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Was ist das Wesen von Skulptur? Was unterscheidet skulpturale Arbeiten etwa von Design, Alltagsgegenständen oder Architektur? Wie lässt sich eine Verbindung zwischen diesen Bereichen oder der Kunstgeschichte herstellen, ohne dass ein Werk seinen eigenständigen Charakter verliert? Gibt es so etwas wie eine originäre künstlerische Idee oder ist alles in irgendeiner Form eine Variation oder Reproduktion von etwas bereits Dagewesenem oder Bestehendem? Das sind einige der Fragen, die sich der belgische Künstler Koenraad Dedobbeleer (* 1975, lebt in Brüssel) stellt.

Seine Arbeiten spüren das Überraschende im Bekannten auf. In seinen Objekten, Installationen, Fotografien und publizistischen Projekten entwickelt er neue Perspektiven auf das kollektiv Gewusste und fordert damit einen neu zu definierenden Umgang mit diesem ein. Ausgangspunkt sind meist Situationen oder Gegenstände, denen er im Alltag begegnet – besonders architektonische Zusammenhänge oder die Dinge, mit denen wir unser wohnliches Umfeld gestalten. Ein weiterer wichtiger Bestandteil seiner Herangehensweise sind die künstlerischen Traditionen der Avantgarde, mit denen er seine Verfremdungen des Bekannten oft konzeptuell verknüpft. Dies tut er mittels minimaler Verschiebungen in Form, Größe oder Materialität, überraschender Kombinatorik und skurril-dominanter Titel ebenso wie mit einer Lust an der Befragung kunstbetrieblicher Strukturen, an Absurdität und Irritation, die atmosphärisch an den Dadaismus oder belgische „Helden“ wie Marcel Broodthaers denken lassen. Seine Arbeiten und Interventionen stellen das Alltägliche augenzwinkernd auf den Kopf, bieten dem Unscheinbaren eine überraschende Plattform und verorten sich in einem Geflecht von Referenzen zu Protagonist/innen, Werken und Anekdoten der Kunstgeschichte.

Für seine Ausstellung A QUARREL IN A FARAWAY COUNTRY BETWEEN PEOPLE OF WHOM WE KNOW NOTHING (übersetzt ungefähr: Ein Streit in einem fernen Land, zwischen Menschen, von denen wir nichts wissen) entwickelt Dedobbeleer einen variantenreichen Gang durch die Räume der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst mit skulpturalen Arbeiten, Diaprojektionen und der Präsentation gefundenen Materials: Repliken von Designklassikern und Kunstwerken, Bücher und Abbildungen führen anekdotenhaft unterschiedliche, für Dedobbeleers Schaffen relevante Aspekte des Skulpturalen zusammen. Im Ergebnis bietet A QUARREL IN A FARAWAY COUNTRY BETWEEN PEOPLE OF WHOM WE KNOW NOTHING eine Reise in den vielfältigen Kosmos von Koenraad Dedobbeleer: Zum einen in seine Arbeit als Bildhauer, zum anderen in die Referenzen, aus denen sich sein künstlerisches Denken speist und die an das kollektive Wissen der Betrachter/innen anknüpfen. Diese Herangehensweise findet sich auch in der Publikation Compensating Transient Pleasurable Excitations, die die Ausstellung begleitet (ROMA Publications, Amsterdam).

A QUARREL IN A FARAWAY COUNTRY BETWEEN PEOPLE OF WHOM WE KNOW NOTHING unterscheidet nicht zwischen eigenem Werk und dem anderer, oder zwischen künstlerischer Arbeit und Dokument. Vielmehr präsentieren Ausstellung und Begleitbuch das zusammengesetzte Bild einer „Allegorie über Bildhauerei“, eine gleichermaßen konkrete wie abstrakte Konversation über die Geschichte und Möglichkeiten des Mediums. Was macht Skulptur aus? Was definiert die Schwelle zwischen materiellem Eingriff, Funktionalität und ästhetischem Wert? Diese Fragen sind immer präsent in Dedobbeleers Schaffen und A QUARREL IN A FARAWAY COUNTRY BETWEEN PEOPLE OF WHOM WE KNOW NOTHING bringt sie in einem allegorischen Dialog auf den Punkt.

Die Ausstellung wird von zahlreichen Abendveranstaltungen begleitet, die ihre Themenstellungen vertiefen und erläutern.

A QUARREL IN A FARAWAY COUNTRY BETWEEN PEOPLE OF WHOM WE KNOW NOTHING entsteht in Kooperation mit Extra City, Antwerpen.