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Die Galerie m Bochum zeigt vom 5. September bis 15. November erstmals fotografische Stillleben von Laura Letinsky aus den Serien “Hardly More Than Ever” (1997-2006) und “To Say It Isn’t So” (2006/07). Die Künstlerin wurde 1962 in Kanada geboren und lebt heute in Chicago.

Laura Letinsky begann 1997 in Berlin mit ihrer 4 x 5” Kamera, Reste von Mahlzeiten aufzunehmen, die u.a. aus schmutzigem Geschirr, leeren Verpackungen oder Obstschalen bestehen konnten. Letinsky entwickelte in ihren Stillleben seitdem eine eigene Bildästhetik, die von einer malerischen Qualität getragen wird und in der eine besondere Ruhe und Schönheit zum Ausdruck kommt. Sanfte Farbverläufe, die subtile Lichtverhältnisse widerspiegeln, werden kontrastiert von plastisch hervortretenden Gegenständen, die sich deutlich von ihrer Umgebung abgrenzen und ein Eigenleben zu führen scheinen. Nicht zuletzt stellen diese Stillleben ein zeitgenössisches Verhältnis zur Dinglichkeit dar, bei der die Symbolik der Objekte keine vordergründige Rolle mehr spielt, wie es aus der Tradition der holländischen und flämischen Stilllebenmalerei des 16. Jahrhundert bekannt ist, an die Letinskys Fotografien formal angelehnt sind.

Die Anordnung der Objekte, die die Künstlerin offensichtlich inszeniert hat, sowie die Verschleierung räumlicher Anhaltspunkte fordern unsere Wahrnehmung ständig aufs Neue heraus. Letinsky sorgt immer wieder für Irritationen, indem sie sich die Gesetze der Perspektive zu nutze macht. Häufig wirken die Tische wie Landschaften, die ins Unendliche führen, oder sie vermitteln einen eher flächigen bzw. zweidimensionalen Eindruck, wobei die Gegenstände herab zu gleiten drohen. Manche Arbeiten negieren sogar nahezu jeglichen räumlichen Bezug, die Objekte scheinen hier im schwer bestimmbaren Raum zu schweben. Die mit Bedacht ausgewählten und arrangierten Gegenstände heben sich wie Kostbarkeiten vor nahezu monochromen Grund ab. Andere verschwinden fast aufgrund ihrer hellen bzw. neutralen Farbigkeit und fordern somit unsere Sensitivität heraus, sie innerhalb des Bildes auszumachen.

Die stille, fast nostalgische Schönheit der Ensembles aus geöffneten Geschenken, Resten verzehrter Kekse oder leeren Bonbonpapieren wecken Sehnsüchte in uns. Es ist auch diese Lyrik des unwiederbringlichen Verlusts einer gewissen Situation, eines bestimmten Genusses am Rande der Banalität, die dieses Werk durchzieht.