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Lara Almarcegui Brachflächen, Grabungen, Baustoffe 19. November 2011 – 12. Februar 2012 Eröffnung: 18. November 2011, 19:30 Uhr

„Die Brachflächen sind wichtig, denn sie stellen die einzigen noch nicht definierten Flächen in der Stadt dar [...] daher will ich die Brachflächen in meinen Arbeiten ‚retten‘, falls das möglich ist und es Sinn macht.“ (Lara Almarcegui)

Lara Almarcegui widmet sich urbanen Transformationsprozessen und den Schnittstellen, an denen diese zutage treten. Ihr Blick richtet sich auf innerstädtische Architekturen und Leerstellen, die im Allgemeinen der Aufmerksamkeit entgehen. Gerade diese Objekte und Orte sind es jedoch, an denen sich stadtplanerische Aktivitäten besonders gut ablesen lassen. Systematisch sammelt die spanische Künstlerin historische, geografische, ökologische und soziale Daten verschiedener Bereiche im Stadtraum und dokumentiert sie. Die Untersuchungsergebnisse ihrer Erkundungen stellt Lara Almarcegui in Installationen, Plänen, Fotos, Guides oder Broschüren sachlich dar, mit deren Hilfe der Betrachter angeregt wird, die Orte und deren Einzigartigkeiten selbst zu erkunden. Die Ausstellung Brachflächen, Grabungen und Baustoffe im Künstlerhaus Bremen verbindet Arbeiten der vergangen Jahre aus ganz unterschiedlichen Städten mit einem neuen, für Bremen entwickelten Projekt. Das heutige Modell der modernen Stadtentwicklung wird mehr und mehr durch Städteplaner, Architekten und private Nutzer bestimmt, die den öffentlichen Raum zunehmend kontrollieren. Diesem Übermaß an Planung setzt Lara Almarcegui brachliegende Flächen entgegen, die für sie Räume der Freiheit darstellen. Ohne Funktion und ohne Design stellen sie einen Ausgleich zur sonstigen Stadtarchitektur dar. Diese nicht eroberten Areale bieten die Möglichkeit, Prozesse des Zerfalls und der Verwilderung zu beobachten. Daher sucht die Künstlerin nach besonderen Brachflächen innerhalb der Städte, um sie zu konservieren. Das beinhaltet, dass die Areale für eine bestimmte Zeit – bis hin zu dauerhaft – durch keinerlei künstliche Eingriffe verändert werden. Es wird somit ein Bereich in der Stadt (temporär) geschützt und über die Dauer der Laufzeit verwandelt er sich zu einem geschichtsträchtigen, weil unangetasteten Ort. Die aktuelle Entwicklung der Stadt Bremen, insbesondere in der Überseestadt, ist außerordentlich interessant für Lara Almarcegui und so arbeiten wir seit einiger Zeit daran, ein Terrain an der Molenspitze des Europahafens zu schützen. Mit der Vereinbarung über die Konservierung des Gebietes wird ein frei erhältlicher Führer zu besagter Stelle entwickelt, der Geschichte, Gegenwart und Zukunft dieses Ortes erläutert. Beschäftigt sich dieses Projekt mit dem Außenraum, widmen sich zwei filmische Arbeiten dem Innenraum. In zwei Räumen wurden die Böden – Parkett und Asphalt – zunächst abgetragen, um anschließend wieder aufgelegt zu werden. Von diesen Aktionen sind lediglich die filmischen Dokumentationen erhalten, die die Bedeutung und Beschaffenheit von Böden vor Augen führen. Weit hinaus über diesen übersichtlichen, konkreten Teil zweier Gebäude geht Lara Almarcegui in Konstruktionsmaterial Lunds Centrum. Hierfür ermittelte die Künstlerin die Baustoffe des gesamten Zentrums von Lund und brach so das Herz einer ganzen Stadt auf seine bauliche Basis herunter. Offenlegung und Analyse sind ihre Instrumente zur Erkundung der Identität von Orten.

Lara Almarcegui (*1972 in Saragossa) lebt in Rotterdam. Einzelausstellungen führten sie in den vergangenen Jahren an die Wiener Secession oder an das TENT in Rotterdam. Sie nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, u.a. im Casino Luxembourg, an der Athen Biennale 2009 und der Taipei Biennale 2010. Brachflächen, Grabungen, Baustoffe im Künstlerhaus Bremen ist Lara Almarceguis erste Einzelausstellung in Deutschland.

Die Ausstellung wird gefördert von der Waldemar Koch Stiftung, der Mondriaan Stichting und AC/E Acción Cultural Española.

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Lara Almarcegui
Brachflächen, Grabungen, Baustoffe
Kuratorin: Stefanie Böttcher