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Lewis Baltz ist neben Bernd und Hilla Becher, Stephen Shore und Robert Adams einer der bekanntesten Vertreter der New Topographics Bewegung, die wegweisend für die konzeptuelle Fotografie war. Zusammen mit Donald Judd war Baltz bereits in den 1970er Jahren bei der Galerie Leo Castelli in New York vertreten. Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Thomas Zander vereint erstmalig Werke beider Künstler, deren jeweiliges Œuvre sich vor allem durch eine minimalistische Form- bzw. Bildsprache auszeichnet und ein spannendes Zusammenspiel ergibt.

Baltz’ Fotoserien dokumentieren Orte, die als Nebeneffekte der industriellen Zivilisation außerhalb der kanonischen Wahrnehmung liegen: Brachlandschaften, Industriegebiete, Lagerhallen. Sie thematisieren räumliche Formen, die im Alltagsraum auftauchen, in ihrer Korrespondenz mit avancierten Kunstformen. Seine Strategien enthalten ein reflexives Wissen über die Fotografie, indem sie den Fotografen als einen Lehrer des Sehens einsetzen, der in reduktiver Geste sichtbar macht. Bereits Mitte der 1960er Jahre wandte sich Baltz einer reduzierten Ästhetik im Stile des Minimalismus zu und orientierte sich an Künstlern aus dem Bereich der Malerei, Bildhauerei und Land Art. Die autonome Präsenz des Kunstwerkes wurde zum Grundprinzip erklärt. „Das Werk behauptet seine eigene Existenz, Form und Wirkung. Es wird zum eigenständigen Objekt", wie es Donald Judd auch umschreibt.

Zusammen mit einigen Wandobjekten, Skulpturen und frühen Zeichnungen von Donald Judd werden in der Ausstellung Baltz' frühe Fotografien aus The Prototype Works sowie die 25-teilige Arbeit The Tract Houses (Siedlungshäuser) gezeigt, die 1971 erstmalig bei Leo Castelli zu sehen war. Beide Serien gehören zu seinen frühesten Projekten, die mit der gängigen Fototradition brechen und in denen ein deutlicher Bezug zur Moderne ersichtlich ist. Er schafft mit seinem Werk eine Erweiterung des Dokumentarischen und "verdeutlicht damit die paradoxe Position der Fotografie innerhalb des Kunstgeschehens ihrer Zeit" (Sheryl Conkelton).

Baltz' minimalistische und reduzierte Bildkompositionen erforschen den fotografischen Stil als Prozess und verweisen nicht nur auf die Fotokunst von Lee Friedlander oder Robert Frank, sondern auch auf Maler und Bildhauer seiner Zeit wie Donald Judd, Frank Stella, Jasper Johns oder Sol LeWitt. Annäherungen finden sich in formalästhetischen Kompositionsmustern und in inhaltlichen Schwerpunkten wieder, die bei Baltz mit einer stark kritischen Auseinandersetzung einhergehen ohne den Blick für das Wesentliche zu verlieren: Der Fokus auf das Allgemeine und nicht das Besondere, wie es vor allem in den "Protoype Works" zum Ausdruck kommt.

Der 1945 in Newport, Kalifornien, geborene Lewis Baltz studiert von 1966-69 Fotografie am Art Institute in San Francisco, bevor er ab den 1970er Jahren verschiedene Lehrtätigkeiten und Professuren annimmt. Bis heute lehrt er am Istituto Universitario di Architettura in Venedig, wo Baltz, neben seinem Wohnsitz in Paris, auch lebt und arbeitet. Im jungen Alter von 26 Jahren werden seine Fotografien erstmalig in einer Einzelausstellung bei Leo Castelli in New York gezeigt. 1975 nimmt Lewis Baltz an der "New Topographics" Ausstellung im George Eastman House teil. Seither sind seine Werke in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit zu sehen und in bedeutenden Sammlungen vertreten. In diesem Jahr sind Baltz' Arbeiten u. a. im San Francisco Museum of Modern Art und im LACMA, Los Angeles zu sehen. Ab September widmet ihm das Art Institute of Chicago eine Einzelausstellung sowie von April - Juli 2011 die National Gallery of Art, Washington. Sämtliche Publikationen über Lewis Baltz sind im Steidl Verlag erschienen.