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Die 1911 in Paris geborene Louise Bourgeois gilt als eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. In diesem Jahr ist sie - nach 1992 - bereits zum zweiten Mal auf der documenta in Kassel vertreten, die ab 8. Juni ihre Werkgruppe "Insomnia drawings" präsentieren wird. Das Kunsthaus Bregenz würdigt das Werk der 90-jährigen, seit 1938 in New York lebenden Künstlerin in seiner großen Sommerausstellung und zeigt eine Gegenüberstellung von 20 raumgreifenden Skulpturen und mehr als 100, überwiegend erstmals gezeigten Zeichnungen aus den Jahren 1943 bis 2002.

Die fast 60 Jahre künstlerischer Arbeit umfassende Ausstellung bietet in einem über alle Etagen des Kunsthauses geführten Dialog zwischen Skulpturen und Zeichnungen einen einmaligen Überblick über verschiedene Schaffensperioden und Schlüsselwerke von Louise Bourgeois. Neben einem repräsentativen Rückblick erhalten Besucher Einsicht in die aktuelle Produktion der Künstlerin, die sich ihnen in über 50 Zeichnungen aus den Jahren 2001 und 2002 sowie zentralen Skulpturen der letzten Jahre darstellt. Beim Gang durch die Ausstellung wechselt der Blick immer wieder von den introspektiven, teils abstrakten Zeichnungen zu den verschiedensten Ausprägungen ihres plastischen Werks: totemähnlichen Stelen aus bemaltem Holz aus den 40er Jahren, Skulpturen der 60er und 70er Jahre, in denen Bourgeois deutliche Bezüge zum menschlichen Kscaronrper herstellt und ungewscaronhnliche Materialien wie Latex, Stoff und Gips verwendet, hängenden Zwitterwesen aus Bronze und großen, begehbaren Environments der 80er und 90er Jahre.

Zwei "Spiders", Spinnenskulpturen, die Bourgeois in den letzten Jahren in unterschiedlichen Varianten produziert hat, bilden gleichsam Auftakt und Abschluss der Werkschau. Im Foyer bewegen sich die Besucher unter oder neben einer riesenhaften Spinne aus Bronze, deren Beine eine Fläche von über 7 x 7 Metern überspannen und deren Kscaronrper in einer Hscaronhe von mehr als drei Metern über ihnen schwebt. Die leitmotivisch im Werk der Künstlerin wiederkehrende Ambivalenz von Schutz und Ausgeliefertsein, Verführung und Bedrohung, Macht und Zerbrechlichkeit wird durch diese monumentale Skulptur bereits zu Beginn der Ausstellung körperlich und psychisch eindrucksvoll erfahrbar. Auf der dritten Etage hockt eine zweite Bronze-Spinne über einer der seit Mitte der 80er Jahre entstandenen "Cells" (Zellen), von denen ebenfalls eine Auswahl in Bregenz zu sehen ist. Bei den "Cells" handelt es sich um große, meist begehbare Räume, die mit Gittern abgegrenzt und mit gefundenen oder gestalteten Gegenständen bestückt werden. Neben Arrangements aus Mscaronbeln und Spiegeln enthalten sie symbolgeladene Objekte, die als Stellvertreter menschlicher Kscaronrper fungieren. In ihren "Cells", die an schützende Verstecke aber auch an klaustrophobische Räume erinnern, thematisiert Bourgeois den Menschen und seinen Kscaronrper, zwischenmenschliche Beziehungen, €ngste, Obsessionen und die komplexe Rolle der Erinnerung - Inhalte, um die ihr gesamtes, stark autobiographisches Werk bis heute kreist. Die Rolle ihrer Zeichnungen und ihr Verhältnis zur Skulptur beschreibt Bourgeois wie folgt: "Zeichnungen sind unersetzlich, weil man alle auftauchenden Ideen einfangen muss wie Fliegen (...) und was macht man mit Fliegen oder Schmetterlingen? Man konserviert sie und bedient sich ihrer (...) dann entsteht aus einer Zeichnung ein Gemälde und aus dem Gemälde eine Skulptur, denn Skulpturen sind das einzige, was mich befreit. Sie sind greifbare Realität. Vielleicht sind wirkliche Personen das einzige, was noch besser ist als Skulpturen". Auch wenn die Künstlerin ihre Zeichnungen dem plastischen Werk unterordnet, sind diese mehr als vorbereitende Skizzen. Ausgeführt vor allem in farbiger Tinte und Kohle aber auch in Bleistift, Gouache und weiteren Materialien auf Papier sind die meisten ihrer Zeichnungen eigenständige Schscaronpfungen, in denen Leichtigkeit, Spontaneität und Humor zum Ausdruck kommen, Aspekte, die trotz großer formaler und inhaltlicher Parallelen bei ihren großen Skulpturen in den Hintergrund treten.

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Louise Bourgeois - Zeichnungen und Skulpturen