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Prall

Josef Kern ist seit den späten 1970er Jahren einer der wesentlichsten Vertreter einer figurativen Malerei in Österreich. Zusammen mit Hubert Schmalix, Alois Mosbacher und Siegfried Anzinger, deren Malerei auch von der Gegenständlichkeit geprägt ist, war er einer der Hauptvertreter der „Neuen Malerei“ in Österreich. Kern folgte jedoch nur ganz am Anfang seiner Karriere der gestischen Art zu malen, wie sie aus der österreichischen Tradition des Frühexpressionismus bekannt ist. Seine Darstellungsweise ist wesentlich glatter und stärker den verschiedenen Spielarten des Realismus verpflichtet. Seine Themen sind oft der Maler selbst, meist weibliche Modelle, Pflanzen und bestimmte Tiere, wie Fische und Krebse. Die bereits toten Tiere sind als Referenzen an die Tradition der Stilllebenmalerei zu verstehen. Sinnlichkeit, Vitalität und Erotik, das waren auch Antriebe, die aus der Konzeptkunst raus in die bildreiche neue Malerei führen sollten. Kern versucht zweifellos Erotik aus der Malerei zu generieren. Der Malakt ist nicht selten gleichgesetzt mit dem Sexualakt. Die Blüten und Früchte seien die Geschlechtsorgane der Pflanzen, war sich der Fotograf Robert Mapplethorpe sicher. Wenn man die Art und Weise betrachtet, wie Josef Kern Gegenstände und Körper – auch in ihrer Ausschnitthaftigkeit – wiedergibt, wird eine höchst aufgeladene Stimmung der erotischen Lust spürbar. Man könnte im besten Sinne von „Zweideutigkeit“ sprechen. In dieser Ausstellung sind es vor allem Blumendarstellungen, die gezeigt werden – dazu wenige Akte und einige Skulpturen bzw. Reliefs. Die Pracht der Blumen mit ihren intensiven Farben und der Stofflichkeit der Blütenblätter wird von Josef Kern verblüffend authentisch wiedergegeben. In den aus Holz geschnitzten Skulpturen verbindet sich der menschliche Körper mit vegetabilen Formen. Der Eindruck der Exotik ferner Kulturen und des Surrealen liegen nahe. Die Reliefs sind auf dieselbe Weise vom Ornamentalen des floralen Motives geprägt und von der Sinnlichkeit der Formen, die sich prall aus der Zweidimensionalität des Bildes blähen und in der Dreidimensionalität des Skulpturalen eine noch stärkere Delikatesse entwickeln. Gegenwärtig gibt es eine gewisse Konjunktur im Bereich der figurativen Malerei. Man kann das international verfolgen. Es kommen Bildtraditionen wie der „Sozialistische Realismus“ aus den postkommunistischen Ländern hinzu. Aber auch die starke Mediatisierung hat bewirkt, dass wir wesentlich über Bilder wahrnehmen und das Narrative als Selbstverständlichkeit zulassen. Das alles trifft für Josef Kern wenig bis gar nicht zu. Er war viel früher schon als figurativer Maler tätig. Es ging letztendlich im Zusammenhang mit der „Neuen Malerei“ auch um das klassische Bild des Künstlers. Dessen künstlerische Tätigkeit als unumgängliches Handeln, seine Ausnahmeposition innerhalb der Gesellschaft und letztlich auch seine Fähigkeit Bilder zu erzeugen, Realitäten zu schaffen, das alles machen den Künstler seit Jahrhunderten aus und daran wollte man damals mehr ironisch als bitter ernst anschließen. In dieses Rollenverhalten ist man Ende der 1970er Jahre im Zusammenhang mit der „Neuen Malerei“ gekommen – letztlich auch um sich weitestmöglich von den Methoden und Ideologien der Konzeptkunst zu distanzieren. Aus der heutigen Sicht muss man jedoch sehen, dass man sich eigentlich um den gesamten Kontext der Malerei gekümmert hat, womit die Ebene des Gemäldes nicht die einzige Rezeptionsebene ist. Man muss darüber hinaus denken und die Handlungsformen, die im Zusammenhang mit der Malerei bekannt sind mitdenken. Die Inhalte dieser Malerei waren der Kunstgeschichte und der Mythologie verpflichtet. Es galt private Mythologien zu entwerfen und sie entsprechend mit Bildern auszustatten. Josef Kern ist später eher einer surrealen Bildfindung nachgegangen. Dieser Ansatz des Phantastischen, des Ornamentalen, wo sich erneut Vegetabiles mit Körperlichem verbindet, hat in Österreich seit dem Jugendstil eine lange Geschichte. Kern verbindet somit in seiner Arbeit wesentliche Traditionen der Malerei, wie Expressionismus, Realismus und Surrealismus, kann das aber sehr gekonnt in eine Gegenwart stellen, die wir wiedererkennen. Damit ist seine Malerei auch keineswegs rückwärtsgewandt, sondern sie ist Ausdruck vitaler Existenz – prallen Lebens.

Günther Holler-Schuster Text anlässlich einer Ausstellung neuer Gemälde und Skulpturen von Josef Kern in der Galerie Gölles in Fürstenfeld

Hubert Schmalix

Als junger Vertreter der "Neuen Malerei" wurde er mit seinen expressionistischen Gemälden in den 1980er-Jahren bekannt, heute zählt er zu den international renommiertesten österreichischen Malern:

In Graz geboren, übersiedelte er 1987 nach Los Angeles, wo er bis heute als Maler und Galerist arbeitet. Schmalix wurde am 17. Dezember 1952 in Graz geboren, von 1971 bis 1976 studierte er Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Seine ersten Ausstellungen hatte er Ende der 70er Jahre im Wiener Künstlerhaus und in der Galerie Ariadne. 1978 wurde im Joanneum Ecksaal, einer Dependance der Neuen Galerie Graz, die erste Personale des damals 26-jährigen Absolventen der Wiener Kunstakademie konzipiert. Bereits zwei Jahre später erhielt Schmalix die Einladung zur "Aperto", dem Forum für junge Künstler an der Biennale von Venedig, die den internationalen Durchbruch brachte.

"Wild" und "heftig" Zu Beginn der 1980er Jahre wurde Hubert Schmalix im internationalen Ausstellungsgeschehen als Vertreter einer Malerei präsentiert, die mit den Adjektiven "wild" und "heftig" versehen war: Zusammen mit Künstlern wie Alois Mosbacher, Siegfried Anzinger und Herbert Brandl war er Teil der Bewegung der "Neuen Malerei", die sich als Reaktion auf den vorherrschenden Konzeptualismus formierte. Dabei orientierte man sich sowohl an den "Neuen Wilden" in Deutschland, als auch an der italienischen "transavantgardia". In diesen Jahren zeichnete sich Schmalix' Werk durch abstrakt-expressive Großformate aus. Thema seiner Malerei war meist der Mensch, oft in dramatischen Posen. Daneben entstanden auch Landschaften, Akte oder Stillleben, die sich ebenfalls durch intensive Farben auszeichneten. Sein Bild "14 Zigaretten" (1976) wurde von dem Grazer Kunsthistoriker Wilfried Skreiner zum Initialwerk der "Neuen Malerei" in Österreich erklärt. Schmalix hielt es jedoch nicht in Österreich, er reiste - etwa auf die Philippinen und immer wieder in die USA. 1987 übersiedelte der Maler schließlich ganz nach Los Angeles, wo er von der Begegnung mit der amerikanischen Westcoast-Malerei stark beeinflusst wurde. Seine Arbeit konzentrierte sich auf weibliche Akte und Städteansichten, etwa von Los Angeles. Schmalix malte jedoch auch Christusbilder mit Zügen mexikanischer Volkskunst. Der figural-expressive Stil wurde klassischer, die Arbeiten strenger und architektonischer in der Komposition, seine Städtebilder erinnerten gar an Farbfeld-Malerei. Seit 1997 hat Schmalix auch eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste inne, 1998 erhielt er den Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst.

In seinen aktuellen Arbeiten gewann Schmalix seine gewohnte Buntfarbigkeit zurück, steigerte inhaltlich die lyrische Note und widmete sich - neben dem Thema des Stilllebens - neuerlich dem weiblichen Akt. Letzterer wird vor allem zum Ausdruck erotischer Fantasien von Fesselungsritualen, die in der Tradition des japanischen Fotokünstlers Nobuyoshi Araki zu sehen sind. Neben seiner Tätigkeit als Maler ist Schmalix in Kalifornien auch als Galerist tätig. Unter anderem gestaltete Schmalix auch die Pfarrkirche St. Paul in Salzburg, 2008 verhüllte er den Wiener Ringturm mit einem Blumenstillleben. Er ist immer wieder in österreichischen und internationalen Ausstellungen vertreten, zuletzt etwa in der Galerie Krinzinger, in der Neuen Galerie Graz oder in der Galleria d?Arte Moderna in Bologna.

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KERN : Schmalix

Künstler:
Josef Kern, Hubert Schmalix