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Die thematische Bandbreite der präsentierten Werke aus dem Zeitraum 2002 bis 2008 reicht von Architektur-, bis zu Landschafts- und Panoramaaufnahmen. Lukas Roth bedient sich dabei einer speziellen Technik. Er photographiert einzelne Elemente alltäglicher Plätze wie Bahnhöfe, Straßen, Strände oder Architekturansichten, um sie später zu einem Gesamtbild zu verarbeiten. Die fertigen Arbeiten, keine Photos im klassischen Sinn, entsprechen auf den ersten Blick idealtypischen Bildern gewohnter Orte.

Ein banaler Durchgang am Düsseldorfer Bahnhof wird zu einer weit in die Tiefe gehenden Flucht, gesäumt von perfekt arrangierten Geschäften und Werbetafeln. Die Komposition wird von digital gruppierten Passanten bestimmt. Diese nehmen der Arbeit das Artifizielle und steigern so vermeintlich den Anspruch des Realen. Erst bei näherem Hinsehen wird deutlich, dass solch ein perfektes Bild in Wirklichkeit schon rein perspektivisch nie wahr- bzw. aufgenommen werden könnte.

Das Interpretieren und Infragestellen von Wahrnehmung ist zentrales Motiv von Lukas Roths Arbeiten. Diese sind „oft überhöht, um die Atmosphäre des Ortes wiedergeben zu können.“

Prototypisch ist das Bild des mittlerweile komplett abgetragenen Palasts der Republik, in dessen Glasfasade die Reflexion des Berliner Doms zu sehen ist. Lukas Roth konstruiert allerdings ein perfekt anmutendes Bild, und vereint zwei monumentale Zeugnisse vergangener Epochen auf kleinstmöglichem Raum: Der die Zeiten überdauernde Berliner Dom und der verschwundene Palast der Republik, an dessen Stelle künftig das Stadtschloss, ideologisch dem Dom zugehörig, wieder errichtet werden soll. Mit konventionellen Mitteln wäre ein Photo davon nie zu realisieren gewesen.

Die scheinbare Weitwinkelaufnahme des Badestrands (2005) fügt sich so ideal in die Vorstellung von südlichen Reisezielen, bis man entdeckt, dass von den unzähligen Badegästen niemand im Wasser ist.

Auch die imposante Erscheinung eines Aquariums (2007) offenbart ihren Tiefgang erst auf den zweiten Blick: Im Bildvordergrund beobachten Menschen durch eine Glasscheibe die Szenerie. Jedoch schwimmt ein Hai erstaunlicherweise über den Bildbetrachter hinweg und die räumliche Tiefe scheint in die Unendlichkeit des Meeres überzugehen.

Das Überraschende und Befremdliche beim Betrachten der Bilder ist, dass der Künstler sich klassischer analoger (Großformat)photographie bedient, diese aber durch computergraphische Bearbeitung verändert. Damit befreit er das Medium Photographie radikal vom Diktum der ständigen Realitätswiedergabe und bereichert es gleichzeitig um neue Darstellungsmöglichkeiten. Dabei nimmt Roth sich die Freiheit, die vorgefundenen räumlichen Gegebenheiten in ihrer Darstellung neu anzulegen; er erschafft damit neuwertige, konstruierte und in ihrer Anmutung perfekt inszenierte Räume.