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Der Ernst Barlach Preis Seit der Gründung der Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg im Jahre 1947, war die Förderung von bildenden Künstlern und Schriftstellern eines ihrer fernen Ziele. 1989 wurde dieser Wunsch Wirklichkeit. Der Sammler und Mäzen Andreas Schmolze, der im Alter von 37 Jahren am 6. November 1989 verstarb, hatte die Ernst Barlach Gesellschaft als alleinige Erbin seines Vermögens mit der Absicht eingesetzt, den Ernst Barlach Preis ins Leben zu rufen. Seit 1990 wurde der mit 10.000 EUR dotierte Preis zwölf mal vergeben und dokumentiert heute das Selbstverständnis der Ernst Barlach Gesellschaft, die ihre Aufgabe nicht nur darin sieht, das Werk eines der bedeutendsten Künstler der klassischen Moderne zu pflegen, sondern darüber hinaus einen Beitrag zur Förderung der Gegenwartskunst zu leisten.

Der Ernst Barlach Preis wird sowohl für eine künstlerische Einzelleistung, wie auch für die bisherige künstlerische Gesamtleistung vergeben. Während die ersten fünf Preisträger vom Stifter testamentarisch fest gelegt waren, nominiert die Ernst Barlach Gesellschaft seit 1995 jeweils eine durch wissenschaftliche oder künstlerische Tätigkeit ausgewiesene Persönlichkeit, einen Preisträger zu benennen. Dieser Juror verantwortet die Auswahl des Preisträgers allein. Der Ernst Barlach Preis wurde seitdem vergeben an Alexander Dettmar, Berlin, 1995, Juror: Dr. Helmut Seemann, Frankfurt, an Jochen Flinzer, Hamburg, 1996, Juror: Dr. Jean-Christophe Ammann, Frankfurt, an Christoph Fikenscher, München, 1997, Juror: Christoph Vitali, München, an Rainer Leitzgen, Köln, 1998, Juror: Prof. Wilhelm Hornbostel, Hamburg, an Stefan Kern, Hamburg, 1999, Juror: Prof. Kasper König, Frankfurt, an Xenia Hausner, Berlin, 2000, Juror: Prof. Wieland Schmied, München und an Olaf Metzel, München, 2001, Juror: Prof. Klaus Bußmann, Münster. Preisträgerin im Jahr 2003 ist Madeleine Dietz, Landau, Juror: Prof. Manfred Fath, Mannheim.

Anläßlich der Preisverleihung am 25. Oktober 2003 zeigt das Ernst Barlach Museum Wedel im Rahmen der Ausstellung "DA SEIN, Positionen zeitgenössischer Kunst aus der Sammlung Reinking" eine eigene Präsentation mit neuen Rauminstallationen und Einzelarbeiten der Preisträgerin.

Preisträgerin 2003: Madeleine Dietz Das zentrale Thema im Werk von Madeleine Dietz ist der Mensch, den sie in erster Linie als einen Teil der natürlichen Kreisläufe versteht.

Um diese nach den Ursprüngen und dem menschlichen Dasein fragende Vorstellung in ihre Kunstwerke zu übertragen, benutzt die Künstlerin als zentrales Material Erde. Neben der Golemlegende und der im Alten Testament beschriebenen Schöpfung des Menschen gibt es zahlreiche Mythen, die in der Erde Ursprung und Ende der menschlichen Existenz sehen. Die Erde ist ein Symbol für den Zyklus der Natur, dem der Mensch unausweichlich unterworfen ist. Daneben verwendet Dietz für ihre Arbeiten häufig Stahl. Dem organischen Material Erde setzt sie das kühle Metall entgegen. Sie provoziert den Kontrast beider Werkstoffe. Darin sieht sie die Möglichkeit, die Gegensätze, mit denen der Mensch ständig konfrontiert wird, auszudrücken.

Wachsen und altern, leben und sterben, Mann oder Frau sein, Glück oder Trauer empfinden - unser Leben gestaltet sich häufig aus Gegensätzen, was wiederum im Einklang mit der prozesshaften Entwicklung der menschlichen Existenz steht. Wir geraten in wechselnde Zustände und verändern uns dabei.

Die Erdschichtungen, mit denen Dietz ihre Stahlkörper füllt, visualisieren einen solchen Wandel. Zunächst vermischt die Künstlerin Erde und Wasser zu einer schlammigen Masse, die in Schichten in einem Gefäß getrocknet wird. Ob in der freien Natur oder im Atelier der Künstlerin, die feuchte Erde wird trocken, ändert Farbe und Oberfläche. Sie wird fest, dann porös und schließIich reißt sie auf zu Schollen unterschiedlichster Größe. Dietz schichtet die Erdplatten zu verschiedenen Formen, oder in minimalistische Kästen aus Stahl. Die reduzierte Form der Schuber beeinflusst die rein ästhetische Wirkung der Objekte. Ihre zurückhaltende Strenge und die Kombination von Stahl und Erde erzeugen eine Spannung, die sich auf den umgebenden Raum überträgt. Indem die Wandobjekte in den Ausstellungsraum ragen, verstärkt sich das Zusammenspiel zwischen Kunstwerk, Ausstellungsraum und Betrachter.

Viele Arbeiten erinnern in den einfachen, geometrischen Formen der Schuber an minimalistische Arbeiten. Doch anders als die Minimal Arf nutzt Dietz die Reduktion von Form und Material, um die inhaltliche Fülle ihrer Kunst hervorzuheben. Die Symbolik ihrer Arbeiten ist komplex, aber aufgrund allgemeingültiger Konnotationen dennoch nachvollziehbar.

Pressetext

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Madeleine Dietz
Ernst Barlach Preis 2003