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Mara Eggert ist Teil des Theaters und zählt zu seinen einfühlsamsten Beobachterinnen. Seit mehr als vier Jahrzehnten ist sie mit renommierten deutschen Schauspielhäusern verbunden und arbeitete als Fotografin mit einer Reihe herausragender Regisseure wie Hans Neuenfels, Ruth Berghaus und Robert Wilson.

Sie selbst versteht sich weniger als getreue Chronistin eindrucksvoller Schauspiel-, Oper-, Ballett- und Tanzinszenierungen, denn als „Bildermacherin“, die aus dem flüchtigen Bühnengeschehen eigene Bilder destilliert, um sie von der Künstlichkeit auf der Bühne in die Wirklichkeit zu überführen. Mit äußerster Sorgfalt bereitet sich Mara Eggert auf jede Produktion vor, besucht die Proben, spricht mit Schauspielern und Regisseuren, feilt an den technischen Abläufen ihrer Arbeit. Am Ende dieses langen Prozesses stehen ihre „Gemälde“ des Theaters, die durch das Weglassen von allem Überflüssigen das Erlebte dem Vergessen entreißen und die Fantasie des Betrachters anregen sollen.

Für ihre Arbeit wurde Mara Eggert mit dem Maria Sibylla Merian-Preis des Landes Hessen ausgezeichnet. Mit 70 exemplarischen Aufnahmen präsentiert die Kunst- und Ausstellungshalle einen Überblick ihres theaterfotografischen Werks.

„Dem Theater der Bilder von Mara Eggert liegt ein geheimnisvolles System zugrunde. Die Fotografien, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, laden sich gegenseitig mit einer derartig unmittelbaren Energie auf, dass sie dem Betrachter den Eindruck vermitteln, als befinde er sich Seite für Seite in einem eigens für ihn persönlich erfundenen Fantasieraum, der ihm die größtmöglichen Assoziationen und Träumereien erlaubt. Dabei ist es völlig unwichtig, wie das Stück, die Oper, der Schauspieler, der Sänger, der Bühnenbildner, der Regisseur heißen. Der Betrachter braucht für seine Fantasie nichts zu wissen als das Bild zu sehen. In ihm ist der Betrachter immer die Hauptfigur, ob Dichter, Komponist, Darsteller oder einfach ein Zuschauer, eben das, was er sein möchte, nur der oder immer wieder ein anderer.

Sicher, der Kundige wird bekannte Frauen und Männer in wichtigen Stücken und Opern erkennen, aber das ist so selbstverständlich wie nebensächlich für das eigentliche Erlebnis, weil die wirkliche Geschichte hinter den Fakten, den Informationen, der Bildung, dem Gehörten an Wort und Musik liegt, weit hinter dem Aufgespeicherten, sozusagen blank vor dem Auge, das zum ersten Mal sein Lid aufschlägt, vielleicht wach am Morgen, vielleicht müde am Abend, schlaflos in der Nacht, suchend im Dunkeln, blinzelnd in der Helle.

Die Bilder sind keine festgehaltenen Augenblicke, was ohnehin das Natürliche ist, oder einstudierte Inszenierungen, sie sind wahrhaft geschossene und dann sorgsam bearbeitete Entwürfe zur Welt, zu Ihren Fragen nach Bewegung, Raum, nach Nähe und Ferne, nach Formen und unbeantworteten Fragen, nach Loslösung von allzu bedrängender Festigkeit, Verengung und Verkleinerung.

Sie wollen uns vergrößern, machen uns neugierig, hoffen. Wir schöpfen Kraft und beginnen uns wieder zu freuen, weil wir entdecken." (Hans Neuenfels)

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Mara Eggert
Theater der Bilder