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Eroeffnung 23. Januar 2009, 19h mit einer Eroeffnungsrede von Alexandre Kojève (IIPM, Berlin) und einem Diavortrag von Alfred Barr (Verbuendeter des MoAA, New York).

Ort: Halle fuer Kunst Lueneburg eV, Reichenbachstr. 2, D-21335 Lueneburg

Halle fuer Kunst Lueneburg und das Museum of American Art Berlin freuen sich, die Ausstellung Kabinett der Abstrakten – Original and Facsimile zu praesentieren. Mit dem Nachbau des Kabinetts von El Lissitzky, das in den spaeten 1920er Jahren als Ausstellungsraum fuer abstrakte Kunst errichtet wurde, zeigt die Ausstellung „den ersten Versuch, die Bestaendigkeit des Ausstellungsdisplays und die Stasis epochaler Raeume zu ueberwinden“ in seinem rekonstruierten historischen und politischen Kontext. Das Kabinett der Abstrakten entstand in enger Zusammenarbeit zwischen Alexander Dorner, dem Direktor des Provinzialmuseums in Hannover der Jahre 1925-1937, und El Lissitzky, einem der wichtigsten sowjetischen Avantgardekuenstler. Bereits kurz nach seiner Eroeffnung 1928 wurde das Kabinett zu einem der bedeutendsten Exponate des Provinzialmuseums. Alfred Barr, Gruendungsdirektor des New Yorker Museum of Modern Art, merkte an, das Abstrakte Kabinett sei „vermutlich der weltweit bedeutendste Einzelraum der Kunst des 20. Jahrhunderts“ gewesen. Dies wurde vielfach aehnlich eingeschaetzt und setzte weltweit Impulse fuer die Revision musealer Ausstellungspraxen.

Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland wurde es fuer Alexander Dorner zunehmend schwieriger, das Kabinett der Abstrakten einer Oeffentlichkeit zu praesentieren. 1936 wurde es schließlich durch einen Regierungsbeschluss endgueltig demontiert. Zuletzt waren einige der einst im Kabinett gezeigten Arbeiten in der Ausstellung Entartete Kunst (1937) zu sehen, bevor sie konfisziert und zum großen Teil von den Nationalsozialisten zerstoert wurden. Zu dieser Zeit floh Alexander Dorner nach Amerika und der sich in Europa zunehmend ausbreitende Faschismus fuehrte das vorlaeufige Ende der Modernen Kunst in Europa herbei.

Nach Kriegsende musste ein Jahrzehnt vergehen, bevor die Aufarbeitung und Erinnerung an moderne Kunst und deren Narrative von europaeischer Seite erfolgte. In den USA, in die viele Protagonisten der Vorkriegsavantgarde immigrierten, erhielt sich das Bewusstsein fuer die Bedeutung von Arbeiten wie Lissitzkys Kabinett der Abstrakten. Mit Alfred Barr hatte sich der Kanon des MoMA etabliert, der auf dem Glauben an eine politische und kuenstlerische Ueberlegenheit von abstrakter Kunst gruendete. In Europa wurde das Kabinett erst im Jahre 1962 in der Ausstellung Die Zwanziger Jahre in Hannover im Kunstverein Hannover durch zwei große Fotografien prominent praesentiert. 1968 erfolgte die Rekonstruktion in dem Raum des Landesmuseums Hannover, in dem es 1928 entstanden war. Unterdessen wurde die Installation ins Sprengel Museum in Hannover ueberfuehrt, wo es noch heute besichtigt werden kann.

Die Ausstellung Kabinett der Abstrakten – Original and Facsimile ist als Versuch zu betrachten, das Kabinett der Abstrakten als eine der bedeutendsten Leistungen der Kunst des 20. Jahrhunderts innerhalb eines rekonstruierten Kontextes zu zeigen. Sie erinnert an den Raum und die historischen Rahmenbedingungen, unter denen es entstand und schließlich verschwand. Ueber die Verwendung von Kopien einst zerstoerter Bilder folgen wir sowohl den Ideen Dorners zu Originalen und deren Faksimiles, als auch Walter Benjamins Gedanken zu „Kopien als Erinnerungen“. Um einen komplexen Ort der Erinnerung zu erschaffen, werden in der Ausstellung verschiedene Arten von Referenzmaterial und Displaytechniken, darunter Malerei, Buecher, Kataloge, Filmmaterial und Sound, herangezogen. Um nochmals Walter Benjamin zu zitieren: „Die in dieser Ausstellung gezeigten Werke sind keine Kunstwerke. Vielmehr sind es Souvenirs, ausgewaehlte Exemplare unseres kollektiven Gedaechtnisses.“

Das Museum of American Art ist eine Bildungseinrichtung, die sich dem Sammeln, Erhalten und Zeigen von hauptsaechlich moderner amerikanischer und zu Zeiten des kalten Krieges in Europa ausgestellter Kunst verschrieben hat. Der Fokus liegt im speziellen auf solchen Ausstellungen, die zur Fundierung einer Nachkriegsidentitaet in Europa beigetragen haben, die auf Individualismus, Internationalismus und Modernismus gruendet.

Die Dauerausstellung des Museums in Berlin (Stalinallee 91) beinhaltet auch eine verkleinerte Version des Museum of Modern Art. Diese nimmt Bezug auf die legendaere Ausstellung „Cubism and Abstract Art“ von Alfred Barr in 1936, eine Ausstellung, die moderne Kunst erstmalig nicht nach nationalen Schulen, sondern internationalen Stroemungen historisierte. Das Kabinett der Abstrakten ist ein Neuzugang im Museum of American Art, der diese Sammlung von Werken der fruehen Moderne um eine der großen Errungenschaften der modernen Kunst erweitert. Das Museum of American Art ist Mitglied der AMI.

Die Ausstellung in Halle fuer Kunst wird von einem Sonderbeitrag in der Publikationsreihe Displayer begleitet. Sie veroeffentlicht in ihrer naechsten Ausgabe die Ausstellung in Halle fuer Kunst in Druckformat. Wir danken Doreen Mende (Freie Kuratorin Berlin / Redaktion Displayer) fuer die Zusammenarbeit und die Initiierung des Projekts.

Displayer ist ein Magazin ueber Strategien und Politiken des Ausstellens, herausgegeben vom Studiengang Ausstellungsdesign und kuratorische Praxis an der Hochschule fuer Gestaltung in Karlsruhe. Neben verschiedenen Kapiteln zum Ausstellen und zur Rekonstruktion von Raum, wird die kommende Ausgabe den Katalog zur Ausstellung Kabinett der Abstrakten – Original and Facsimile mit Beitraegen des Museum of American Art sowie von Ines Katenhusen (Historikerin, Leibniz Universitaet Hannover) umfassen. www.displayer-hfg.de

PROGRAMM

Vernissage, Freitag, 23. Januar 2009, 19 h mit einer Eroeffnungsrede von Alexandre Kojève (IIPM, Berlin) und einem Diavortrag von Alfred Barr (Verbuendeter des MoAA, New York).

Podium, Sonntag, 1. Februar 2009, 16 h Abstract Cabinet & the Modern Art Narrative mit Alfred Barr (Verbuendeter des MoAA, New York), Ines Katenhusen (Historikerin, Leibniz Universitaet Hannover) und Doreen Mende (Freie Kuratorin Berlin / Redakteurin von Displayer).

Die Veranstaltungen finden in englischer Sprache statt, Eintritt frei.

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Halle für Kunst Lüneburg and the Museum of American Art Berlin present the exhibition Kabinett der Abstrakten – Original and Facsimile. With the rebuilding of El Lissitzky´s Cabinet, which was once produced as a display room for abstract art, the exhibition presents “the first attempt to overcome the fixity of the gallery display and the semi-stasis of the period room” together with its historical and political context.

The Abstract Cabinet emerged out of a close collaboration between the director of the Provinzialmuseum Hanover Alexander Dorner, and the prominent Soviet Avant-garde artist El Lissitzky. Immediately after the opening in 1928 the cabinet became one of the most prominent exhibits of the Provinzialmuseum. Furthermore it influenced the thinking on exhibiting practices among museum professionals worldwide. Alfred Barr, director of the Museum of Modern Art in New York, stated that “The Gallery of abstract art in Hanover was probably the most famous single room of twentieth century art in the world.”

With the rise of National Socialism in Germany, it became impossible for Alexander Dorner to keep the Abstract Cabinet open for the public. As a result of a governmental decision the Cabinet was finally dismantled in 1936. After the “Entartete Kunst” exhibition in 1937, which included pieces once displayed in the Cabinet, the artworks were confiscated and eventually destroyed, while Dorner fled to America. The spread of Fascism provoked a temporary end of modern art in Europe.

It was not until a decade after the war that the memories and the narrative on modern art began to be recovered in Europe. But in the US, to which central protagonists of the pre-war avant-garde had migrated, the MoMA canon established with Alfred Barr based on the belief in the political and artistical superiority of abstraction, kept the awareness of the importance of the Cabinet alive. Back in Europe, it was much later that the memory of the cabinet returned. It was not until 1962 that it was featured with two large photos in the exhibition Die Zwanziger Jahre in Hannover at the Kunstverein Hanover. In 1968 the Cabinet was reconstructed within its original space but without the original works. This installation was subsequently transferred to the Sprengel Museum in Hanover, where it can still be seen today.

The exhibition “Kabinett der Abstrakten - Original and Facsimile” is an attempt not to reconstruct, but to re-remember this important achievement of twentieth century modern art, including the broader context of its appearance and disappearance. By working with copies of the destroyed paintings, we are following Dorner’s idea on original and facsimile as well as Walter Benjamin’s thought that “copies are memories”. To create a complex space of memory, the exhibition works with various kinds of reference material and display techniques including paintings, books, catalogues, film footages, and sound. To quote again Walter Benjamin: The artifacts at this exhibition are not works of art. These are rather souvenirs, selected specimens of our collective memory

The Museum of American Art is an educational institution dedicated to assembling, preserving and exhibiting memories primarily on modern American art shown in Europe during the Cold War. The major focus is set especially on those exhibitions which contributed to establish a common cultural post-war identity in Europe based on individualism, internationalism and modernism.

The museums permanent exhibition in Berlin (Stalinallee 91) also includes a small size version of the Museum of Modern Art as an American invention. It is based on the legendary 1936 exhibition “Cubism and Abstract Art” by Alfred Barr, an exhibition that historized modern art for the first time, not according to national schools but according to international movements. The Abstract Cabinet is a recent acquisition of the Museum of American Art, which extends its early modern collection with one of the most important achievements of modern art.

The Museum of American Art is a member of AMI.

The presentation at Halle für Kunst will be accompanied by a special feature in the publication series Displayer which dedicates a section of its coming up issue to the catalogue of the exhibition at Halle für Kunst. We thank Doreen Mende (Free curator Berlin / Editor-in-Chief Displayer) for this collaboration and for initiating the project.

Displayer is a magazine on strategies and politics of exhibiting published by the programme Exhibition Design and Curatorial Practice of the Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Next to various chapters on exhibiting and the reconstruction of space, the forthcoming issue will host the catalogue of the exhibition Kabinett d. Abstrakten – Faksimile and Original with contributions by The Museum of Amercian Art Berlin and Ines Katenhusen (Historian, Leibniz University Hanover). HYPERLINK "http://www.displayer-hfg.de/"www.displayer-hfg.de

PROGRAMME

Vernissage, Friday, January 23rd 2009, 7 pm with an opening speech by Alexandre Kojéve (IIPM, Berlin) and a slide-lecture by Alfred Barr (Associate of the MoAA, New York)

Podium, Sunday, February 1st, 4 pm Abstract Cabinet & the Modern Art Narrative with Alfred Barr (Associate of the MoAA, New York), Ines Katenhusen (Historian, Leibniz University Hanover) and Doreen Mende (Free curator Berlin / Editor-in-Chief Displayer)

The presentations will be in English / Free Entrance

Thanks to Displayer Magazine, Museum of American Art, Land of Lower Saxony, City of Lueneburg, Lueneburgischer Landschaftsverband

only in german

Kabinett der Abstrakten - Original and Facsimile
Mit Werken der Sammlung des Museum of American Art Berlin