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Klaus Sievers: Bonbons
Ausstellung zu Gunsten obdachloser Menschen
24.01.2020 – 14.02.2020

Vernissage 24.01.2020 18:00 Uhr

(ho). Was haben Bonbons, achtlos weggeworfen und auf der Straße gefunden, sodann in großformatigen Bildern von Klaus Sievers gemalt, mit Obdachlosen gemeinsam? Sie zeigen, was in dieser auf Konsum getrimmten Gesellschaft wertlos erscheint. Aber der Schein trügt: Wer sich auf einen Dialog mit ausgegrenzten, diskriminierten Menschen einlässt, etwa beim Kauf einer Straßenzeitung, entdeckt schnell, dass gerade in der Randständigkeit einer Existenz echte Tiefe zu finden ist. Wer durch Leid verletzt, geprüft oder sogar gestählt ist, hat viel zu erzählen. Und vor allem: über Dinge, die etwas bedeuten. Wie etwa bei unserem Projekt strassenleben.org, bei dem Wohnungslose alternativ durch die Stadt führen, an Plätze, die gemeinhin gemieden werden, wo Drogen vertickt werden, Beschaffungsprostitution stattfindet, wo Menschen unter Brücken schlafen. Und, wo weggeworfene Bonbons zu finden sind. Es geht um die Bilder hinter den Bildern, um Geschichten und Erlebnisse, die wahrhaftig sind. Die wirklich berühren, wenn wir uns darauf einlassen, einem Menschen, der in der Gesellschaft ganz unten ist, näher zu kommen. Dann können wir zu Erkenntnissen gelangen, die uns oberflächliche Scheinglitzerwelten niemals bieten. Erkenntnisse etwa, wie sie auch in den Schrifttafel-Bildern von Graubner-Meisterschüler Klaus Sievers, in seinen Wortarbeiten, wie er sie selbst nennt, sozusagen zwischen den Zeilen zu lesen sind. Kostprobe? „ganz klar / warum denn nicht / einfach mal / so im Vorbeigehen / zack / und zack / und dann nochmal”. Genau. So im Vorbeigehen. Oder: So im Genauhinsehen. Darum jedenfalls geht es in der Benefiz-Galerie unseres Straßenmagazins fiftyfifty. Um Erkenntnisse, wie sie nur Bilder vermitteln können, die, wie auch die Arbeiten von Klaus Sievers, für die gute Sache abgegeben werden, um Wohnungen zu kaufen für Menschen ohne jede Chance auf dem regulären Wohnungsmarkt. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Zum Beispiel das Bild vom „Oscar für Obdachlose” des verstorbenen Gönners Jörg Immendorff, der einst sagte, „blindwütige Karikativität” könne auch nicht die Lösung sein, da sei mal „knallhart der Staat gefragt”. Recht hatte er. Und genau deshalb geht es bei fiftyfifty niemals ausschließlich um Barmherzigkeit, sondern immer auch darum, die Verhältnisse zu ändern. Der Anblick eines achtlos weggeworfenen Bonbons könnte ein Anfang sein.