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Die Demokratisierung des Wissens durch den permanten Zugang zur Virtualität, birgt gleichzeitig dessen Marginalisierung mit sich. Wie Antimaterie umgibt uns das Wissen der Welt, unsichtbar, aber vorhanden. Jeder könnte alles sofort wissen. Wozu es also jetzt müssen? Die Erkenntnis als frei disponible Ressource. Unkenntnis kann eine Haltung des Nicht-Müssens sein. Und dennoch: Der Druck der Kompetenzerwartung schwebt über jedem.

Wischen, double tap, auseinanderziehen, zurückwischen, zueinanderziehen. Die moderne Technik der Wissensgenerierung gleicht einem Schauspiel der Finger auf der glatten Oberfläche. Die Fluktualität des Wissens reduziert auf ihre Zeichenhaftigkeit. Doch was, wenn der Zugang zum Erkenntnisstrom verhindert wird? Das Ergebnis: Die Schrift der glatten Oberfläche umcodiert in digitales Ornament, befreit vom Ballast des Dekors. Das Virtuelle kennt nur 1 und 0. Den Fehler als Zufall verstanden, eröffnet dieser neue Handlungsspielräume. Trotz des Diktats des Binären, kann der Zufall die Welt verzaubern, indem er neue Formen erfindet, die wir benutzen können und Dinge sichtbar macht, die oft unbemerkt bleiben. Der Fehler gewinnt eigene bildernische Qualität, in der sich das eigene Unvermögen reproduziert. Was das Bild zeigt, zeigt, was es verbirgt.

Die allgemeine "Kompetenzvermutung" (Michel Serres) hinterlässt ihre Spuren. Gleichgültigkeit, Individualismus, Schein-Sein, als Merkmal von etwas, was als Ästhetikt der Inkompetenz umschrieben werden kann. Hauptsache good looking. Wohin man blickt, entdeckt man Festungen der Ichbezogenheit. Der Fetisch der Coolness, des als-ob, prägt die ästhetische Wahrnehmung. Alles prallt ab, keine Blöße zeigend, schaut man blind und lustvoll zugleich.

Dabei driften Öffentlichkeit und Intitmität unweigerlich immer mehr zueinander. Obwohl man sich verdeckt, Person und Ego werden verhüllt, tritt die Kontur des Körpers umso deutlicher hervor. Wir wollen wissen, was dahinter liegt. Die dauerhafte Stimulanz der Sinne, um das Unvermögen vergessend zu machen.

Jonas Schenk