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Eröffnung: am Freitag, 31. Mai, 19 Uhr in der NGBK und im Haus am Kleistpark

Das RealismusStudio der NGBK präsentiert an zwei Ausstellungsorten in Berlin einen Einblick in das Schaffen des Künstlers Klaus Mettig. Die Ausstellung konzentriert sich in der NGBK auf die großzügige Präsentation seiner beiden letzten großen Werkgruppen, großformatige Fotoarbeiten aus den Jahren 2004 und 2007, die in New York und Asien entstanden sind. Im Haus am Kleistpark werden seine in den 1970er und 1980er Jahren entwickelten Simultanprojektionen gezeigt. Es handelt sich um umfangreiche Bildkomplexe zu China (1978), Berlin zu Mauerzeiten (1981-83) und Moskau (1985).

Klaus Mettig beschäftigt sich seit 35 Jahren mit Gesellschaftsporträts, der Politik von urbanen Ökonomien in den großen Metropolen. In seinen Fotosequenzen verdichtet er die durch die Kollision der politischen Systeme entstehende, zur Lebenswelt erklärte Misere und entwickelt Vergleichssituationen. Besonders im Zeitalter der Globalisierung werden diese Gegenüberstellungen immer aberwitziger. Die Fotoarbeiten erscheinen wie unbehandelte Dokumente aus alltäglich Gesehenem. Jedoch wird schnell klar, wie genau das einzelne Bildmotiv, der Ausschnitt, das endgültige Format gewählt sind und, wie die für sich schon komplexen Einzelbilder zu einer mehrteiligen Komposition zusammengefügt werden. Beeindruckend ist die Akribie, mit der die fotografische Oberfläche bearbeitet, geschärft, teils bis in die Körnung aufgeraut wird, so dass der völlig artifizielle Umgang mit dem fotografischen Medium und mit den Methoden der Aufzeichnung von Realität deutlich zu erfassen ist.

Die Ausstellung verdeutlicht in einer Gegenüberstellung von Arbeiten aus den späten 1970er und den 1980er Jahren und neueren Werken Klaus Mettigs Methoden des Vergleichs, der Kontextverschiebung und der Durchdringung der Oberfläche durch Prinzipien des Artifiziellen, mit der er die Wahrnehmung und Wirkung der Mechanismen internationaler Politik und Wirtschaft künstlerisch reflektiert. „Don’t be Left Behind” ist der Slogan einer Immobilienagentur, die in Dubai Luxuswohnungen anbietet. Es ist auch der Titel der neuesten Fotoserie Klaus Mettigs, die in den Jahren 2005 und 2006 in fünf Regionen Asiens entstanden ist.

In der NGBK ist eine größere Auswahl dieser Fotografien zu sehen. Auf den ersten Blick kaum miteinander in Verbindung zu bringen, erzählen sie vom gesellschaftlichen Zusammenleben von fünf Ländern, die in eine ausgeklügelte Konstellation gezwungen sind und stellen unvereinbare Wirtschafts- und Lebensverhältnisse in einen deprimierenden, der Globalisierung geschuldeten, Zusammenhang. Neben den großformatigen Panoramafotografien der Serie Don’t be left behind (2007/08) mit ihren ungewöhnlichen Formaten von 125 x 375 cm ist in der NGBK eine weitere Werkgruppe jüngeren Datums zu sehen: N.Y. 2004 - eine Reihe großformatiger Fotografien aus den Straßen New Yorks. Im Haus am Kleistpark werden drei frühere Werke präsentiert: die mehrteiligen Diaprojektionen China, September - Oktober 1978 (Beijing Yanan Xian Luoyang), Berlin/ Ost-West / 1981 – 83 (zwischen Gestern und Morgen) und Vor dem Licht 1985 (Polarisation).

Was bedeutet ein kritischer Blick auf die Welt heute noch? Welche Erkenntnisse können wir aus den uns verdächtig gewordenen medialen Abbildern noch ziehen? Die politisch motivierte Fotografie, wie die Experimente mit den bildproduzierenden Medien, spielten im RealismusStudio seit der Gründung 1973 eine große Rolle, um den Realismusbegriff und den Blick auf unsere Realität stets neu zu testen und zu hinterfragen. 1984 wurde Klaus Mettig schon einmal in der Gruppenausstellung „Wer überlebt winkt – Ansatzpunkte kritischer Kunst heute“ des RealismusStudio und des Bonner Kunstvereins ausgestellt. Damals -5 Jahre vor dem Mauerfall- wurde erstmals die Diaschau Berlin / Ost-West / 1981 – 83 (zwischen Gestern und Morgen, gezeigt.

Klaus Mettig (geb. 1950 in Brandenburg) erhält 1973 ein Stipendium für das Independent Study Program am Whitney Museum of American Art in New York. 1976 entsteht die vierteilige Diaprojektion "China Amerika". 1976/77 lebt Mettig erneut in den USA. In der projektiven Arbeit aus 324 Diapositiven „China, September - Oktober 1978 (Beijing Yanan Xian Luoyang)“, und seiner Bilderserie "Die Explosion ist lautlos I-VII/China 1978" verarbeitet Mettig seinen ersten China-Aufenthalt. Für seinen Auftritt bei der documenta 7 (1982) sind drei Jahre Vorarbeit nötig, um die monumentale Arbeit "l-214/1979-81" vorzustellen. In dieser 2,52 m hohen und 65 m langen Arbeit präsentierte Mettig 2.568 Schwarz-Weiß-Fotos, die eine freie Selektion aus westdeutschen Nachrichtenbildern dokumentieren (zu sehen 2006 als Teil der RAF-Ausstellung „Zur Vorstellung des Terrors“ in den Kunst-Werken Berlin). Es folgt die Arbeit "Berlin / Ost-West / 1981-1983 (zwischen Gestern und Morgen)", die die Mauer fotografisch analysiert - 81 Bildkonstellationen führen nochmals zurück in die Zeit, als die Unterschiedlichkeit der politischen Systeme noch eine Bildfläche bot. Von 1984 bis 1986, als Stipendiat der Karl Schmidt-Rottluff-Stiftung, erstellt er die Arbeit "Stahlnetz". Thematisch finden sich hier 13 abstrakt anmutende, durch Stahlnetze aufgenommene Fotografien der Staatsrepräsentation der damaligen UdSSR, die Mettig 1985 besuchte. Aus dem dort auf Polaroid-Film belichteten fotografischen Material schuf er auch die Diaserie „Vor dem Licht 1985 (Polarisation)“. 1992 entsteht "Sibirien“. Viele weitere Reisen zur kritischen Erweiterung und Überprüfung des Gesehenen folgen und schlagen sich in zahlreichen Projekten und Ausstellungsbeteiligungen bis heute nieder. Klaus Mettig lebt und Arbeitet in Düsseldorf. Im Herbst dieses Jahres wird Klaus Mettig an der 7. Shanghai-Biennale teilnehmen.

Die Ausstellung wird im Frühjahr 2009 im museum kunst palast, Düsseldorf gezeigt. Zur gemeinsamen Ausstellung entsteht eine Publikation mit den ausgewählten Werkgruppen und dokumentarischem Material, die zur Eröffnung im museum kunst palast vorliegen wird.

Bei Steidl erscheint im Mai 2008 die Publikation von Klaus Mettig „Don’t be Left Behind“ ISBN 978-3-86521-595-6

Eine Ausstellung des RealismusStudios der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst in Zusammenarbeit mit dem Haus am Kleistpark Berlin und des museum kunst palast, Düsseldorf mit Unterstützung der Kunststiftung NRW. Die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst wird finanziert von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.

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Klaus Mettig
DON'T BE LEFT BEHIND
Fotoarbeiten und Projektionen 1978 - 2008

Stationen:
31.05.08 - 13.06.08 NGBK Berlin
31.05.08 - 13.06.08 Haus am Kleistpark, Berlin