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Es handelt sich um eine historische Ausstellung, die sich den gattungsübergreifenden Experimenten in Ton, Bild und Sprache widmet. Ausgelöst von Punk wurde von 1976 bis 1985 in Ost- und Westdeutschland verstärkt die Frage nach den Gemeinsamkeiten von Musik und Kunst gestellt. Durch seinen appellativen Charakter, seinen Verstoß gegen political correctness, seine Ironisierungen bürgerlicher Tristesse ein Motor war Punk für die Selbstverortung von Künstlern in dieser Zeit inspirierend. Die Arbeiten von Werner Büttner, Georg Herold, Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Tohm di Roes oder auch Cornelia Schleime verstanden sich als Anschlag auf kleinbürgerliche Bildvorstellungen und auf den Staat – darin teilten sie den Spirit von Punk und New Wave. Das Prinzip des anything goes praktizierten sie ihren Bildern, Texten, Super 8-Filmen, Aktionen, Musik und Beiträgen in Fanzines. Dabei entstanden gemeinsame Produktionsprozesse, in denen die Beteiligten meistens individuell erkennbar blieben. Ausgestellt werden hierfür exemplarisch Arbeiten von Die Tödliche Doris, Minus Delta t, FSK und Zwitschermaschine. In den kopierten Produkten wie Gepein oder Shvantz fielen Autorität und Entwertung der künstlerischen Prozesse, sowie Selbstorganisation und Kooperation zusammen – Phänomene, die ausschlaggebend für damalige Strategien waren. Das S.O.36, dessen 25 jähriges Bestehen sich diesen Sommer jährt, ist als intermedialer Veranstaltungsort ein Ausgangspunkt für unser Projekt. In seinem Gründungsjahr bot es einen provisorischen Rahmen für Künstler wie für Musiker, denen eine Selbstverortung im subkulturellen Mainstream gemeinsam war. Dort konnten sie ihr Arbeitsprinzip, das sich mit dem einer schnellen Eingreifgruppe vergleichen lässt, entwickeln. Die Ausstellung wird um Arbeiten von Anne Jud, Martin Kippenberger, Bettina Sefkow, Thomas Wachweger oder auch Bernd Zimmer ergänzt. In einer Blackbox sind Filme von Jörg Buttgereit, Knut Hoffmeinster, Michaela Melián, A.R. Penck, Tohm di Roes, Frieder Butzmann, Christine Schlegel, Cornelia Schleime und Gabriele Stötzer zu sehen. In einem anderen Raum ist Sound von mehr als 60 Protagonisten zu hören, darunter Gudrun Gut, Die Gehirne, Klick & Aus, Waschsalon, Aufruhr zur Liebe, Mania D, Mittagspause, Ornament & Verbrechen, Palais Schaumburg, DIN A Testbild und Zwitschermaschine zu hören.

Am 30. August liest ab 21.00 Frieder Butzmann (Hörspielautor, Komponist und ehemaliges Mitglied von Liebesgier) aus Fanzines vor; anschließend Reiner Wernher vom Nagel zu Haufe (Tohm di Roes) aus seinem kürzlich erschienenden Buch. Danach legt Thomas Meinecke (Autor, DJ und Mitglied der Band FSK - Freiwillige Selbstkontolle) Platten auf.

Bei Vice Versa ist ein umfangreicher Katalog erschienen, der bisher unveröffentliches Material und O-Töne präsentiert. Die faksimilierten Dokumente und Fotos, werden ergänzt durch Texte von Hans Christian Dany, Bert Papenfuß, Nina Möntmann, Thomas Groetz oder auch Petra Reichensperger.