press release only in german

Die Ausstellung Living in the Material World stellt zwölf Künstlerinnen und Künstler vor, deren bildnerisches Denken vor allem durch Materialität bestimmt wird. Seit den 1960er Jahren, als viele neue, oft ‚ärmliche’ Werkstoffe in die Räume der Kunst Einzug hielten, setzen Künstler nahezu jedes Material wie selbstverständlich ein. Heute sind Aluminium, Beton, Kunststoff, Papier und Styropor ebenso vertraute künstlerische Mittel wie Altglas, Bauelemente, Lippenstift, Möbel oder Porzellanteller. Die Künstler, die in der Ausstellung vertreten sind, programmieren solche vertrauten Stoffe neu. Das Material wird zum Impulsgeber für Prozesse: für Bauen, Falten, Formen, für handwerkliche Verfahren und für das Wiederverwerten von Produkten. Die Arbeiten spiegeln diese Entstehungsprozesse. Sie wirken temporär, fragil, fragmentarisch und hybrid. Es sind Materialerzählungen, in denen das Verhalten von Substanzen ebenso zum Thema wird, wie auch soziale, ökonomische und kulturhistorische Bedeutungen anklingen. Die jahrhundertealte Streitfrage, ob der Form oder dem Werkstoff der Vorrang gebührt, hat ihre Brisanz verloren, denn die rund 25 Objekte und Installationen in der Ausstellung verführen gleichermaßen durch ihre Gestalt und Materialität.

Als George Harrison 1973 sein zweites Soloalbum nach der Trennung von den Beatles unter dem Titel Living in the Material World veröffentlichte, betrauerte er sein bislang auf materiellen Werten aufgebautes Leben. Er hoffte auf eine andere, bessere Gegenwelt. Die zwölf Künstlerinnen und Künstler der gleichnamigen Ausstellung, die die Kunstmuseen Krefeld in Kooperation mit der Galerie im Taxispalais Innsbruck zeigt, rücken gerade die materiellen Aspekten unserer Alltagswirklichkeit in den Fokus. So richtet Michael Beutler gleich eine ganze Werkstatt ein, in der aus Papier Werkbänke entstehen, die dem Handwerker eigentlich als solide Grund- und Ablage ihrer Arbeit dienen. Beutler arbeitet damit gegen das Material, denn mit Papier werden gemeinhin die Eigenschaften flach und nachgiebig verbunden. Theaster Gates demonstriert mit einem hybriden Gebrauchsgegenstand, der Soul Food Rickshaw for Collard Greens and Whiskey, das Ergebnis

Als George Harrison 1973 sein zweites Soloalbum nach der Trennung von den Beatles unter dem Titel Living in the Material World veröffentlichte, betrauerte er sein bislang auf materiellen Werten aufgebautes Leben. Er hoffte auf eine andere, bessere Gegenwelt. Die zwölf Künstlerinnen und Künstler der gleichnamigen Ausstellung, die die Kunstmuseen Krefeld in Kooperation mit der Galerie im Taxispalais Innsbruck zeigt, rücken gerade die materiellen Aspekten unserer Alltagswirklichkeit in den Fokus. So richtet Michael Beutler gleich eine ganze Werkstatt ein, in der aus Papier Werkbänke entstehen, die dem Handwerker eigentlich als solide Grund- und Ablage ihrer Arbeit dienen. Beutler arbeitet damit gegen das Material, denn mit Papier werden gemeinhin die Eigenschaften flach und nachgiebig verbunden. Theaster Gates demonstriert mit einem hybriden Gebrauchsgegenstand, der Soul Food Rickshaw for Collard Greens and Whiskey, das Ergebnis

einer gemeinschaftlichen Arbeit von Handwerkern aus unterschiedlichen Kulturräumen: US-amerikanische und asiatische Handwerker sind hier zusammen gekommen. Drei große, stereometrische Volumes von David Jablonowski täuschen im Garten von Haus Lange Masse, Gewicht und Dauerhaftigkeit von Beton vor – tatsächlich handelt es sich um leichtes, poröses Styropor.

Die Künstlerinnen und Künstler zeigen in der Ausstellung Living in the Material World vor allem aktuelle Arbeiten aus den letzten ein bis drei Jahren. Berta Fischer, Ane Mette Hol und Marie Lund haben zudem neue Werke geschaffen, die erstmals in Krefeld zu sehen sein werden. Lara Almarcegui, die im letzten Jahr den Spanischen Pavillon der Biennale in Venedig bespielt hat, entwickelt eigens für das Museum Haus Lange eine ortsspezifische Arbeit. Sie betrachtet die Materialität des Museumsgebäudes als reine Bausubstanz. Dies ist insofern interessant, da Ludwig Mies van der Rohe, der das Haus 1927 bis 1930 entwarf und erbaute, sowohl mit neuen Materialien wie Stahl und Glas als auch mit exklusiven wie Travertin und Makassarholz arbeitete. Almarcegui erreichnet die exakten Mengen der wichtigsten Baustoffe des Hauses und verzeichnet sie als liste auf der Wand. Die Aufstellung gleicht einer Behauptung, die man zu verifizieren versucht und die den Betrachter für den Ort und dessen Beschaffenheit sensibilisiert. Der Ort, das Museum Haus Lange, erweist sich auch als ein kunsthistorisch relevanter Raum: 1969 wurde hier in zweiter Station die heute legendäre Ausstellung When Attitudes become Form gezeigt. Mit ihr manifestierte sich der „material turn“ des 20. Jahrhunderts, mit dem jeder Stoff, auch der billigste und unscheinbarste, Kunstwürdigkeit erlangte.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Kooperation mit der Galerie im Taxispalais, Innsbruck
(Termin 6.12.2014 - 15.2.2015)