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Manuela Wossowski entführt uns mit ihren Zeichnungen in ihren eigenen Kosmos. Mit der Beharrlichkeit einer Archivarin dokumentiert sie Momentaufnahmen europäischen Lebens. Beutezüge über die Berliner Flohmärkte dienen als Inspirationsquelle und Fundgrube für Vorlagen. Alte Fotos, die sie dort mit untrüglichem Instinkt aufspürt, erzählen individuelle Geschichten aus längst verflossenen Zeiten. Glamouröse Abendkleider, Pelzstolas, echte Fuchspelze und kostbare Spitzengardinen, die sie als Modell in ihren Zeichnungen in Szene setzt, lassen den Flair der 20er/30er Jahre wieder aufleben. Ein immer wiederkehrendes Motiv ist auch das der sich öffnenden und einen Schwall von Licht einlassenden Tür, an die Fenstermotive der Moderne erinnernd und doch ungleich strenger und reduzierter. Auf der Suche nach Motiven wildert Wossowski auch in den Fotokisten der eigenen Familie. So dient ein Schnappschuss ihres Vaters in Bundeswehruniform mit einem Pappkameraden in einer sonnendurchfluteten Waldlandschaft tanzend als Vorlage. In die zunächst heitere Atmosphäre mischt sich der bittere Beigeschmack des Kriegs. Auch die Ballettschule der Kindheit, die eigene Schwester im Tutu wird im Stil Edgar Degas`auf dem Papier festgehalten. In impressionistisch anmutenden Farben vermischen sich so in Manuela Wossowskis Arbeit private und erfundene bzw. gefundene Erinnerungen. Mit gekonntem Strich, oft auch à la prima, spielt die junge Malerin virtuos mit Licht und Schatten, setzt überraschende, gewagte Farbeffekte. Doch sie malt nicht nur frei nach Vorlage, sondern auch en plein air. Lesende Mädchen im schattigen Grün, Sauerkirschen pflückende Kinder, kleine Nager im buschigen Unterholz bevölkern ihre Zeichnungen. Sommerliche Picknickszenen, die sie von ihren Ausflügen ins Berliner Umland mit seiner blühenden Natur und den zahlreichen Seen mitbringt, rücken ihre Arbeit einmal mehr in die Nähe der impressionistischen Malerei. Doch Wossowskis Zeichnungen sind nicht nur farbig und heiter; der gewagte Einsatz von massivem schwarz führt zu intensiven Kontrasten. Verwischte, verschwimmende Konturen von sich im Nebel zu rätselhaften Versammlungen treffenden Frauen und dunkle, höhlenartige Innenansichten erzeugen eine fast fühlbare Schwere, die sich wie ein dunkler Hauch über die Arbeit legt und ihr eine weitere, von jeder oberflächlichen Idylle weit entfernte Dimension verleiht.

Luca Delano

Pressetext

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Manuela Wossowski