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"Ich glaube ganz stark an Einfachheit. chair_ONE zum Beispiel ist einfach. Dieser Stuhl hat eine innere Logik und seine Struktur ist schmucklos, aber man würde ihn trotzdem nicht als minimalistisch bezeichnen. Er ist nämlich ziemlich komplex. Genau diese Form von Minimalismus mag ich: Etwas ist radikal in dem Sinne, dass es zu den Wurzeln vordringt, zum Wesentlichen, und dabei eine irrationale Note behält. Das ist der Ursprung von Persönlichkeit – der menschliche Touch." Konstantin Grcic 2005

Normalerweise findet man die Produkte von Konstantin Grcic im Laden. Dort steht dann eine Lampe von ihm neben 50 Lampen anderer Designer, muss sich behaupten und ihren Käufer finden. Konstantin Grcic selbst würde die Lampe anders in Szene setzen, um ihr Geltung zu verleihen. Die Ausstellung im Haus der Kunst bietet ihm die Möglichkeit, seine Produkte so zu zeigen, wie er sie sieht – sehr subjektiv und frei. Seine ganz persönliche Sicht auf die Produkte bildet den Rahmen für Geschichten, die mit Bildern erzählt werden. Gezeigt werden Projekte aus den vergangenen fünf Jahren in einer Ordnung, die weder der Chronologie noch der Linearität verpflichtet ist, sondern einzig der persönlichen Sicht auf die Dinge.

Die Lampe Mayday beispielsweise liegt auf dem Boden einer Werkstatt, nah bei einer ausgetretenen Zigarette, scheinbar achtlos liegen gelassen und beschmutzt; diese Art der Präsentation weist May Day als Gegenstand des täglichen Gebrauchs aus; sie kann und soll bei handwerklichen Tätigkeiten Licht spenden oder als Taschenlampe dienen, die man mit nach draußen nimmt.

Seine Waschschüsseln aus Plastik lässt Konstantin Grcic auf einem mit Seerosen bewachsenen Teich schwimmen. Auf der Wasseroberfläche spiegeln sich die Laubbäume am Ufer. Die Schüsseln treiben auf dem Wasser wie Blüten von Teichgewächsen. Gleichzeitig drängt sich der Gedanke an Benzinkanister und Umweltverschmutzung auf; die Illusion eines Naturidylls wird erst mit Aufwand heraufbeschworen und dann humorvoll gebrochen.

Die Inszenierungen der Objekte treffen auch eine Aussage über deren materielle Beschaffenheit. chair_ONE zum Beispiel ist mit seinen dem Sechseck des Fußballs nachempfundenen Aussparungen so leicht, dass man ihn mühelos in der Hand halten kann, während man Fahrrad fährt.

Die Präsentation der Objekte verbindet die Frage nach ihrer Funktion mit der Frage nach ihrem Charakter: Auf welche Weise benutzt man diese Objekte, und wie nehmen sie Kontakt mit ihrer Umwelt auf? Konstantin Grcic definiert Funktion nach menschlichen Kriterien, bei ihm verbindet sich maximale formale Strenge mit Humor und Geistesschärfe.

Konstantin Grcic (geb. 1965) ließ sich an der John Makepeace School for Craftsmen in Dorset ausbilden und schloss 1990 sein Studium am Royal College of Art in London ab. Er arbeitete bei Jasper Morrison und gründete 1991 sein eigenes Büro, Konstantin Grcic Industrie Design. Schon bald zählten so unterschiedliche Firmen wie Agape, Authentics, Cappellini, ClassiCon, Driade, Flos, Iittala, Krups, Lamy, Magis, Moorman, Moroso, Muji, Porzellanmanufaktur Nymphenburg und Whirlpool zu seinen Kunden.

Nitzan Cohen (geb. 1973 in Israel) studierte an der Avni Art Academy, Tel Aviv und der Design Academy Eindhoven. Er arbeitete als Set Designer und Art Director für mehrere israelische Fernsehsender. 2001 entwarf er für JCJ Haans International, Tilburg in Zusammenarbeit mit vietnamesischen Handwerkern flexible Bambusmöbel. Ein Jahr später nahm er an dem Think tank project "Designlab Siemens mobile" sowie Gruppenausstellungen in Recife und São Paulo, Eindhoven, München und Köln teil. Seit 2002 ist Nitzan Cohen Designer und Projektleiter bei KGID.

Begleitbuch: KGID (Konstantin Grcic Industrial Design), hrsg. von Florian Böhm, Phaidon Press,November 2005, 240 Seiten, ca. 300 Abbildungen, ISBN 0 7148 4431 4

Stand 28. November 2005, Änderungen vorbehalten

Pressetext

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Konstantin Grcic
Ausstellungskonzept und Gestaltung: Konstantin Grcic mit Nitzan Cohen