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2014 wird zum ersten Mal der Große Staatspreis für Bildende Kunst Baden-Württemberg unter dem Namen „Oskar-Schlemmer-Preis“ vergeben. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung geht an die international renommierte Künstlerin Katharina Grosse (* 1961 Freiburg, lebt und arbeitet in Berlin). Der Preis wird am 21. Mai in der Staatsgalerie Stuttgart von Staatssekretär Jürgen Walter verliehen und ist verbunden mit einer Präsentation ihrer neuesten Arbeiten in der Staatsgalerie.

Katharina Grosses besonderer Stellenwert in der zeitgenössischen Kunst besteht darin, eine Malerei entwickelt zu haben, die für sich einen hohen Grad an Unabhängigkeit beanspruchen kann. Sie behauptet ihre Souveränität in Abgrenzung vom Bildgrund, aber auch von der Künstlerin und damit letztendlich selbst vom Betrachter. Die Farben in ihrer Bewegtheit ergehen sich in einem Eigenleben und lösen sich von den räumlichen Vorgaben. Der Untergrund, auf dem sie stehen, hält die Farben nicht länger fest, sondern sie treten hervor. Sie nehmen dem Betrachter die Sicherheit des eindeutigen Standpunktes gegenüber dem Werk.

Er kann seinen Abstand zur Malerei nur schwer bestimmen, verliert sein Verständnis für Raum und Größenverhältnisse vor dem „Bild“, das in seinen Aus-maßen die gewöhnlichen Verhältnisse übersteigt. Selbst die Tafelbilder Grosses besetzen den Raum und sprengen ihn mittels farblicher Expansionen. Die Malerei kann nie als Ganzes erfasst werden, sie umfängt den Betrachter und agiert hinterrücks, auch wenn er nicht hinschaut. Farbspuren verlaufen in weit gespannten Bögen oder schlingern in Schraffuren über den Grund. Dabei setzt Grosse sehr unterschiedliche Träger für ihre Malerei ein. Das Spektrum reicht von klassisch aufgespannten Leinwänden über Ballons und Möbelstücke bis hin zu Erdhaufen. Auch die dazwischen liegenden Wand-, Boden- und Fensterflächen werden zu Bühnen, die von den Farben genutzt werden. Die derart aufgefächerte räumliche Struktur folgt dynamischen Prinzipien, die den Bewegungen zuwider laufen, in denen die Malerei ihre Möglichkeiten erkundet.

Grosse sprüht die Farben auf den Malgrund. Im Entstehungsprozess der Bilder schwebt die Farbe also für kurze Zeit frei im Raum. Je länger sie einer Stelle Aufmerksamkeit widmet, desto dichter wird der Farbauftrag. So kommt es, dass die Farbe in Tropfenbahnen aufläuft. Bei schneller Bewegung, wenn die Künstlerin sich anderen Bild- und Raumzonen zuwendet, lösen sich die Farbverläufe in dünne Nebel auf. Malerei erscheint als Ausdruck eines Denk- und Handlungsprozesses, der von Farben gesteuert wird, indem Farben gesteuert werden.

Anlässlich der Verleihung des Oskar-Schlemmer-Preises zeigt Katharina Grosse in der Staatsgalerie Stuttgart zwei neue Arbeiten: Malerei auf einer Leinwand mit den beachtlichen Ausmaßen von 3,94 m x 5,44 m und auf einer Styroporskulptur.

Katharina Grosse, 1961 in Freiburg im Breisgau geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte an den Kunstakademien Münster und Düsseldorf. Seit 2010 ist sie Professorin für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Zuvor lehrte sie zehn Jahre an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Ihre Arbeiten finden internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung in zahlreichen Gruppenausstellungen und Biennalen, etwa in São Paulo und Sydney, sowie in Einzelausstellungen in renommierten Institutionen wie dem UCLA Hammer Museum in Los Angeles, dem Palais de Tokyo in Paris, der Renaissance Society in Chicago, dem Museu de Arte Contemporânea de Serralves in Porto, dem Kunstmuseum Bonn und dem Nasher Sculpture Center in Dallas. Aktuell präsentiert der Public Art Fund ihre erste Außenskulptur in New York, vor dem MetroTech Center in Brooklyn. Arbeiten von Katharina Grosse befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, u.a. im Centre Pompidou in Paris, im Museum of Modern Art in New York, im Kunsthaus Zürich oder in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.