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Zwölf internationale Künstlerinnen und Künstler haben unter der künstlerischen Leitung von Stephan Huber auf einer unsichtbaren Straße, auf der Höhe Ihrer Fenster Kunstwerke für den 2004 neu entstandenen Petuelpark geschaffen.

Der Petuelpark ist ein Ort mit eigener Identität. Sichtbares Zeichen ist die freigestellte rote Wand des nicht vollständig im Boden abgesenkten Tunnels. Sie unterstreicht den urbanen Charakter des Ortes und gliedert den Park in zwei Ebenen, sie erzeugt Spannung durch wechselnde Perspektiven, Kanten, Höhensprünge. Die Landschaftsarchitekten Stefanie Jühling & Otto A. Bertram (München) haben einen Park mit skulpturalem Charakter geschaffen. Die obere Parkebene bietet großzügige, langgestreckte Rasenplateaus, durch drei differenziert gestaltete Plätze zoniert. Am zentralen Platz wird das Café eine wichtige Funktion haben. Die obere Ebene suggeriert Weite, lädt zum Promenieren ein. Auf der unteren Ebene bietet im Norden das Spielband Raum für unterschiedliche Aktivitäten. Im Süden entlang des Nymphenburg-Biedersteiner-Kanals laden ruhige, sonnenexponierte Gärten zum kontemplativen Aufenthalt ein.

BOGOMIR ECKER (Düsseldorf) platziert in einem abgeschiedenen Heckenraum ein Periskop, das die Möglichkeit bietet, den Autoverkehr im darunter versteckten Tunnel zu beobachten – ein Blick aus der Idylle hinab ins Inferno.

RODNEY GRAHAM (Vancouver) errichtet einen Hortus Conclusus aus Eibenhecken, der privaten Rückzug im öffentlichen Raum ermöglicht. Auf sieben Stühlen, Nachbauten aus dem Pariser Jardin du Luxembourg, kann der Betrachter Platz nehmen und dem in unregelmäßigen Abständen ertönenden Song „I am on an island“ von the Kinks - in einer Adaption von „The Rodney Graham Band“ - lauschen.

HANS VAN HOUWELINGEN (Amsterdam) hat eine Marienstatue aus dem 15. Jahrhundert kopiert und vergrößert. Aus dem Stigma der Hand des Jesuskindes fließt Wasser in das Brunnenbecken. Im ungeschützten öffentlichen Raum, herausgerissen aus dem Kontext der Kirche erhält die Madonna eine seltsame Präsenz. Die Kirchen der angrenzenden Viertel, mit denen der Künstler eng zusammenarbeitete, haben die Statue geweiht. Dies ist zentraler Bestandteil des Kunstwerkes, denn dadurch erhält die Skulptur die vom Künstler gewünschte Verbindlichkeit.

Diskutieren, Streiten, Reden, Vortragen können die Besuchern im „Rhetorisches Wäldchen“ von HARALD KLINGELHÖLLER (Düsseldorf). In einer symmetrisch angelegten Baumgruppe stehen sechs Pulte unterschiedlicher Größe und Gestaltung, gefertigt aus weißem und schwarzem Granit. Auf Knopfdruck fungieren die Rednerpulte als Trinkbrunnen.

Gerahmt von einer Baumgruppe hat RAIMUND KUMMER (Berlin) seine Skulptur platziert: In einem achteckigen Pavillon hängen zwei grüne Glasgebilde, die in überdimensionierter Form das Innere des menschlichen Auges nachbilden. In der verspiegelten Pupille bildet sich die unmittelbare Umgebung des Parks ab. Schützt der Pavillon die fragilen Glasskulpturen vor dem Betrachter oder wird der Betrachter vor den monströsen Augen geschützt ?

Aus einem vergessen auf der kleinen Insel stehenden Stiefelpaar schießt eine bis zu sieben Meter hohe Wasserfontaine. Dem kurzen Moment der Explosion folgt eine Weile der Stille, bis ein erneuter Wasserschwall die Aufmerksamkeit auf sich zieht. In Sichtweite an einem Gehweg hat ROMAN SIGNER (St. Gallen) ein zweites Paar Stiefel abgestellt, aus denen stoßweise Luft strömt.

Ein jugendlicher Reiter sitzt auf dem mit Statussymbolen der Trashkultur beladenen Maultier von PIA STADTBÄUMER(Düsseldorf). Die bunte Skulptur dreht sich langsam um ihre Achse, ab und zu stößt das Muli einen Schrei aus. Die Künstlerin hat dem klassischen Motiv des Reiterstandbildes ihr Denkmal für die Aktualität des Augenblicks bewusst gegenüber gestellt.

DIETMAR TANTERL (München) bezieht sich bei seinem Lichtkunstkonzept auf die Besonderheit des Ortes: ausgehend von einfachen Autoscheinwerfern hat er ein neues Beleuchtungssystem entworfen. 70 Edelstahlstelen, die tagsüber eigene skulpturale Qualität besitzen, geben den Park nach Einbruch der Dunkelheit urbane Helligkeit.

ARBIBERT VON OSTROWSKI (Berlin) gestaltet drei Milchglasflächen an einer Rosenpergola mit zeichnerischen Bild- und Textfragmenten. Die fensterartigen Flächen haben Panoramacharakter, sind jeweils 2 Meter lang und 0,37 Meter hoch und in unterschiedlicher Höhe angebracht. Über die drei Flächen erstrecken sich schwarz die Textteile "Erzä" - "hle die Geschicht" - "e selbst", denen Eulen, Fichten und Habichte zugeordnet sind. Die Schrifttype ist aus dem Gartenbuch "Hortus Eystettenses" von Basilius Besler 1613, aus dem Ostrowski einzelne Buchstaben abstrahiert und neu zusammensetzt. Collagenartig befinden sich neben den Satzfragmenten Zeichnungen der Tiere und Bäume, Kupferstichen eines Buch aus dem letzten Jahrhundert nachempfunden.

Das Café – als Treffpunkt und Herz des Parks in dessen Mitte gedacht – wird vom Architekten UWE KIESSLER (München) gebaut. Ein Gebäude mit klarer Formensprache, das sich souverän als Architektur behauptet. Das Gebäude wird im Frühjahr 2005 fertig gestellt sein. BARBARA BLOOM(New York) wird das Treppenhaus mit kleinen, in die Wand eingelassenen Monitoren bestücken, auf denen tanzende und sich drehende Röcke zu sehen sein werden. Die sich permanent bewegenden Röcke begleiten den Betrachter auf den Weg nach oben. STEPHAN HUBER (München) plant eine Arbeit mit zwei sich bewegenden Kronleuchtern. KIKI SMITH(New York) wird die drei großen Fensterscheiben mit ihrer privat-phantastischen Tierwelt überziehen: ein mystischer, märchenhafter Kosmos. ALEXANDRA RANNER (München) präsentiert den Besucher des Cafés eine artifizielle Kuchenvitrine, die ihren Inhalt durch Raumverzerrung ad absurdum führt.

Der dem Café angegliederte Ausstellungsraum wird zusätzlich Perspektiven für die Kunst eröffnen. Dort wird eine museale Dependance der städtischen Galerie im Lenbachhaus eingerichtet, die von Helmut Friedel und Susanne Gaensheimer vom Lenbachhaus bespielt wird: dreimal jährlich junge, zeitgenössische Kunst. Der Sozialpavillon (Architekt: Uwe Kiessler) und der dazugehörige Generationengarten schaffen eine grenzüberschreitende Begegnungsstätte zwischen jungen, alten, deutschen und nichtdeutschen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Milbertshofen und Schwabing.

Pressetext

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KUNSTPROJEKT PETUELPARK 2004
Petuelpark, zwischen Belgrad- und Leopoldstraße
Landschaftsarchiteken: Jühling & Bertram
Architekt (Kunst-Café mit Ausstellungsraum, Sozialpavillon Milbertshofen): Uwe Kiessler
Künstlerkurator: Stephan Huber
Ein Projekt im Rahmen von QUIVID, dem Kunst am Bau Programm der Stadt München.

beteiligte KünstlerInnen: Barbara Bloom, Bogomir Ecker, Rodney Graham, Hans van Houwelingen, Stephan Huber, Harald Klingelhöller, Raimund Kummer, Aribert von Ostrowski, Alexandra Ranner, Roman Signer, Kiki Smith, Pia Stadtbäumer, Dietmar Tanterl