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Mit Laurenz Berges präsentiert die Galerie Wilma Tolksdorf Berlin einen der letzten Meisterschüler Bernd Bechers, dessen fotografische Arbeiten gerade in den letzten Jahren in einer Reihe von Gruppenausstellungen, beispielsweise in New York, Brüssel oder jüngst in Leverkusen zu sehen waren. Frühe Werke, Aufnahmen, die im Berliner Umland entstanden sind, werden in der Ausstellung der Galerie Wilma Tolksdorf neusten Positionen gegenüber gestellt. Es wird somit einen Überblick über Entwicklungen und verschiedene Ausdrucksformen des Künstlers vermittelt. Berges Fotografien zeigen oberflächlich betrachtet leere und nicht mehr benutzte Räume, Straßen und Fassaden. Berges wählt seine Motive jedoch nicht willkürlich. Alte, verlassene, russische Kasernen in Ostdeutschland, geräumte Ortschaften in westdeutschen Braunkohlerevieren werden von ihm wie Erinnerungsspeicher durchdrungen. Dort verfolgt er Spuren längst verschwundener Bewohner. Berges dokumentiert jedoch nicht den Verfall des Gewesenen. Seine Fotografien fragmentieren den Blick in Ausschnitten, in der Darstellung von Details. Zerbrochene Schrankwände, zurückgelassene Vorhänge oder Abdrücke längst entfernter Möbel arrangiert er zu Stellvertretern längst vergessener Wirklichkeiten und Identitäten. Man könnte sagen, Berges „abstrahiert“ das Dargestellte, um hinter oder besser in der funktionalen Oberflächlichkeit der Dinge die ehemaligen Bewohner und ihre Lebensbewegungen sichtbar zu machen. Die Spuren alltäglicher Vergangenheit, das Flüchtige und Beiläufige, verdichtet er zu einer eigenen poetischen Wertigkeit. Berges Bilder sind von einer sanften Melancholie durchdrungen. Sie besitzen eine Tiefenschärfe, in der das Sichtbare nicht auf den eingefangenen, absoluten Moment reduziert, sondern immer auch das Gewesene spürbar bleibt. Berges entwickelt seine Fotografien zu Resonanzräumen von vergangenem, alltäglichem Leben, zu Spiegeln ge- und erlebter Wirklichkeit.

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Laurenz Berges