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Eine Kooperation des Kunstmuseum Wolfsburg mit der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Klasse Prof. Dr. Ulrich Eller

Ein Klang besitzt nichts, ebenso wenig wie ich ihn besitze. Ein Klang hat sein Sein nicht, er hat nicht einmal die Gewissheit, in der folgenden Sekunde zu existieren. Befremdend ist, dasser kam, um da zu sein, genau in dieser Sekunde. Und dass er vergeht. Das Rätsel ist der Prozess. John Cage

Im Jahr 2006 initiierte Museumsdirektor Prof. Dr. Markus Brüderlin einen Zen-Garten, der bewusst in den Kontext eines westlichen Kunstmuseums gesetzt wurde: als Zeichen des Dialogs der Kulturen. In den Proportionen des Ryoan-ji-Gartens in Kyoto konzipierte der Architekt Kazuhisa Kawamura mit dem Japangarten einen geistigen Erfahrungsbereich, in dem die Eindrücke des Museumsbesuchs reflektiert werden können.

In diesem Ort der Stille werden ab dem 20. Mai in wöchentlichem Wechsel sechs Klangkunstwerke nacheinander zu hören sein. Das Anliegen der Künstler ist es, Hören und Sehen auf spezifische Weise zu verknüpfen. Ebenso spielen Geräuschverdichtungen oder -verstärkungen eine Rolle sowie die örtlichen Verschiebungen von Geräuschkulissen. Die Konzentration auf die uns scheinbar bekannten Oberflächen der Dinge bietet dabei Raum für künstlerische Interventionen oder synästhetische Soundkompositionen. „Das künstlerische Arbeiten“, so Prof. Dr. Ulrich Eller, „verwischt die Grenzen zwischen Objekt, Skulptur, Architektur, Installation und besonders zwischen Musik und bildender Kunst.“ Die an diesem Kooperationsprojekt beteiligten Künstler sind Georg Werner, Tamaki Watanabe, Walter Zurborg, Dennis Graef, Jörg Hufschmidt, Ingo Schulz und Fritjof Mangerich.

KlangZeit 16.05. – 28.05.2012 Georg Werner Tiefpass Der Architekt des Japangartens, Kazuhisa Kawamura, schuf eine Möglichkeit, „meditativ über seine eigene Existenz nachzudenken“. Teil dieser Existenz in einer industrialisierten Gesellschaft sind Motorengeräusche, Reifenquietschen und Türenklappen. Georg Werner überträgt die Geräusche aus der Tiefgarage unter dem Museum simultan auf Lautsprecher in den Japangarten. Ganz im Sinne des Zen-Buddhismus, der statt klarer Grenzen die fließenden Übergänge betont, verstärkt Werner auf auditiver Ebene das Konzept des Gartens.

KlangZeit 30.05. – 03.06.2012 Walter Zurborg und Tamaki Watanabe brought to you by helicopter Der alte Weiher: Ein Frosch springt hinein. Oh! Das Geräusch des Wassers. (Haiku von Matsuo Basho ) Tamaki Watanabes und Walter Zurborgs interaktive Installation animiert die Besucher dazu, mehrere aufgestellte Wurfapparate selbst zu benutzen. Die geschleuderten Kieselsteine erzeugen beim Auftreffen ein Geräusch. Die Installation verfolgt den Gedanken der japanischen Literaturgattung des Haiku, deren Beschäftigung mit dem Leben und dem Zen sich in größter poetischer Einfachheit ausdrückt.

KlangZeit 05.06. – 10.06.2012 Dennis Graef Bunny Landing In einer fünfzehnminütigen Komposition fließen stark verlangsamte, meditative Klänge und Außengeräusche des Japangartens ineinander. Diese klangliche Symbiose findet ihre architektonische Entsprechung in der Verbindung zwischen der westlichmodernen Architektur des Museums und dem in der japanischen Tradition verwurzelten Garten. Der Titel referiert auf das Bild eines „landenden Hasen“, das beim Hören in der Vorstellung des Besuchers entstehen soll.

KlangZeit 12.06. – 17.06.2012 Jörg Hufschmidt The Opposite of Silence is Silence Alle im Japangarten wahrnehmbaren Geräusche werden zunächst aufgenommen und in einem kurzen Loop übereinandergeschichtet: Der lineare Zeitverlauf wird in einen zirkulären überführt. Der Ort fungiert als Speicher aller erzeugten Geräusche, die ihre individuelle Bedeutung verlieren und sich in ein gleichmäßiges Rauschen verwandeln. Hufschmidt entwickelt mit dieser Arbeit ein ortsspezifisches akustisches Bild für den Garten als Ort der Stille, in dem ein Heraustreten aus dem stets vorwärtsdrängenden Alltag möglich ist.

KlangZeit 19.06. – 24.06.2012 Ingo Schulz 56°23‘55 N 14°15‘90 E Durch akustische Untersuchungen am Material Stein entwickelt Ingo Schulz mit dem kostbaren Stein Black Ebony seine Klangskulpturen. Die idiophonen Skulpturen benötigen nur einen kleinen Impuls von außen, der sie auf spezielle Weise elektrisch anregt und dadurch erklingen lässt. Auf der hellen Kiesfläche des Japangartens werden fünf schwarze Klangkörper, naturbelassene Fragmente aus einem Steinbruch in Schweden, exakt platziert, um dort optisch wie akustisch mit dem Garten in einen Dialog zu treten.

KlangZeit 26.06. – 01.07.2012 Fritjof Mangerich Subito Blickt man direkt ins grelle Sonnenlicht und schließt dann die Augen, bleibt auf der Netzhaut für einige Sekunden ein Nachbild zurück: ein heller Fleck in Form der Lichtquelle. Obwohl die Reizwirkung nicht mehr andauert, bleibt der Erregungszustand kurze Zeit weiter bestehen. Dies gilt neben dem Auge auch für das Ohr. In die Stille des Japangartens lässt Fritjof Mangerich in unregelmäßigen Abständen laute und kurze, deutlich störende Klange ertönen, um solche „Aftersensations“ oder Nacheffekte in der Wahrnehmung des Besuchers zu kreieren.

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KlangKunst im Japangarten
Kuratoren: Jennifer Bork, Pamina Gerhardt

Künstler: Georg Werner, Tamaki Watanabe, Walter Zurborg, Dennis Graef, Jörg Hufschmidt, Ingo Schulz, Fritjof Mangerich