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Nach der beindruckenden Installation des Bottari Truck in ihrer Ausstellung "Bottari Cologne 2005" erlebt nun das jüngste Werk der koreanischen Künstlerin Kimsooja (* 1957 in Taegu, in New York lebend) in der Kewenig Galerie seine Premiere. Die Drei-Kanal-Videoprojektion "Mumbai: A Laundry Field" entstand in den vergangenen Monaten im indischen Mumbai, vormals Bombay, und knüpft an die Reihe der "Laundry Woman" an.

Im linken Bild der dreiteiligen Wandprojektion führt die Kamera den Betrachter durch die engen Gassen verschiedener Armenviertel Mumbais. Hier herrschen Lebensbedingungen, wie sie in ihrer Trostlosigkeit und Härte inmitten einer modernen Metropole kaum vorstellbar sind. Jedes dieser Viertel hat seine eigenen Strukturen und religiösen Gemeinschaften, und selbst wenn in einigen Vierteln Hindus, Moslems und Christen aufeinander treffen, bleibt die Parallelität der unterschiedlichen Kulturen bestehen. Es finden sich Slums in denen die menschliche Würde keine Bedeutung mehr zu haben scheint, in denen Menschen, offensichtlich vom Rest der Gesellschaft ignoriert, wie in Tierställen hausen, mitten im Gestank des Mülls. Doch selbst diese Gegenden üben auf den fremden Besucher, durch die farbenfrohe Wäsche die in den engen Gassen und Mauern hängt, zugleich einen ästhetischen Reiz aus. Sie werden als Orte wahrgenommen, die trotz der eigentlich unmenschlichen Bedingungen immer noch durch Lebensfreude geprägt sind. Die mittlere Projektion zeigt die Wäscher im Viertel Dhobighat bei ihrer Arbeit. Das Wasser spritzt lebhaft beim Bearbeiten und Trocknen der bunten Wäsche und auch der Waschplatz selbst, zu Zeiten der britischen Kolonialherrschaft entstanden, zeigt sich farbenfroh. Die Arbeit des Wäschers, das Reinigen der dreckigen Wäsche anderer, gilt im indischen Kastensystem als eine der niedrigsten Tätigkeiten. Fast scheint es daher, als ob die hier Arbeitenden beim Schütteln der Wäsche mit dem Spritzwasser zugleich auch das eigene Karma zu reinigen bemüht sind und das Geräusch ihres heftigen Atmens unterstreicht diesen Eindruck. Die Bildszene auf der rechten Seite der Projektion zeigt einen durch Mumbai fahrenden Pendlerzug, überfüllt mit Menschen, die wie selbstverständlich auch die Verbindungsachsen zwischen den einzelnen Wagen und die Dächer der Abteile besetzen. Sinnbildlich vermittelt sich in dieser Szene der alltägliche Überlebenskampf dieser Menschen. Während die im Wind flatternde Kleidung der Zugfahrenden visuell auf das Prächtigste mit den trocknenden Wäschestücken in den benachbarten Projektionen korrespondiert, stellt sich dem Betrachter dennoch auch die bedrückende Frage nach dem Wert und der Bestimmung des einzelnen Individuums in dieser Gesellschaft.

Die Bilder der Videoarbeit "Mumbai: A Laundry Field" wirken direkt und kraftvoll und ihre Energie bezaubert und verstört zugleich. Ein Konflikt, der sich durchaus auch aus dem Selbsteingeständnis ergibt, dass man als Betrachter durchaus fähig ist, Tragik und Armut, gar Gewalttätigkeit, auf ihre visuellen Infomationen zu reduzieren und anscheinend unabhängig von ihrer Realität deren ästhetischen Wert zu erleben.

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Kim Sooja
Mumbai: A Laundry Field