Galerie K&S

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10115 Berlin

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Marc Bijls Arbeiten stehen in sozialem und politischem Kontext, häufig unter Bezugnahme auf sein eigenes Land. Seine Eingriffe in den öffentlichen Raum, die Skulpturen, Objekte und Installationen sind als work in progress zu verstehen und zum Teil miteinander verknüpft. Während Bijls subversive Interventionen im Außenraum oft unbemerkt das Stadtbild verändern, lassen im Kunstkontext gezeigte Werke zwangsläufig seine Strategie erkennen:

"Make them doubt", jüngster Werbeslogan der Firma Nike, aber auch Titel von Bijls Ausstellung bei K&S, erweist sich als Motto des Künstlers. Doppeldeutige Wortspiele und vielschichtige Bildzitate spiegeln bedeutende, teils aktuelle Ereignisse der Geschichte wider und dokumentieren Bijls Auseinandersetzung mit Themen aus Religion, Kultur und Politik.

So spielt "Dutchbed" (2001), eine Liege in Form der Niederlande, gleichermaßen auf Dutchbat an, die holländische Armee (DUTCHBATtalion), die 1995 in Srebrenica am ÇVerschwinden' von 10.000 Moslems beteiligt war. Für die unversehrt in ihre Heimat zurückgekehrten Soldaten wurde ein Spruch verwendet, der vor dem 2. Weltkrieg -und zwar kurz vor dem Einmarsch deutscher Truppen in die Niederlande- vom damaligen Premierminister Colijn geprägt wurde: "You can quietly go to sleep, everything is o.k." "Never surrender" (2002), ein site specific Çobject', das Bijl für die Ausstellung in K&S gefertigt hat, spielt auf einen in der Geschichte einmaligen Kompromiß an, den ein Volk bezüglich seiner Nationalfahne geschlossen hat. Eine orange-weiß-blaue Fahne ersetzte im 16. Jhdt. in den Niederlanden das damals verwendete 7-Provinz-Emblem, als Symbol für den Widerstand gegen die spanische Herrschaft. Bereits 1650 wurde die Farbe Orange gegen Rot ausgetauscht, vermutlich als Zeichen dafür, dass sich die holländische Nation als Republik verstand. Bis 1937 war unklar, welche als offizielle Flagge galt: die Monarchisten traten für die ältere Fassung, die Patrioten für Rot-Weiß-Blau ein. Diese ließ -wiederum Colijn- von der damaligen Königin absegnen.

Mit "Never surrender", einer Kombination aus der republikanischen Fahne und einem Löwenwappen (der ehemaligen 7-Provinz-Flagge) spielt Bijl auf politische Mauerbilder an, die Unabhängigkeitsbestrebungen bestimmter Länder, etwa Kataloniens und Nordirlands, ausdrücken.

Eine weitere, ebenfalls für "Make them doubt" entstandene Arbeit, besteht aus vom Künstler nachgebauten Rietveld - Stühlen (sog. "Berlin Chair"), die der niederländische Architekt und Designer Gerrit Rietveld 1923 entworfen hatte. Auch hier interveniert Bijl; sein Berlin-Stuhl ist ganz und gar schwarz. Miriam Bers

Marc Bijl, geb. 1970 in Leerdam (NL), studierte an der Royal Academy of Art & Design in `s-Hertogenbusch. Er nahm an unterschiedlichen Einzel- und Gruppenausstellungen teil, u.a. Temporary liquorstore, mama gallery, Rotterdam (2000) und Neighbours/Buren im Stedelijk Van Abbemuseum in Eindhoven (2001). Im Jahr 2002 stellt er auf der Manifesta in Frankfurt, der Jeune Creation, Grande-Halle de la Villette in Paris, der Commitment, Fonds BKVB Amsterdam, De Lichtfabriek in Haarlem und im Künstlerhaus Bethanien, Berlin, aus. Seit 2000 organisiert er den Artclub Les 33 in Rotterdam (mit Jeroen Jongeleen und Erik van Lieshout). Bijl lebt in Rotterdam und Berlin und ist derzeit Stipendiat im Künstlerhaus Bethanien.

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Marc Bijl - Make Them Doubt