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Im Rahmen des „Projekts Sammlung 04-06“ wendet sich das Kunstmuseum verstärkt seiner Sammlung zu. Neben periodisch wechselnden Sammlungspräsentationen werden ausgewählte Teile der Sammlung wissenschaftlich erforscht. Ein erstes solches Projekt trägt den Titel „Labor Sammlung: Paul Thek“ und wird exemplarisch die komplexe Thematik des musealen Umgangs mit Sammlungsgut öffentlich diskutieren. Es weist einen prozessualen Arbeitscharakter auf, eröffnet einen experimentellen Spielraum und wird der Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse dienen.

Der amerikanische Künstler Paul Thek (1933-1988) hat mit einer prozesshaften und situationsbezogenen Installationskunst im internationalen Kunstkontext Aufmerksamkeit gewonnen, geriet jedoch nach seinem Tod – nicht zuletzt aufgrund der besonderen Eigenschaften seines Werks – etwas in Vergessenheit. Auf Einladung von Jean-Christophe Ammann, des damaligen Direktors des Kunstmuseums Luzern, richtete Thek im Jahre 1973, zusammen mit seiner künstlerischen „Entourage“ und im Anschluss an seinen Documenta-Auftritt 1972, in Luzern die heute legendäre Ausstellung „Ark, Pyramid, Easter – a visiting group show“ ein. Verschiedene Elemente dieser Ausstellung fanden Eingang in die Sammlung des Luzerner Kunstmuseums und wurden später mit weiteren Stücken aus dem Nachlass des Künstlers ergänzt.

Das Ausstellungs- und Forschungsprojekt „Labor Sammlung: Paul Thek“ wird während neun Monaten den „Pilatussaal“ des Kunstmuseums Luzern besetzen, wo ausgehend vom Thek-Bestand von 76 Einzelstücken verschiedene Fragen theoretisch und praktisch abgehandelt werden: die Autonomie des Werks, der Werkbegriff schlechthin, die Konservierungsproblematik von Werken aus Alltagsmaterialien, der Umgang mit ortsbezogen entstandener Kunst, im Besonderen die Legitimation der Rekonstruktion u.s.w. Diese „Ausstellung“ ist insofern als Prozess angelegt, als deren Entwicklung von den zu gewinnenden Erkenntnissen abhängt und somit nicht voraussehbar ist. Das Museumspublikum wird nicht nur an speziellen Veranstaltungen, sondern tagtäglich – unspektakulär – daran teilnehmen können. In dieser Hinsicht korrespondiert es optimal mit Theks eigener Auffassung von Kunst als prozessuales und betrachterbezogenes Ereignis.

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