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„My luck was that I became famous so late that fame could not destroy me.“ (Louise Bourgeois)

Lange Jahre blieb ihr die gebührende Aufmerksamkeit versagt, dann wurde sie zum “Superstar der Avantgarde”. Heute ist sie „eine große Figur der Postmoderne“ (Peter Weiermair), und das, obwohl der Ruhm die amerikanische Künstlerin Louise Bourgeois erst in der zweiten Hälfte ihres Lebens ereilte.

Unter dem Titel Aller–Retour widmet die Kunsthalle Wien der heute 94-Jährigen die wohl wichtigste Ausstellung des Spätwerks. Gezeigt werden knapp 150 Werke in sechs durch zentrale Skulpturen und nach Themen — wie „Flüsse“, „Spinnen“, „Sprichwörter/Aperçus“ — gegliederten Räumen. Ein retrospektiv eingerichteter Raum gibt den Blick frei auf ältere Werke der 1911 in Frankreich geborenen Künstlerin. Der Schwerpunkt der Schau liegt jedoch auf dem Oeuvre der letzten zehn Jahre, das zu einem überwiegenden Teil aus tagebuchähnlichen Zeichnungen besteht, in denen sich häufig Text und Zeichen vermischen.

Der französische Titel Aller–Retour verweist auf die französischen Ursprünge von Louise Bourgeois, aber auch auf ihre künstlerische Praxis, eine ununterbrochene Identitätsrecherche und ein Zurückgehen auf die psychischen Konflikte ihrer Kindheit und Jugend, vor allem auf die problematische Beziehung zum Vater. Das Heute ist mit dem Gestern verbunden und die Metapher des Webens — im Geschäft von Bourgeois’ Vater wurden Wandteppiche restauriert — und das Bild des Geflechts stehen symbolisch für die Erinnerungsarbeit und die Aufarbeitung psychischer Krisen.

Die Kunsthalle Wien zeigt das Spätwerk der Künstlerin als Dialog von Skulptur und Zeichnung. Louise Bourgeois’ Arbeiten folgen einer seit den 80er Jahren gängigen Auffassung von Kunst, die zugunsten eines persönlichen Zugangs einen durchgängigen Stil und eine formale Übereinkunft ablehnt. Zentral ist für die Künstlerin die Bewältigung von Konflikten und eine intensive und offene Auseinandersetzung mit der Dialektik von Gefühl und Denken.

Für eine jüngere Künstlergeneration ist Louise Bourgeois — trotz ihres Alters hält sie immer noch ihren wöchentlichen Jour fixe ab, bei dem junge Künstler ihre Arbeiten zeigen und diskutieren — eine Mutterfigur, ein Star, ein Mythos der Lebensbewältigung durch Kunst — sie ist authentisch und herausfordernd, eine moralische wie künstlerische Autorität.

Diese Schau steht in der Folge der monographischen Kunsthallen-Ausstellungen von Schlüsselfiguren der Moderne wie Yayoi Kusama (2002), Marcel Broodthaers (2003) und Eva Hesse (2004).

Kurator der Ausstellung ist Peter Weiermair, Direktor der Galleria d’Arte Moderna (2001-2005), der 1989 die erste Louise Bourgeois Retrospektive in Europa (in Deutschland, der Schweiz und Frankreich) organisierte.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Peter Weiermair und Philip Larratt-Smith, einem Interview mit Louise Bourgeois von Gerald Matt, sowie einem Vorwort von Gerald Matt. ca. 196 Seiten, rund 164 Abbildungen, Deutsch/Englisch.

Pressetext

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Louise Bourgeois: Aller-Retour
Kurator: Peter Weiermair
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