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Lucas Horvath PIRANESI LOUNGE und BUZZ-BUZZ

Lucas Horvath zeigt im Ausstellungskabinett des Salzburger Kunstvereins einen Fotozyklus aus dem langfristig angelegten Projekt CASA MODEI, das sich mit der Architektur in Rumänien der Jahre 1967 bis 1973 beschäftigt. Der Fokus der Arbeit PIRANESI LOUNGE liegt auf einer fotografischen Untersuchung der ehemaligen Parteiakademie in Bukarest, die heute als Journalismusfakultät benützt wird. Die labyrinthische Anlage der Lobby des Gebäudes spiegelt die ideologische und ästhetische Ambivalenz dieser Jahre. In den großformatigen Fotografien verweisen Passanten und Figuranten in den seltsamen Raumgebilden (die archäologischen Ruinen gleichen) auf die menschliche Permanenz in pädagogischen / universitären Strukturen im Wandel der ideologischen Vorzeichen.

BUZZ-BUZZ, der zweite Teil der Ausstellung bietet akustische Einblicke in Recherchen zu Horvaths weiteren Projekten, die sich alle mit Ideologie, ihrem ästhetischen Niederschlag in Architektur, Film, Pädologie und bildender Kunst und respektiven Biografien von Protagonist/innen in diesen Feldern beschäftigen. Informanten referieren bruchstückhaft Geschichten von den Endpunkten der Moderne an den Enden der Welt. Die labyrinthische Anlage dieser Erzählungen spiegelt die persönliche Haltung des Künstlers zur Rolle von Wissenswerten im Kunstfeld wieder: Information kann in Kunstausstellungen nicht zur Belehrung dienen (Informationskitsch). Aber, mit Orson Welles gesprochen: „It´s all true“.

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Bernhard Cella Die Kunst des Verweilens Parallelinstallation für den Salzburger Kunstverein und das Centralhotel Gablerbräu Salzburg (Linzergasse 9)

Ein wesentlicher Aspekt im Werk von Bernhard Cella (geb.1969, lebt in Wien) besteht in der Erforschung von inneren und äußeren Formen des Verweilens sowie deren von ihm ins Werk gesetzte Repräsentation und Verschiebung durch den Formenkanon der Kunst.

Die von Cella für den Kunstverein und das Salzburger Centralhotel Gablerbräu entwickelte Parallelinstallation setzt eigene Fotografien, die 2005 in Paris entstanden sind, mit dem Bilddekor des Centralhotels in direkte Beziehung. Es kommt zu einem fairen Tausch: Der Kunstverein Salzburg, eine halböffentliche Institution, beherbergt sämtliche Bilder aus dem Centralhotel, dekontextualisiert und archiviert, wie es sich gehört. Das Salzburger Centralhotel seinerseits beherbergt die Kunstwerke, Zeugnisse unfreiwilliger Vollöffentlichkeit in seinen halböffentlichen Räumen.

In seiner Arbeit interessiert sich Cella weniger für den offensichtlich sozialen Moment der Motive, da dieser hinlänglich bekannt und auch mehrfach in der Kunst (der 90er) behandelt wurde. Sein Interesse gilt den formalen Setzungen der Straßenbewohner, ihrer Kunst zu verweilen, ihrem Formenkanon.

So erinnern manche der Schlafplätze an zur Selbstdarstellung gebrachte Lebenswirklichkeiten und ihre Vorgangsweisen an Strategien der bildenden Kunst. Sprachspiele, Zeichnungen, Collagen aus Karton, Ansammlungen von Bildern um die Schlafstätte und nicht zuletzt ironische Selbstbeschreibungen und Argumentationsketten, wie ihr Leben anhand dieser Formen Sinn erzeugen und stabilisieren kann. Ihr Selbst prägt sich seinem jeweiligen Ort ein.

Zwei Kunstsammlungen, zwei Standorte, zwei verschiedene Gründe, sie aufzusuchen. Eine Form der Kunst, die nicht wie die Oper oder das Kino dem dankbaren Betrachter Beihilfe leistet, sich selbst zu vergessen, sondern ihr oder ihm das erste Glied einer Reihe von Wahlentscheidungen an die Hand gibt.

So prozessiert Bernhard Cella in seiner parallelen Installation, als stumme Frage, wie sich während der sieben Wochen die Orte, die Bilder und die Selbste in gegenseitige Beziehung und Stimmung versetzen lassen.

Text: Andreas Leo Findeisen, Akademie der bildenden Künste, Wien

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Lucas Horvath / Bernhard Cella