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Eröffnung: Freitag, den 18. Juli 2008 . 19 Uhr

C/O Berlin, International Forum For Visual Dialogues, präsentiert vom 19. Juli bis 5. Oktober 2008 die Ausstellung Weltanschauung des amerikanischen MAGNUM-Fotografen Leonard Freed. Die Eröffnung findet am Freitag, den 18. Juli 2008, ab 19 Uhr bei C/O Berlin im Postfuhramt in der Oranienburger Straße / Ecke Tucholskystraße statt.

„Je mehrdeutiger eine Fotografie ist, umso besser ist sie. Andererseits wäre sie Propaganda.” Leonard Freed

Oft sind Fotografen Sprinter. Sie fangen ihre Motive schnell ein, um sich dann neuen Zielen hinzuwenden. So betrachtet ist Leonard Freed ein Langstreckenläufer, der seine Projekte über große Zeitspannen verfolgt hat. Seine Fotoreportagen haben Jahre bis zu ihrer Reifung in Anspruch genommen. Es ist sein ruhiger, respektvoller Blick auf das Leben und den Menschen, der fasziniert und die visuelle Kraft seiner prägnanten Langzeitstudien ausmacht. Diese dokumentieren eine Haltung, die am Besten mit „Concerned Photo graphy" beschrieben werden kann. Denn in Freeds Fokus standen nicht Stars, Katastrophen oder Spektakuläres, sondern alltägliche Situationen, sensible Porträts von Menschen in ihren jeweiligen gesellschaftlichen Zusammenhängen.

Fotografie war für Freed ein geeignetes Mittel, um die Welt besser zu verstehen - einerseits um seine eigene Identität zu finden, andererseits um soziale Interaktion und Strukturen zu entwirren und Klarheit zu erlangen. Die Kamera war sein chirurgisches Instrument, mit dem er nicht die Oberfläche abtastete, sondern grundlegende Realitäten suchte. So hat Freed chassidische Juden fotografiert, nicht weil er selber einer war - zwar als Jude geboren, jedoch nicht religiös -, sondern weil er einer von ihnen hätte sein können. Deutsche, um ihr gewalttätiges Handeln gegenüber den Juden zu verstehen. Schwarze, weil sie nicht als gleichberechtigte Bürger galten - ein Zustand, der Freed als amerikanischer Bürger störte und in dem er einen Sinn zu erkennen suchte. Die New Yorker Polizei als Gruppierung, die aufgrund der Fehler der Gesellschaft zum Opfer zwischen alle Fronten geriet.

Freed, 1929 in New York geboren, Ende 2006 gestorben, stammt aus einer Familie von jüdischen Einwanderern aus Osteuropa. Zuerst studierte er Malerei und Grafik, begann jedoch auf einer Reise in den Niederlanden, erste Fotografien zu machen. Nach seiner Rückkehr in die USA studierte er 1955 „design laboratory photography“ bei Alexey Brodovitch, Art Director von Harper's Bazaar. Im selben Jahr kehrte er nach Europa zurück, lebte in den Niederlanden und übernahm erste Aufträge für MAGNUM. Seit 1961 arbeitete er als freier Fotograf und veröffentlichte seine engagierten Reportagen über deutsche Juden (1965), Schwarze in Amerika (1964/65) und den Sechs-Tage-Krieg in Israel (1967). Seit 1972 war Freed Vollmitglied bei MAGNUM. 1980 publizierte er sein Buch „Police Work” über den Alltag in einem New Yorker Polizeirevier. Seine Fotografien wurden in allen großen Magazinen veröffentlicht, darunter „stern”, „Geo”, „Sunday Times” und „The New York Magazin”. Freed bezeichnete sich selbst nicht als Journalist, sondern als Autor.

C/O Berlin zeigt mit der Ausstellung „Leonard Freed . Weltanschauung“ erstmalig und als einzige Station in Deutschland das Werk eines der wichtigsten Dokumentaristen des 20. Jahrhunderts. Das Musée de l’Elysée in Lausanne hat die Ausstellung noch zu Lebzeiten mit Freed konzipiert. C/O Berlin und das Fotomuseum Den Haag haben diese Planung begleitet. Die Retrospektive wurde aus dem umfangreichen Archiv von Freeds Werk zusammengestellt und umfasst 230 Schwarz/Weiss-Bilder – sowohl unveröffentlichte Vintage und Modern Prints, als auch zahlreiche Aufnahmen, die zu Ikonen der Fotografiegeschichte geworden sind. Zur Retrospektive ist im Steidl Verlag ein Katalog erschienen.

Zur Ausstellung organisiert C/O Berlin zu den Themen Nachkriegsdeutschland und Judentum ein umfassendes Begleitprogramm mit Vorträgen, Lesungen, Diskussionen und speziellen Workshops für Kinder und Jugendliche.

Partner Musée de l'Elysée Lausanne MAGNUM Photos Förderer Hauptstadtkulturfonds Unterstützer Hotel Bogota . Dinamix . Big Blue

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Leonard Freed - Weltanschauung
Retrospektive