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Wolfsberg Arts Forum Kreativität: The Next Generation Kurzbeschreibung Parallelworkshops, Montag, 10. April 2006, 14.00–17.00 Uhr

Künstliche Intelligenz – Fallstudien zur Kreativität Prof. Dr. Rolf Pfeifer, Direktor, Artificial Intelligence Laboratory, Universität Zürich Die klassische Sichtweise von Intelligenz ist dominiert von der Computer-Metapher, die man mit dem Slogan “cognition as computation” bezeichnen könnte: Der Input von den Sensoren wird ans Gehirn weitergeleitet, dort verarbeitet, und daraus ein Handlungsplan abgeleitet, welcher letztlich ausgeführt wird. Wie könnte es anders sein? Die Forschung der letzten fünfzehn Jahren hat hervorgebracht, dass diese Vorstellung völlig unzulänglich ist, und dass grundsätzlich neue Ideen gefragt sind. Im Workshop wird anhand vieler Beispiele gezeigt, wie sich durch die Einführung eines neuen Konzeptes (hier: “embodiment”) unser Denken über Intelligenz fundamental verändert hat und wie auf diese Weise neuartige und oft überraschende Lösungen gefunden werden können.

Design an Schnittstellen: Die Form des Formlosen Dr. Joachim Huber, Architekt, Designmanager, Theoretiker, Zürich Entmaterialisierung ist eine der bedeutendsten Herausforderungen und Treiber für das Design des 21. Jahrhunderts. Erstens: Konvergenz und Minituarisierung durch Microprozessoren und Nano-Technologie führen dazu, dass Produkte immer kleiner werden, oft zu klein, um überhaupt noch ergonomisch bedient werden zu können. Wie gibt man ihnen dann doch sinnvolle "Form“? Zweitens: Entmaterialisierung bedeutet jedoch mehr. Falls sich Europa weiter konsequent zu einer Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft entwickelt, wird verstärkt nicht Design von Produkten, sondern Design von Dienstleistung und Service zum "formlosen“ Thema werden - das Entwerfen von strukturellen Kopplungen zwischen Produkten/Objekten und einer Dienstleistung, wie es von Apple mit dem Duo iPod/iTunes vorgemacht wurde. Drittens: Alles wird Interface-Design. Nano-Technologie wird die möglichen intelligenten Oberflächeneigenschaften von zukünftigen Produkten radikal verändern. Die "Form“ komprimiert sich in einer einzigen winzigen "form-intelligenten“ Schicht. Verfolgt man nun im Design eine analoge Entmaterialisierung und einen Abstraktionsprozess ähnlich zur Entwicklung in der freien Kunst (Minimal Art, Land Art etc), ergäbe sich ein noch radikalerer Bruch zum klassisch-modernen Credo von Mies van der Rohe: "Form follows Function“. Kreativität erhielte dann eine neue Bedeutung. Sie würde als eine mögliche These des Workshops stärker mit Programmierung und Management zu tun haben. Verändern sich dadurch Begrifflichkeiten (Kreativität, Form, Funktion), Tätigkeiten und Berufsbilder? Metaphern, welche dies andeuten, sind "Erlebnis Design, Event Design, Narrative Design" oder "Scenographical Design" und "Performing Space".

Warum Berlin? Eine Nahaufnahme Matthias Arndt, Gründer, Arndt & Partner, Berlin Berlin hat sich seit dem Fall der Mauer zu einer international beachteten Plattform zeitgenössischer künstlerischer Produktion entwickelt. In den Bereichen Mode, Clubkultur und Design, vor allem aber im Bereich der Bildenden Kunst, haben sich in Berlin die vitalsten Aktivitäten des gesamten europäischen Raumes entwickelt. Kultur- und Kunstbetrieb bilden damit den fast einzigen "Wachstumsmarkt" einer hoch verschuldeten Bundeshauptstadt, die - zwar mit großem historischem Erbe ausgestattet - leider nur begrenztes Potential in institutioneller und öffentlicher Gegenwartskulturarbeit aufweisen kann. Das Faszinosum dieser Entwicklung Berlins liegt zudem darin, dass sie allein aus dem Bedarf an künstlerischer, kultureller und gesellschaftlicher Neudefinition des Ostens der Stadt vorangetrieben wurde. Das ehemalige "Randgebiet" Ostberlins mit seinen Brachen und "Wastelands" bildet heute nicht nur bildlich und geographisch, sondern auch in seiner gesamten kulturellen Bedeutung die "Mitte", das kulturelle Zentrum, der Stadt. Dabei ging diese Entwicklung gänzlich ohne staatliche oder institutionelle Hilfe, zum Teil sogar gegen den Widerstand von Politikern und Institutionen, allein aufgrund der Initiative von Künstlern, Vermittlern und anderen Privatinitiativen vonstatten. Im Workshop werden die wichtigsten Entwicklungen dieser jungen Vergangenheit, vor allem aber die aktuelle Kunstlandschaft, deren internationales Ansehen und Aussichten, sowie die wichtigsten Akteure und Institutionen vorgestellt werden, sowie Vergleiche zu Standorten in Europa herangezogen.

The right people at the right place: Rotterdam David van der Leer, Urban Theorist, Rotterdam A creative hotspot in the North-West of Europe or a mirage created by marketing managers? Rotterdam: it is an exciting small-scale metropolis, however, is its everyday life as exciting as the reputation makes us believe? In an urban context where looking back is not an option and zero is the starting point, creativity functions as a lifebuoy. Being a perpetual building-site Rotterdam was forced to re-invent itself over and over again throughout the last fifty years. Currently when the pace of the urban renewal seems to slow down and more conservative winds are blown in it might be time to question the possibilities of Rotterdam’s creativity instead of celebrating it infinitely. Acting like a modern-day flaneur David van der Leer explores the real-time and virtual landscapes of Rotterdam. While mapping contemporary processes of urban and cultural innovation and linking these to historical developments a creative blueprint of Rotterdam is being drafted. David van der Leer wonders how innovation in Rotterdam is related to the emergent global interest in creativity and our apparent hidden apprehension of eastern progress. Case Rotterdam: balancing between forced creativity and everyday realism, between city-branding and unexpected eruptions of ingenuity.

Inspiration oder Plagiat? Über rechtliche Fragen der Kreativität Dr. Ivan Mijatovic, Legal Counsel Copyrights and Patents, UBS AG, Zürich Wie verhalten sich erlaubte Inspiration und unerlaubtes Nachmachen oder Nachahmen zueinander? Man geht weitgehend dahin einig, dass es keine "Creatio ex nihilo" gibt. Niemand erschafft im kulturellen und gesellschaftlichen Vakuum. Psychologische Erkenntnisse legen nämlich nahe, dass kognitive Prozesse benutzt werden, um neue Ideen zu generieren, und dass jede Innovation nur die kreative Reorganisation und Rekombination von Altem ist. Keine Kreativität also ohne Inspiration an vorgängigen Kunstwerken. Gängige ökonomische Theorien halten allerdings fest, dass geistiges Eigentum als Anreiz für geistige Arbeit dient, während das Plagiieren den Kreativen um seinen Lohn bringt und sich auf lange Sicht demotivierend für andere Kreative auswirkt. Aus dieser Sicht hiesse es also: Keine Kreativität ohne Urheberrechte. Der Workshop versucht, eine Lösung innerhalb dieses Spannungsfeldes anzubieten.

Biologie der Kreativität: Eine Vertiefung Prof. Dr. Andreas K. Engel, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Wir kommen kaum umhin anzunehmen, dass Kreativität - wie andere geistige Fähigkeiten auch - auf der Aktivität bestimmter Bereiche unseres Gehirns beruht. Die Hirnforschung kann noch nicht erklären, weshalb die Fähigkeit zum schöpferischen Denken und Handeln bei bestimmten Personen ausgeprägter ist als bei anderen. Dennoch gibt es erste Ergebnisse, die Aufschluss über neuronale Prozesse geben, die hier ins Spiel kommen. Im Workshop besteht Gelegenheit, diese wissenschaftlichen Ergebnisse zu hinterfragen und bezüglich ihrer Bedeutung für die Praxis kreativen Handelns zu diskutieren.

Pressetext

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Wolfsberg Arts Forum
Kreativität: The Next Generation

Zielgruppe
Verantwortliche aus Kultur, Wirtschaft und Politik sowie interessierte Kreise
Zielsetzung
1. Diskussion der Rahmenbedingungen von Kreativität
2. Best-Practice Beispiele und Trends
3. Implikationen für Individuum und Gesellschaft

Programm
Montag, 10. April 2006
ab 09.00 Uhr Check-in
Begrüssungskaffee
10.00 Uhr Begrüssung und Einführung
Dr. Toni Schönenberger, Wolfsberg
10.15 Uhr Göttlich, zufällig oder neuronal? Zur Natur kreativen Handelns
Prof. Dr. Andreas K. Engel, Direktor, Institut für Neurophysiologie und
Pathophysiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
11.00 Uhr Pause
11.15 Uhr Künstlerische Kreativität im Zeitalter globalen Marketings
Swetlana Heger, Künstlerin, Berlin
12.15 Uhr Einführung in die Parallelworkshops des Nachmittags
Dr. Karolina Jeftic, Wolfsberg
12.30 Uhr Mittagessen
Nachmittag Dynamik und Konzentration: Kreative Szenen

Workshops
1) Künstliche Intelligenz – Fallstudien zur Kreativität
Prof. Dr. Rolf Pfeifer, Direktor, Artificial Intelligence Laboratory, Universität Zürich
2) Design an Schnittstellen: Die Form des Formlosen
Dr. Joachim Huber, Architekt, Designmanager, Theoretiker, Zürich
3) Warum Berlin? Eine Nahaufnahme
Matthias Arndt, Gründer, Arndt & Partner, Berlin
4) The right people at the right place: Rotterdam (Englisch)
David van der Leer, Urban Theorist, Rotterdam
5) Inspiration oder Plagiat? Über rechtliche Aspekte der Kreativität
Dr. Ivan Mijatovic, Legal Counsel Copyrights and Patents, UBS AG, Zürich
6) Biologie der Kreativität: Eine Vertiefung
Prof. Dr. Andreas K. Engel, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
14.00 Uhr Parallelworkshops 1
Die Teilnehmer melden sich vorgängig für die Workshops an.
15.15 Uhr Pause
15.45 Uhr Parallelworkshops 2
Die Teilnehmer melden sich vorgängig für die Workshops an.
17.00 Uhr Zeit zur freien Verfügung
17.15 Uhr Option: Zur Arbeit eines Creative Directors
Mario Romano, Gründer und Inhaber, MASSIV, Schreibwerk Verlag, St. Gallen
18.00 Uhr Offene Spiele: Tradition und Innovation im Jazz
Gabriel Coburger, Jazz-Saxophonist und Komponist, und Sven Kerschek,
Gitarre und Bass, Hamburg
19.00 Uhr Abendessen
Schlummertrunk und Networking

Dienstag, 11. April 2006
ab 07.00 Uhr Frühstück
09.00 Uhr Eine Gesellschaft der Kreativen?
Implikationen für Individuum und Gesellschaft
Die neue Regierung: Bernd Neumann, Staatsminister für Kultur und Medien,
MdB, Berlin (tbc)
Die neue Urbanität: Dr. Christian Schmid, Stadtforscher, ETH-Studio, Basel
Neue Märkte: Jörn Clausen, Head of Global Trend & Lifestyle Marketing,
adidas Group, Herzogenaurach
Trends in der Kreativität: Prof. Peter Wippermann, Trendbüro, Hamburg
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr Eine Gesellschaft der Kreativen?
Panel mit den Referenten des Vormittags
Moderation: Dr. Karolina Jeftic, Wolfsberg
12.00 Uhr Farewell
Dr. Toni Schönenberger, Wolfsberg
12.30 Uhr Stehlunch
Kurzfristige Programmänderungen bleiben vorbehalten.
Stand 23. Januar 2006 / Wolfsberg-JDQ