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Der international renommierte Künstler Lothar Baumgarten (geb. 1944 in Rheinsberg) beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit dem Austausch zwischen unterschiedlichen Kulturen. Indem er konsequent die Themen Globalisierung, Kolonialisierung und Unterdrückung anspricht und sich eingehend mit Wissenschaften wie Anthropologie und Biologie auseinandersetzt, hat er Pionierarbeit für viele künstlerische Ansätze geleistet, die heute hohe Aktualität besitzen.

Baumgartens reflektierte und politisch relevante Arbeit hat weltweite Beachtung gefunden. Vier Mal (1972-1997) nahm er an der documenta teil, 1982 wurde er mit dem Goldenen Löwen der Biennale von Venedig ausgezeichnet, 1993 präsentierte er sein Werk in einer Einzelausstellung im Solomon R. Guggenheim Museum in New York, 1997 erhielt er den Lichtwark-Preis der Hamburger Kunsthalle, und 2002 schuf er eine große Installation im neuen Bundespräsidialamt in Berlin. Lothar Baumgarten lehrt an der Universität der Künste, Berlin.

Die Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve legt den Akzent auf Lothar Baumgartens Auseinandersetzung mit der Kolonisierung Amerikas, die wesentlich geprägt wurde durch die Beschäftigung mit dem Wirken des Fürsten Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679) in Brasilien. Johann Moritz war 1637-1644 für die niederländische Westindische Compagnie als Gouverneur in Recife tätig und erlangte Weltruhm durch seine frühe Erforschung Südamerikas. 150 Jahre lang, bis zu den Forschungen Humboldts, prägten die wissenschaftlichen und künstlerischen Erträge seiner Expedition das Bild Südamerikas in Europa. Nach seiner Rückkehr aus Südamerika war Johann Moritz mehrere Jahrzehnte brandenburgischer Statthalter in Kleve und machte die niederrheinische Stadt zu einem Kreuzungspunkt brasilianischer, niederländischer und deutscher Kultur. Lothar Baumgarten bezieht sich in seinem Werk immer wieder auf Johann Moritz. Er nimmt den von ihm bewirkten historischen Kulturtransfer auf und verweist auf Künstler, die vor 350 Jahren ähnlich arbeiteten wie er selbst. Die historische Distanz und das Wissen um die Eroberung und ihre Methoden führen bei Baumgarten jedoch über die Faszination des Forschens und Erkundens hinaus zu einer kritischen Beschäftigung mit dem Eigenen und dem Fremden.

Für das Museum Kurhaus Kleve wird Baumgarten eine neue, lange geplante Arbeit realisieren, die auf eine Serie von achtzig Gemälden brasilianischer Vögel aus dem 17. Jahrhundert Bezug nimmt. Diese Bilder wurden geschaffen von dem niederländischen Maler Albert Eckhout zwischen 1653 und 1659, basierend auf Studien, die er während seines Südamerika-Aufenthaltes mit Johann Moritz zusammentrug. Hinzu treten weitere Arbeiten, in denen Baumgarten sich mit Süd- und Nordamerika beschäftigt. Einen besonderen Akzent wird auch die neue Installation „Double Pendulum / Unity without Whole“, 2002/03, setzen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Quintin Buvelot, Mauritshuis Den Haag, Dante Martins Teixeira, Universität von Rio de Janeiro, und Kaira Cabanas, New York.

Die Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve wird gefördert durch Kulturstiftung des Bundes Kunststiftung NRW

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Lothar Baumgarten: Imago Mundi