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Der Bielefelder Kunstverein zeigt vom 12. Februar bis 1. Mai 2010 die erste institutionelle Einzelausstellung der französischen Künstlerin Lili Reynaud-Dewar (*1975) in Deutschland. Die Ausstellung rückt ihre aktuellste Arbeit »Cléda’s Chairs« in den Mittelpunkt der Präsentation. In Form von großformatigen Malereien, Objekten und Videos nimmt sie unter anderem Bezug auf Pier Paolo Pasolinis Recherchen über Afrika, die der italienische Regisseur Anfang der 1970er Jahre in seinem Dokumentarfilm »Notizen für eine afrikanische Orestie« festgehalten hat.

Lili Reynaud-Dewar hat in den vergangenen Jahren ein komplexes Werk entwickelt, das beständig um den Begriff der kulturellen Identität kreist. Unter Einbeziehung ihrer Familiengeschichte beschäftigen sich ihre Werke mit der Gegenüberstellung von individuellen Blickweisen und gesellschaftlichen Stereotypen. Diesen Aspekt verdeutlicht sie immer wieder anhand der Entwicklung verschiedener Avantgardebewegungen und Subkulturen des 20. Jahrhundert. Abseits von bestehenden Regeln und Normen entwickelten diese ein anderes ästhetisches Bewusstsein und neue Formen des Widerstands. Deshalb untersucht Reynaud-Dewar in ihren Werken mit Interesse auch die Exzentrik, die dieses Denken, Tun und Handeln bestimmte und ermöglichte.

Die Künstlerin konzipiert für ihre Installationen und audiovisuellen Performances szenische Räume aus eigens entworfenen Bühnenelementen, Malereien und Kostümen. Mit formalen Anleihen bei Film, Theater, Design und Popmusik münden ihre Arbeiten häufig in eine allegorische, teils archaische Vielstimmigkeit. Reynaud-Dewar agiert im Spannungsfeld von Wirklichkeit und Fiktion. Geschichten, Mythen und Symbole sind ebenso Gegenstand wie Werkzeuge ihrer künstlerischen Spurensuche.

Lili Reynaud-Dewar lebt und arbeitet in Paris. Letztes Jahr waren ihre künstlerischen Arbeiten in den Einzelausstellungen Antitheater (Frac Champagne Ardennes, Reims) und Interprétation (Kunsthalle Basel) zu sehen. Darüber hinaus hat sie an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen, darunter The Morality Series (Witte de With, Rotterdam, 2010), Elles@centrepompidou (Centre Pompidou, Paris, 2009), Kehraus- Abschied von Stabilen Wänden (Westfälischer Kunstverein, Münster, 2009) oder When Things Cast No Shadow (5. Berlin Biennale, Berlin, 2008).

Kurator: Thomas Thiel

Die Ausstellung von Lili Reynaud-Dewar wird mit freundlicher Unterstützung realisiert von: INSTITUT FRANCAIS