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Die Installation „Al-Burak II: chimerical kingdoms“ ist der zweite Teil der „Al-Burak“-Trilogie, an welcher der libanesische Künstler Baalbaki seit 2007 arbeitet. „Al-Burak“, ein weißes geflügeltes Fabelwesen, diente der islamischen Überlieferung nach dem Propheten Mohammed als Reittier von Mekka nach Jerusalem vor seiner himmlischen Reise. In seinem nach diesem wunderbaren Geschöpf benannten Projekt geht es Baalbaki um die künstlerische Umsetzung einer historisch-kulturellen Beschäftigung mit Mythologie und dem Austausch zwischen abendländischer und muslimischer Kultur. Die Installation bringt zwei wissenschaftliche Perspektiven zusammen: die naturhistorische und die kulturhistorische, indem sie mit den Mechanismen der ersten arbeitet, um eine Fiktion glaubhaft werden zu lassen, deren Ursprung kultureller Natur ist.

Seit dem Sommer 2007 befasst Baalbaki sich mit den Mechanismen der Wahrnehmung im Kontext des Museums und mit der Glaubwürdigkeit, die ein im Museum präsentiertes Exponat für das Publikum hat. Gegenstand seiner künstlerischen Untersuchung ist die Autorität und Macht der Institution Museum und ihre Rezeption in der Öffentlichkeit. In der Kunstkammer werden eine Reihe von Miniaturen und Objekten aus Wachs und Keramik gezeigt. Ihre Inszenierung erinnert an eine Wunderkammer oder die Darbietung von archäologischen Fundstücken in naturhistorischen Museen. Mitgeliefert wird ein recht glaubwürdiger historischer Hintergrund, der das wechselhafte Verhältnis zwischen Großbritannien und der arabischen Welt aufgreift. Doch die Geschichte um das „Burak-Projekt“ des Londoner „Museum of natural history“ ist rein fiktiv.

Baalbaki möchte mit seiner Arbeit zeigen, wie sehr Kunst und ihre Wahrnehmung von religiösem und ideologischem Glauben abhängig sind. Die Bewertung von Beobachtungen und Untersuchungsergebnissen, so scheinbar objektiv sie auch sein mögen, hängt von der Überzeugung des Betrachters ab. Die Interpretation bleibt stets an den persönlichen Hintergrund und die Motive des Publikums gebunden.

Die Geschichte vom geflügelten Reittier des Propheten und die damit zusammenhängenden Mutmaßungen sind eng mit der Herkunft des Künstlers verknüpft. Baalbaki sagt: „Der Mythos von „Al-Burak“ definiert den Rahmen, innerhalb dessen ich großgeworden bin und in dem ich jetzt lebe, wo Realität und Fiktion miteinander verschränkt sind, die Glaubwürdigkeit zunehmend in Frage gestellt wird und es für die Manipulierbarkeit von Bildmedien kaum noch Grenzen gibt. Eine Welt, in der Realität von (Deutungs-) Macht abhängig geworden ist. Meine Reflexionen gingen dabei von Vermutungen, Anregungen und Inspirationen aus. Meine Leidenschaft für Archäologie und das Sammeln konnte ich dabei mit der Faszination verbinden, die das Museale auf mich ausübt.“

Mohamad-Said Baalbaki (*1974) studierte zunächst Malerei am Institut des Beaux-Arts in Beirut und kam 2002 nach Berlin zum Studium an der Universität der Künste.

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Kunstkammer im Georg-Kolbe-Museum No. 10
Mohamad-Said Baalbaki