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Li Jin, 1958 in Tianjin bei Peking geboren, gehört zu den bedeutendsten chinesischen Künstlern der Gegenwart und ist auch außerhalb seines Landes hochangesehen. Nach Beteiligungen an Ausstellungen zur chinesischen Kunst in den Staatlichen Museen in Berlin und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wurde er im Museum of Fine Art in Boston gezeigt und ihm ein dreibändiger Katalog gewidmet. Gegenwärtig ist er vertreten in der Ausstellung „Eine andere Moderne. Zeitgenössische chinesische Tuschmalerei“ im Kunsthaus Hamburg.

Li Jin knüpft an die Tradition der chinesischen Tuschmalerei an, aus der er, unter den heutigen ganz anderen Bedingungen, seinen eigenen unverwechselbaren Stil entwickelt, dieser Tradition im Sujet, in der persönlichen Figurenwelt und im Ausdruck neue Möglichkeiten abgewinnt. Li Jins Malerei hat eine literarische, erzählerische Qualität, seine Themen sind Alltagsszenen, idyllische Tableaus, tägliche Verrichtungen, oft auch die eigene Person. Es sind sehr in das Diesseits gerückte Sujets von großer Unmittelbarkeit, die als mitteilungswürdig erscheinen und die der klassischen chinesischen Malerei weitgehend unbekannt sind; eher findet sich noch eine solche Sicht in der chinesischen Literatur. Hieraus ergeben sich die künstlerische Zugangsweise, die unterschiedlichen, sich durchdringenden Stillagen, die reiche Typologie und das leicht karikierende Element in der Typisierung der Personen.

Die ironische Haltung relativiert das Dargestellte, gewährt auch in der Nähe die Möglichkeit der Distanz. Immer schwingt dabei ein sympathetisches Moment mit, eine von Respekt und Zuneigung den Personen gegenüber getragene Haltung. Ein melancholischer Grundton kann dem beigegeben sein, eine Nachdenklichkeit angesichts der Flüchtigkeit von allem Schönen. Li Jin gelingen hier große Ausdrucksnuancierungen in der Wiedergabe der Personen. So grundiert die diesseitigen Freuden, das gesellige Wohlbehagen ein Vanitas-Element. Das Dargestellte lässt sich auch als Rollenspiel lesen, man meint zuweilen, von den satirischen Elementen abgesehen, vom Gehalt her Anklänge an die Commedia dell’arte und die Melancholie des Pierrots im 18. Jahrhundert zu finden. Hierzu gehört die Maskerade, das Clowneske, das Teil der Selbstdarstellung des Künstlers ist.

Künstlerisch gestaltet sich die Wiedergabe des Alltäglichen höchst sublim. Öfters finden sich Blätter, die ganz mit Zeichnung und Schrift, mit textlicher Mitteilung versehen sind. Dann wieder zeigt sich, besonders in den schwarzweißen Tuschzeichnungen, das spannungsvolle Spiel zwischen Zeichnung und leerer Fläche, eine souveräne Disposition der Elemente und die Tiefe suggerierende Leere. Virtuos ist der Umgang mit der Tusche, das Vermögen, mit sparsamsten Mitteln Form zu erzeugen, Stofflichkeit, Volumen und Raum zu schaffen. Die Schönheit der Grauwerte beansprucht daneben einen Rang für sich. Bedeutend ist die spezifische Behandlung des Kalligraphischen, auch in der Art der Farbwiedergabe, dann seine Doppelfunktion, wie die durch den Tuschpinsel erzeugte Form gleichzeitig die Autonomie des Strichs, seinen Eigenwert hervorkehrt.

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Li Jin
Tuschmalerei