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András Gàlik (1970) und Bálint Havas (1971) – beide in Budapest geboren – haben ihre Kindheit im sozialistischen Ungarn der 1970er und 1980er Jahre verbracht. Ihre Zusammenarbeit begann in den späten 1990er Jahren, nach ihrem Kunststudium an der Budapester Kunstakademie. Als Little Warsaw gehören sie in Ungarn zu den bekanntesten Künstlern ihrer Generation. Die stetigen Veränderungen der politischen Referenzsysteme haben ihre politische wie künstlerische Wahrnehmung geprägt.

Das Künstlerduo Little Warsaw dekonstruiert ideologische Symbole und Referenzsysteme, analysiert ihre Wahrnehmung vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen und rekonstruiert sie im Kontext der Kunst neu. Zunächst auf die Gegenwart ihres Landes – Ungarn – bezogen, stellen András Gàlik und Bálint Havas die vorgefundene Kunst aus dem öffentlichen Raum auf den Prüfstand – und finden immer neue Anknüpfungspunkte für einen künstlerischen Aufbruch in eine neue, zeitgemäße Individualität.

In ihren Projekten - Objekten, Filmen, Installationen, Performances - beschäftigt sich das Künstlerduo mit der kollektiven Bildsprache und ihrer Herkunft, mit sozialen Zusammenhängen und persönlichen Biografien. Dabei wird die historische Erinnerung als kontinuierlicher Prozess und immer werdende Entwicklung des menschlichen Bewusstseins – mit ihren manchmal tragikomischen Konsequenzen – dargestellt und reflektiert.

Was bedeutet Geschichte? Wie kann man historische Prozesse wahrnehmen, verifizieren, fixieren? Wie blickt man auf die Veränderungen, die eigenen und die der anderen? Was passiert, wenn man die Frage, ob man in der Geschichte lernen könne, nach langer Zeit demselben Menschen noch einmal stellt? In ihrem Filmdokument My dear Professor, the way he was when I was born – 1971 gelingt den beiden Künstlern dieser Zeitsprung. Sie befragen ihren Professor Zsigmond Karolyi – zweimal: 1971 und 2009. In der Verschränkung der Zeitebenen wird Veränderung individuell greifbar. Das Experiment wird zu einem philosophisches Essay über das Lernen, die Zeit und die Wahrnehmung von Entwicklung.