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Eröffnung: Samstag, 10. Oktober 2009, 19 Uhr, Kurmittelhaus Bad Rothenfelde

Manfred Schneckenburger bespielt die Saline in Bad Rothenfelde mit Lichtkunst-Projektionen. Auf knapp einem Kilometer Länge wird die 15 Meter hohe Saline im niedersächsischen Kurort bei Osnabrück täglich mit dem Sonnenuntergang zum Lichtkunstwerk.

Getragen von der raschen technischen Entwicklung der Projektortechnik der vergangenen Jahre, eröffnete sich eines neues Feld der Lichtkunst, das geradezu einen Produktionsschub erlebte. Durch allseits verfügbare neue technische Aufnahmemöglichkeiten und Reproduzier-barkeit bildet sich ein unerschöpfliches Bilderreservoir. In der Folge wird zum ersten Mal eine Ausweitung der Kunstgeschichte zur Bildwissenschaft diskutiert.

Dies ist den Veranstaltern um Manfred Schneckenburger Grund genug, dieser Kunstrichtung ein breiteres Podium zu geben und den Entwicklungsprozess in Zweijahresschritten mit einer Biennale zu begleiten.

Die Beiträge der 1. Projektionsbiennale 2007/2008 hatten einen Schwerpunkt in der Erkundung der Mikrowelten des Salinenwassers, der völlig neue, nicht tradierte Bilder lieferte. Zu dem manifesten „iconic turn“ kam hier insbesondere der Bezug zur versalzenden, tief verästelten Salinenwand als Projektionsuntergrund zur Geltung. Jedes Bild stand im Dialog mit den Strukturen der Projektionsfläche. Farbwirkung und Lebendigkeit hingen davon ab.

In der 2. Projektionsbiennale 2009/2010 wenden sich die Künstler vom Salinenwasser ab und den Strukturen des Gradierwerks und dem Salz zu. Die ursprüngliche Idee, vom Salzkristall auszugehen und Bildwelten des Prismatischen, Konstruktiven auf die Wände zu werfen, wurde durch die weitläufige Imagination der Künstler stark ausgeweitet. Sie sehen den Menschen wie in der Bibel als das „Salz der Erde“. Sie versetzen ihn in Urwälder, setzen ihn den vier Elementen aus, umgeben von Wasser, Wellen, Tod und Zerfall oder inszenieren einen Gang über den Regenbogen. Ein blitzendes Panorama geometrischer Figuren erinnert an die Basisidee. Vielfalt und Phantasie erfinden die Biennale neu.

Beispielhaft genannt sei Mischa Kuball, der als einer der bekanntesten deutschen Licht- und Medienkünstler dieses Fach in Karlsruhe lehrt. Für Bad Rothenfelde konzipierte er eine ausgedehnte Folge geometrischer Figuren: Quadrat, Hexagon, Raute und andere Flächenbausteine eines Prismas. Auf der von Wasser überrieselten Wand scheinen sie auf, lösen sich auf und gewinnen wieder Kontur. Ein rascher Rhythmus bestimmt den Wechsel, so dass ein großer Formbestand des Salzkristalls durchlaufen wird.

Ugo Dossis künstlerische Forschung gilt den Bildern, die wir in uns tragen. Er findet sie in Träumen oder automatischen Zeichnungen, wie wir sie absichtslos, unbewusst oder in Trance festhalten. In Rothenfelde projiziert er die Elemente Wasser, Erde, Feuer, Luft. Er durchdringt diese Urkräfte mit Piktogrammen aus dem Unbewussten, die er aus Hypnosesitzungen gewinnt und in denen sich Zustände der Welt zeichenhaft verdichten: Feuersbrünste, Wasserwirbel, Felsgeröll, ein Totentanz durch den Sternenraum. Wo Kuball Ordnung gegen Chaos stellt, gehen bei Dossi Zerstörung und Neugeburt ineinander auf.

Xavier de Richemont dachte möglichweise bei dem Holz und den Zweigen des Gradier-werks an den ersten Vers in Dantes epischem Gedicht „Die Göttliche Komödie“: „Als ich des Lebens Mitte hat erschritten / befand ich mich in einem tiefen Wald ...“ Er lässt einen Wanderer zwischen endlos aufragenden Bäumen umherlaufen, der sich im Labyrinth der Stämme fortbewegt. Die Projektion lässt sich als Sinnbild des menschlichen Lebens verstehen, als Grunderfahrung eines schwierigen Weges. Offenbar löst für ihn die künstliche Dornenwand eine existenzielle Metapher aus, an die sich ganze Assoziationsketten schließen.

Prof. Dr. Manfred Schneckenburger

1969-72 Kurator „Weltkulturen und moderne Kunst“ 1972-75 Leitung der Kunsthalle Köln 1977 Leitung der Documenta 6 1987 Leitung der Documenta 8 1991 Professor an der Kunstakademie Münster 1995-2004 Rektor an der Kunstakademie Münster

Künstlerliste

Luzia-Maria Derks, Ugo Dossi, Mischa Kuball, Marion Niessing, Xavier de Richemont, Katharina Veldhues und Gottfried Schumacher, Claudia Wissmann

Umfang der Projektionen

7 Projektionen: - 3 Projektionen auf 450 m Breite im Wechsel von ca. 10 Minuten - 1 Projektion von 50 m Breite - 1 Projektion von 30 m Breite - 1 Projektion von 20 m Breite - 1 Lichtspiel im Salinenpark

Besucherinformationen

lichtsicht – 2. Projektionsbiennale Bad Rothenfelde 10. Oktober 2009 – 10. Januar 2010 täglich frei zugänglich, Projektionszeit: täglich 18 – 23 Uhr

Salinenstraße 49214 Bad Rothenfelde Anfahrt über die A33, Ausfahrt Bad Rothenfelde, der Beschilderung „Saline“ folgen

Führungen zu buchen über: Kur und Touristik Bad Rothenfelde GmbH Telefon: 05424/2218-0 Email: touristinfo@bad-rothenfelde.de Internet-Adresse (URL): www.lichtsicht-biennale.de

Ein Katalog von ca. 87 Seiten wird am Ausstellungsort erhältlich sein.

Pressekontakt

Nils Vandré Kunst-PR Schürenstraße 10 49082 Osnabrück 0541 – 58 99 70 0171 – 52 81 71 9 nils.vandre@t-online.de

Die lichtsicht Projektionsbiennale Bad Rothenfelde wird getragen durch die Heinrich W. Risken-Stiftung