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Eröffnung: 11. Januar 2008

Pressetext:

Heutzutage wird Kunst gewöhnlich in Ateliers gemacht; Bilder ebenso wie moderne Objekte. Zeitgenössische Künstler pflegen in ihrem Atelier zu denken; sie arbeiten in ihrem Atelier und sie hoffen, dass die Schöpfungen ihres Geistes oder ihres Körpers öffentlich gezeigt werden...in einer Galerie vielleicht...an einer weißen Wand. Es gibt ein fundamentales Gesetz, das besagt, wenn im Atelier produzierte Kunst von irgendjemand anderem als den Künstlern selbst gesehen werden soll, diese ausgestellt werden muss. Normalerweise steckt man sie, wie schon gesagt, in Museen oder Galerien.

Diese enge gegenseitige Abhängigkeit aller ins System Kunst Verstrickter war lange Zeit Thema und Inhalt von LHMs Arbeit. Streng konzeptuell untersuchte sie über Jahre den Kontext künstlerischer Produktion und Rezeption. Sie machte beispielsweise unzählige Aufnahmen von Wänden, deren verschiedenfarbigen, glatten, matten oder gekörnten Strukturen so ausschnitthaft blieben, dass sie nichts verrieten über die Funktion der jeweiligen Wand. Einmal projizierte sie hoch oben in der Ecke eines leeren Ausstellungsraumes auf dem Kopf stehende s/w-Bilder ihres eigenen leeren Arbeitsraumes.

Das offensichtliche Interesse am Ausloten konkreten künstlerischen Schaffens, an dessen psychische und physische Bedingtheiten, am Arbeiten aus und vom gegebenen Rahmen des Werkstattateliers heraus, wie es unmittelbar aus jedem einzelnen Objekt von Raum #214 spricht, steht nur scheinbar im diametralen Gegensatz zu den erwähnten früheren Arbeiten. Tatsächlich geht es der Künstlerin neben der Suche nach dem ‚richtigen’, im realen und optischen Gleichgewicht befindlichen Ding auch weiterhin um die Erkundung ihrer Position im Produktionsraum Kunst. Trotzdem sind ihre Arbeiten skulpturale Objekte mit einer ganz eigenen ästhetischen Gesetzmäßigkeit. Nicht zuletzt versteht sich die Form bei LHM auch als Chiffre für den historischen Skulpturbegriff, ohne ihn karikieren oder zelebrieren zu wollen.

Den Ort der Ausstellung als wesentliches Kriterium in die Auswahl der Ausstellungsgegenstände mit- einzubeziehen, ist konzeptuell beinahe schon ein Allgemeinplatz. Bevor LHM sich damit beschäftigt, übermalte sie erstmal die Einladungskarte der vorhergehenden Ausstellung weiß. Dieser nicht ganz ernst zu nehmende Exorzismus brachte ein ganz hübsches Objekt hervor, das sich unter die anderen mischt, die weder Handschrift, noch Stil, auch nicht die Vorliebe für ein bestimmtes Material, geschweige denn Spuren des speziellen Fertigungsprozesses vereint. Das liegt wohl auch daran, dass all die Dinge, die sie uns zeigt, aus mehr oder weniger zufällig im Atelier befindlichen Materialien entstanden. Wenn die Vorräte im eigenen Atelier nicht reichten, hat sie sich u.a. parasitär in Nachbarwerkstätten bedient. So ist beispielsweise die kleine Bronze, die im Mittelgang der Galerie ausgestellt ist, ein Geschenk, das ein unerfülltes Verlangen der Künstlerin nach klassischen Bronzegüssen symbolisiert, während das Objekt auf dem Büromöbel – bestehend aus ein paar Eisenstangen mit Gips – Blumen darstellen könnte. Dieser respektlose Umgang mit den Materialien führt letztlich zu etwas Neuem, ungeheuer Leichtem in LHMs Werken. Ihre ganz eigene Technik der Collage, die sich nicht scheut, Fremdbestandteile in den ununterbrochener Prozess des Anhäufens und Wegsortierens einzupassen und zu Teilstücken des eigenen, originären Werkes zu machen, ist auch als Angebot zum Dialog zu verstehen, der sich auf durchaus humorvolle Art noch weiterhin um die Bedingungen von Kunstproduktion dreht.

Die Ausstellung „Raum # 214 – Frühwerk“ in der Galerie Christian Nagel in Köln ist LHMs erste Einzelausstellung in Deutschland. S.P.

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Lone Haugaard Madsen
Raum # 214 – Frühwerk