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Zur Erinnerung an den 1881 in Duisburg-Meiderich geborenen Bildhauer Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) und als Künstlerförderung in Ergänzung zur Verleihung des großen Wilhelm Lehmbruck-Preises hat die Stadt Duisburg 2009 zum 14. Mal das „Wilhelm Lehmbruck-Stipendium“ gestiftet. Als dritte und letzte Stipendiatin des aktuellen Jahrgangs stellt nun vom 9. Dezember 2011 bis zum 4. März 2012 die 1977 in Prishtina geborene Künstlerin Leunora Salihu in der Straßengalerie des LehmbruckMuseums aus.

Ihre Ausstellung JUNCTION, kuratiert von Dr. Marion Bornscheuer, zeigt eine spannungsreiche Auswahl von Arbeiten, entstanden in der Zeit des Lehmbruck-Stipendiums zwischen 2009 und 2011. Die Skulpturen zeugen von einer intensiven Beschäftigung mit Material, Form und Raum sowie einer breit angelegten Auseinandersetzung mit zeitgenössischen bildhauerischen Fragen.

Zudem ist Salihus bildhauerische Arbeit von der Verwendung unterschiedlicher Materialien, Oberflächen und Techniken geprägt: Zum einen nutzt die Meisterschülerin von Tony Cragg industriell gefertigtes und geprägtes Material wie Holz, Teppich, Rigips oder Eisen, zum anderen formbare Masse wie Ton oder Gips.

Dabei abstrahiert die in Düsseldorf lebende Künstlerin Elemente, die unsere alltägliche Umgebung konstruieren und uns aus der industriellen Produktion vertraut sind. Die Formen der Skulpturen jedoch erscheinen nur auf den ersten Blick vertraut: Bei längerer und näherer Betrachtung tritt das Unlogische und Befremdliche in der Materialität, Anordnung und Wiederholung, in den Größen, Proportionen und Kombinationen zutage. Es entstehen Skulpturen und Raumkörper, die komplexe Gefüge von industriellen, architektonischen und organischen Formen sind. Diese formulieren Möglichkeiten und Grenzen von Bewegungssuggestionen, von Verbindungen organischer und konstruktiver Formenelemente und deren scheinbarer Funktionalität sowie Übergänge von Skulptur und Sockel, von Außen- und Innenraum.

Durch die Menge gleicher konstruktiver Teile entsteht bei Salihus Arbeiten einerseits der Eindruck von Größe, andererseits jedoch auch ein Eindruck von Leichtigkeit. Durch formale Aspekte der Reihung, Bewegung und Öffnung und durch das jeder Skulptur eigene Verhältnis von Vertrautheit und Befremden gehen die Formen in den Betrachter über und arbeiten dort weiter. „Der Mensch sieht das, was er sehen will“, sagt Leunora Salihu. „Wenn wir ein Objekt sehen, erfassen wir es optisch als ein Ganzes und ordnen es einem Begriff unter. Gerade die Details sind jedoch Träger und Grundlage eines ineinander greifenden und funktionierenden Systems. Meine Formen bleiben insofern offen, als dass es für mich kein endgültiges Bild eines Objektes gibt.“

Die konstruktiven Elemente finden sich in anderer Verbindung in weiteren Skulpturen wieder. Alles greift ineinander, und die skulpturale Arbeit vervollständigt sich erst im Zuge der Wahrnehmung durch den Betrachter. Dieser wird Teil der Arbeit, indem er seine eigene Körperlichkeit in Beziehung zur Körperlichkeit der Skulptur setzt. Proportionen und Maße des menschlichen Körpers sind teilweise Ausgangspunkt für die Konstruktion von Salihus Raumkörpern.

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Leunora Salihu
Junction
Kurator: Marion Bornscheuer