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Liquid Fertilizer – Regionale 18
24.11.2017 – 07.01.2018
Eröffnung: Freitag den 24. November um 19 Uhr

Dienstag – Sonntag 12 – 18 Uhr
Mittwoch 12 – 20 Uhr
Montag geschlossen
Kunstverein Freiburg, Dreisamstr. 21, 79098 Freiburg
0761-34944, info@kunstvereinfreiburg.de

Liquid Fertilizer entsteht aus Zersetzungsprozessen, der Wiederverwertung und Synthese organischer Komponenten oder aus mineralischen Salzen. Der wertvolle Nährstoffkomplex unterstützt synergetische Prozesse, Veränderung und Wachstum. Verschiedene Organismen, Spezies, Stoffe, Kräfte wirken ineinander, zersetzen, verwandeln, verflüssigen, formen und bilden komplexe Habitate heraus. Nicht nur als wichtiges Elixier der Agrarindustrie dient Liquid Fertilizer der Kontrolle, Beschleunigung und Optimierung von Wachstum und Produktivität: Er kann neue Strukturen schaffen, Potenziale freisetzen oder zerstörerische Katastrophen auslösen.

Unter dem Titel Liquid Fertilizer versammelt die diesjährige Regionale-Ausstellung im Kunstverein Freiburg KünstlerInnen aus dem Dreiländereck zwischen Basel, Strasbourg und Freiburg. Ausgewählt wurden sie aus 777 Bewerbungen zur 18. Ausgabe des trinationalen Projekts Regionale, an welchem 19 Ausstellungshäuser beteiligt sind.

In einem voluminösen Plastikbehälter lässt Karin Borer 210 Liter Kompost-Tee gären, dessen Duft sich über die Ausstellungshalle legt. Aus Bakterien, organischen Abfällen und biologischen Ergänzungsmitteln entsteht ein Flüssigdünger für die Wachstumsoptimierung von Blumen, Gemüse und Zimmerpflanzen. Eine weitere Installation der Künstlerin kombiniert das Blowup einer Vogelleiter aus einer Voliere mit einem übergroßen, von der Decke hängenden Spielzeug zur Optimierung von Gesang und Fruchtbarkeit des Tieres. Auf einer Säule strömt eine Räucherkugel einen aphrodisierenden Geruch aus. Die Bezeichnung „euphoric, narcotic, pleasantly hallucinant“ verweist auf die stimmungsregulierende Droge „Soma“ aus Aldous Huxleys Roman „Brave New World“.

In den Permafrostböden unseres Planeten schlummern vermeintlich längst ausgestorbene Erreger verheerender Seuchen. Sie könnten mit dem Tauen der Böden wieder freigesetzt werden. Dieses Katastrophen-Szenario bildet das Hintergrundnarrativ für eine Sound-Performance von Yanik Soland am Eröffnungsabend. Eine mit Schlamm bedeckte Plastikfolie dient als Spielfläche. Sie wird durch Objekte und Malereien ergänzt.

Kathinka Theis untersucht in ihren Arbeiten die Wirkung architektonischer Räume. Aus Betonelementen und Armierungseisen entwirft sie eine modellhafte Raumzeichnung. Das lineare Geflecht suggeriert eine mögliche Fortsetzbarkeit, als sei es Teil einer monumentalen Infrastruktur, die sich immer weiter in den Raum ausdehnt.

Seit 2013 organisieren Dorota Gawęda & Eglė Kulbokaitė die Young Girl Reading Group (YGRG), eine nomadische, zwischen der virtuellen und materiellen Welt angesiedelte Lesegruppe zeitgenössischer Theorie. Das Video „YGRG 136“ inszeniert eine gemeinsame Lesung von Paul B. Preciados „Gender, Sexuality and the Biopolitics of Architecture: From the Secret Museum to Playboy“, die in dem intimen Setting einer Sauna durchgeführt wurde.

Mia Sachez gebraucht Text und Sprache als künstlerisches Material, das sie selbstreflexiv einsetzt, um Bedingungen des Ausstellens sowie Möglichkeiten von Sprache und Kommunikation nachzugehen. Drei Eidechsen aus Stoff liegen wie Sitzsäcke im Ausstellungsraum. Ihre Haut fungiert als Träger von Texten – knappe Bruchstücke, die um die Beziehung zwischen (BetrachterInnen-)Körper, Raum und Sprache kreisen.

Ausgangspunkt der an ein Interieur erinnernden Installation von Mona Zeiler sind digitale Detailansichten von Oberflächen sowie Objekte in normierten Maßeinheiten und Materialien. Diese werden ihrer ursprünglichen Eigenschaften entzogen und in neue Zusammenhänge gestellt. In der Potenzialität eines dreidimensionalen Raums, der dabei entsteht, hinterfragt die Künstlerin die Konsequenzen bestimmter Gestaltungsentscheidungen.

Als bildhauerische Fotografin schafft Lara Steinemann absurde Interventionen oder erzeugt rätselhafte Räume. Sie verfremdet Objekte, verschiebt Formen, setzt diese in neue Zusammenhänge und fordert so, Betrachtungsstrategien zu durchbrechen.

Marie Matusz beschäftigt sich mit dem Begriff der Struktur in unterschiedlichen Disziplinen: den Naturwissenschaften, der Ökonomie und Politik sowie der Biotechnologie. Im Ausstellungsraum spannt sie ein Netz zwischen dem Geländer der Galerie, in dem sie symbolisch aufgeladene Objekte schweben und dadurch das „Oben“ mit dem „Unten“ verschwimmen lässt.

Auf der Galerie des Kunstvereins verbinden Giorgio Bloch & Angela Cerullo eine Lichtinstallation mit skulpturalen Elementen. Bezugnehmend auf die brutalistische Hochhaussiedlung Tours Aillaud bei Paris untersuchen sie Widersprüche zwischen der camouflageartigen Architektur und den Machtverhältnissen, die in sie eingeschrieben sind.

www.regionale.org/ #regionale18

KuratorInnen: Heinrich Dietz, Ann-Kathrin Harr