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Die Ausstellung von Mandla Reuter trägt den Titel isolated human particles floating weightlessly through a magnetic field of fabricated pleasure, occasionally colliding. Sie findet zeitgleich im rraum und im 1822-Forum der Frankfurter Sparkasse in der Töngesgasse 40 statt. Während rraum ein nicht kommerziell ausgerichtetes Ausstellungsprojekt in privatem Rahmen in einem zentrumsfernen Stadtteil Frankfurts in der Privatwohnung von Meike Behm und Peter Lütje ist, besitzt der Ausstellungsraum des 1822-Forums einen öffentlicheren Charakter: Von der Straße aus ist er durch eine großformatige Fensterfront einsehbar und - im Hochparterre gelegen – lädt von außen zur Besichtigung der Ausstellungen ein. Mandla Reuter verbindet diese unterschiedlichen Charaktere beider Ausstellungsräume über die Arbeit ..., 2006, indem fast die gesamte Einrichtung der Privatwohnung von Meike Behm und Peter Lütje für die Ausstellungszeit im 1822-Forum gelagert sein wird und als integraler Bestandteil der dortigen Ausstellung fungiert. Über diese Entleerung der Wohnung erhalten die Ausstellungsräume des rraum eine neutrale, unpersönliche Gestalt. Nach dem Ende beider Ausstellungen wird das gesamte Mobiliar wieder in die Wohnung transportiert. An ihrem Volumen, gelagert im 1822-Forum der Frankfurter Sparkasse, wird die aufwändige Bewegung einer Masse von einem Ort an den anderen ablesbar. Die Arbeit ..., 2006 verbindet beide kontextuell unterschiedlichen Ausstellungsräume über eine Verschränkung. Als einzige Arbeit, die nicht in beiden Ausstellungsräumen doppelt vertreten ist, bildet der Umzug des Wohnungsinhalts von der Kiesstraße in die Töngesgasse einen Kernpunkt beider parallel konzipierter Ausstellungen.

Die sich im 1822-Forum befindlichen Kisten und Möbel fungieren weniger als Skulptur, denn als Ergebnis eines Ereignisses in Form einer bewegten Masse, die im Rahmen der Ausstellung angewandt wurde. Dieses Ereignis bezieht sich u.a. auf den materiellen Aufwand, der den meisten öffentlichen Veranstaltungen im Backstage Bereich vorausgeht, hier allerdings losgelöst von jeglichem direkten praktischen Nutzen. Die Doppelbelegung beider Räume mit identischen Arbeiten sowie deren Verschränkung untereinander durch die einseitige Verlagerung des Inhalts der Wohnung weist wiederum auf eine derartige öffentliche Veranstaltung hin, die meist seriell funktioniert und beliebig erweiterbar ist.

In beiden Ausstellungsräumen befinden sich jeweils die mit dem Werk ..., 2006 thematisch verbundenen Arbeiten OnOn, 2006 und Babylon 12-2005. Die Arbeit OnOn, 2006 ist eine Schaltung zwischen dem normalen Neonraumlicht und einer Beleuchtung, die auch in Kinos, Konzerten oder im Theater angewandt wird. Sie spielt auf eben jenen Moment bei Aufführungen im Kino, Theater oder Konzert an, in dem von Raumbeleuchtung auf Bühnenbeleuchtung umgeschaltet wird, bzw. von Raumbeleuchtung auf Filmprojektion. Es ist der Moment, vor allem im Kino, bei dem das Publikum von einer auf Fiktion fokussierten Wahrnehmung auf diejenige unmittelbarer Realität umschaltet.

Einen weiteren Teil der Ausstellung bildet die Arbeit Babylon 12-2005 aus der Serie Surrogate bestehend aus einem direkt im Kino aufgenommenen Soundtrack eines Films, der innerhalb der Ausstellungsräume wieder abgespielt wird. Ähnlich wie im Rahmen der Ausstellung Masse von einem Ort an einen anderen transportiert wird, reflektiert Babylon 12-2005 eine örtliche und ebenso thematische Transformation von Ereignissen. Die Arbeit kann gewissermaßen als verschmutztes Ready Made betrachtet werden, da der hochartifizielle Ton des Films mit Geräuschen des Publikums und des Künstlers wie Lachen, Husten, Knistern von Chipstüten etc. vermischt ist.

1, 2, 3, 4, Photographs by J. Kocher, Los Angeles 2006 betitelt eine Fotoserie, bestehend aus vier Fotografien eines Sonnenuntergangs, die Mandla Reuter bei einem Fotografen in Los Angeles in Auftrag gegeben hat. Sie zeigen denjenigen Moment am Ende eines Sonnenuntergangs, bevor vollkommene Dunkelheit hereinbricht. Los Angeles ist als Ort der Fotoaufnahmen insofern symptomatisch, als die Stadt als ein Synonym für die Produktion von Bildern gilt. Die Aufnahmen des Sonnenunterganges funktionieren wie „Als-Ob-Bilder“, deren bildimmanente Inhalte sich eigentlich erübrigen.

Der Titel der Ausstellungen isolated human particles floating weightlessly through a magnetic field of fabricated pleasure, occasionally colliding verwirrt zwar auf den ersten Blick, vermittelt jedoch über seinen poetischen Gehalt auf faszinierende Weise Einheit. Analog hierzu ergänzen sich alle formal heterogen angelegten Arbeiten, sowohl das einmalig auftretende Werk ... 2006 als auch die jeweils doppelt erscheinenden Werke OnOn, 2006, Babylon 12-2005 und 1,2,3,4, Photographs by J. Kocher, Los Angeles 2006 inhaltlich zu einer vielschichtig zu lesenden Homogenität.

Zur Ausstellung im rraum erscheint eine Edition.

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