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Kunst wird von Männern gemacht, Künstlerinnen findet man selten. Im Kunstbetrieb, wie in den Museen, hatten Frauen es schwer, mit ihren künstlerischen Werken ernstgenommen zu werden, Anerkennung zu finden und sich durchzusetzen. Hamburg und die Hamburger Kunsthalle bildete keine Ausnahme.

Als Alfred Lichtwark 1886 zum ersten Direktor der Hamburger Kunsthalle berufen wurde, stand für ihn die Unterstützung einer modernen Kunst im Zentrum seiner Aktivitäten. Die jungen Künstler, die er seit den 1890er Jahren förderte, waren allesamt Männer. Künstlerisch tätige Frauen wurden von Lichtwark allenfalls als Dilettanten und Amateure wahrgenommen.

Dass die neuere Kunstgeschichte Hamburgs auch von Frauen entscheidend mitgeprägt wurde, soll – erstmals überhaupt – in dieser Folge von zwei zeitlich nacheinander stattfindenden Ausstellungen dokumentiert werden. Gezeigt werden ganz unterschiedliche Werke von Künstlerinnen, die seit Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Zeit des Nationalsozialismus mit ihrer Kunst eigenständige Positionen bezogen haben, oftmals entgegen gesellschaftlicher Konventionen.

Einige Beispiele: Die aus gutbürgerlichem Hause stammenden Schwestern Helene Cramer (1844-1916) und Molly Cramer (1852-1936) konnten erst nach dem Tod ihres Vaters ab 1882 eine künstlerische Ausbildung absolvieren und nahmen, den Künstlern des Hamburgischen Künstlerclubs von 1897 nahestehend, an zahlreichen wichtigen Ausstellung nicht nur in Hamburg teil. Ihr malerisches Werk konzentrierte sich im Wesentlichen auf das (Blumen-) Stilleben.

Mary Warburg (1866-1934), Tochter von Senator Adolph Hertz, erhielt ebenfalls eine künstlerische Ausbildung, bevor sie den bedeutenden Kulturwissenschaftler Aby Warburg heiratete. Mit ihm lebte sie bis 1902 in Florenz, wo u. a. eine Reihe atmosphärisch ausgeprägter Landschaftspastelle entstand. Später war Mary Warburg auch bildhauerisch tätig.

Elena-Luksch-Makowsky (1878-1967) kam 1907 mit ihrem Mann, dem Bildhauer Richard Luksch, von Wien nach Hamburg. Sie hatte ihre Ausbildung bei Ilja Repin in ihrer Heimatstadt St. Petersburg absolviert und sich in Wien im Umkreis der Sezession einen Namen gemacht. Das Hauptwerk ihrer Hamburger Zeit ist die große Plastik „Frauenschicksal“, die sie 1910/12 für den Stadtpark schuf (heute in der Hamburger Kunsthalle).

Die jüdische Malerin Anita Rée (1885-1933) gehörte zu den bekanntesten Mitgliedern der Hamburgischen Sezession. Mit ihren einfühlsamen Portraits und radikalen Selbstdarstellungen nahm sie eine wichtige Position innerhalb der Kunst der 1920er Jahre in Hamburg ein. Von den politischen Ereignissen in Deutschland und von Depressionen gezeichnet, nahm sich Anita Rée Ende 1933 das Leben.

Die Zeichnerin Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1940) führte bereits früh das Leben eines Bohemien. Ihre Motive fand sie in den Kneipen und Bordellen, aber auch in der Psychiatrischen Anstalt, in die sie 1929 zeitweilig eingewiesen worden war. Von der eigenen Familie später erneut eingewiesen, wurde Elfriede Lohse-Wächtler im Zuge der Euthanasie ermordet.

Die gebürtige Berlinerin Ursula Wolff-Schneider (1906-1977) konnte seit 1929 ihre Photoreportagen im „Hamburger Fremdenblatt“ und in der „Hamburger Illustrierten“ veröffentlichen. Ihre Aufnahmen, die ganz in der Neuen Sachlichkeit konzipiert waren, prägten einen vollkommen neuartigen Stil der Reportagephotographie. 1937 musste Ursula Wolff als Jüdin in die USA emigrieren, wo sie den Hamburger Architekten Karl Schneider heiratete.

Neben diesen beispielhaft genannten Künstlerinnen werden in diesem Ausstellungsprojekt noch die Werke von Dorothea Maetzel-Johannsen, Alma del Banco, Hella Jacobs sowie möglicherweise noch weiteren gezeigt. Wegen des umfangreichen Materials gliedert sich das Projekt in zwei aufeinander folgende Teile, die jeweils mit einer Publikation begleitet werden.

Kurator der Ausstellungen: Dr. Ulrich Luckhardt

Pressetext

only in german

Künstlerinnen der Avantgarde in Hamburg 1890-1933 (I)
Kurator: Ulrich Luckhardt

Werke von Alma del Banco, Helene Cramer & Molly Cramer, Hella Jacobs, Elfriede Lohse-Wächtler, Elena Luksch-Makowsky, Dorothea Maetzel-Johannsen, Anita Rée, Mary Warburg, Ursula Wolff-Schneider ...