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Der Kölner Maler Leif Trenkler zählt zu den ersten Vertretern der Neuen Figuration und nimmt mit seinen Ausstellungen wesentlichen Anteil an der Entwicklung dieser Strömung zeitgenössischer Kunst.

Tit for Tat als Titel der Ausstellung nimmt Bezug auf eine Spielstrategie, die der Idee des Wie Du mir so ich Dir folgt und die exakte Wiederholung des Spielzuges des Gegenspielers bedeutet. Übertragen auf die neuesten Porträts, Architekturen und urbanen Szenerien Trenklers, spiegelt dieses Prinzip das Selbstdarstellungs- und Rezeptionsverhältnis von Maler und Modell: Der Maler verbildlicht, was ihm das Motiv offeriert. Die Situation ist reziprok, das Modell reagiert auf den Maler und der Maler entsprechend auf sein Motiv. Eine vergleichbar demokratische Form des Austausches entsteht auf der Künstler-Betrachter-Ebene, denn während der Künstler in der Entstehungsphase des Bildes den Betrachterblick spekulativ involviert, sucht der Betrachter im Gegenzug den Künstler zu interpretieren.

Diese Maxime der Wechselseitigkeit übernimmt eine Basisfunktion in der Malerei Trenklers. Vielfalt erlangen seine im Grunde klassischen Sujets wie Architekturen, Landschaftsansichten, Porträts und Menschen in diesem Kontext darüber hinaus durch ihre unterschiedlichen kulturellen Ursprünge. Reisen bedeutet für Trenkler seinen Blickwinkel zu erweitern, neue Eindrücke zu sammeln, kleine und große architektonische, kulturelle sowie auch botanische Unterschiede zu entdecken - eine Art frischer Anreiz für das Auge, wenn sich der Blick in seinem Kölner Kontext abgenutzt hat.

Diese anregenden Perspektivwechsel und den Kontrast zur kunsthistorischen Tradition in Europa, welche durch ihre formale Vielfalt bisweilen den Blick versperren kann, findet Trenkler derzeit vor allem in Amerika. In Staaten wie Arizona und Florida biete sich ihm ein größeres Potential, da die im Vergleich zu Europa noch jüngere Kultur in der Malerei motivisch noch „unverbrauchter“ und historisch weniger stark besetzt sei. Die zentralen Elemente seiner Malerei, die Lichtführung und das Chiaroscuro, das Kolorit, Farbverläufe und –beziehungen, sind jedoch nicht allein auf diese unbelasteten Eindrücke zurückzuführen, sondern zeugen gleichzeitig von Einflüssen, die von der amerikanischen Moderne bis zur europäischen Renaissance reichen. Schon allein die Wahl des Holzbildträgers bindet die Malerei Trenklers in einen historischen Kontext ein. Bilder der Ausstellung wie Der Neue Job von 2009, ein verlorenes Porträt auf Holzgrund, schaffen einen direkten Bezug zur Porträttradition eines Jan van Eyck oder Hans Memling, verarbeiten aber gleichzeitig die Lichthandhabung eines Alex Katz oder Fairfield Porter, vielleicht auch eines Vermeer, wie Trenkler selbst anregt. Die möglichen Referenzquellen sind jedoch nicht grenzenlos, da Trenkler zwischen einer hermetischen und offenen Malerei unterscheidet. Während erstere sich in der Perfektion eines Caravaggio oder Picasso in sich selbst verschließe, stehe ihm letztere näher, da sie Raum für Individualität biete.

Bedingen sich seine Wege zum Bild und seine Bildträger auch in der neuzeitlichen und jüngeren Kunstgeschichte, verschreibt er sich in diesem Sinne dennoch keinen Bildkonventionen. Denn durch seine Affinität zu amerikanischen Bildkulissen, seine meist mondänen Protagonisten sowie durch die Farbkonzeption wird die retrospektive Seite seiner Malerei aufgebrochen und in eine unverkennbar zeitgenössische Bildästhetik überführt.

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Leif Trenkler
Tit for Tat