorbringt. Die Frage nach dem Bedürfnis von Schönheit soll und kann keine verbindliche Antwort erhalten, die Intension des Künstlers ist vielmehr diese konträren Positionen in seinen Bildern auszuloten.

Pressetext

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Jürgen Wolf: ”Der Schuss, Kristall und das Ich so schön”