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Marc Camille Chaimowicz | One to One …
29. September 2017 bis 7. Januar 2018

Seit den 1970er Jahren erforscht Marc Camille Chaimowicz den Raum zwischen Kunst, Leben und Dekoration. Er entwickelt in seinem OEuvre Interieurs und Raum-Arrangements sowie verschiedene Einrichtungsgegenstände, Gemälde, Vasen, Vorhänge, Möbel, Tapeten und andere Raumobjekte. In seiner Kunst lässt Chaimowicz die Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Raum verschwimmen. Seine Formensprache – in Malerei, Interieurs und Arrangements – lehnt sich an die intimistische Malerei an, dazu gehören beispielsweise Werke von Pierre Bonnard oder Édouard Vuillard von Ende des 19. Jahrhunderts. Gleichzeitig ist sie mit der Vorliebe für funktionales Design der Moderne, wie zum Beispiel von Dieter Rahms oder Charles und Ray Eames verbunden. Für die Kestner Gesellschaft entsteht die neue Installation »One to One...« (2017), eine künstlerische Auseinandersetzung, die im Maßstab 1:1 seine neue Wohnung in Vauxhall, London, aufnimmt, die parallel eingerichtet wird. Als solches wird die Ausstellung »One to One…« zum Surrogat und zur Bühne für die Gestaltung des Wohnraums im wirklichen Leben von Marc Camille Chaimowicz.

In der raumgreifenden Installation wird Chaimowicz’ Wohnraum durch salbeigrüne Sockelleisten sowie gemusterte Vorhänge angedeutet. Die Wände in staubigem Rosa erinnern durch ihre provisorische Konstruktion an ein Bühnenbild. In diesem teilweise möblierten Raum erscheint eine Arbeit aus Karton als Teppich, tapezierte Campari-Flaschen markieren einen Bereich der Küche. Das Wohnzimmer erstreckt sich über den teilweise offenen Rahmen der Sockelleisten in den Ausstellungsraum der Kestner Gesellschaft, in dem weitere Zeichnungen und Pläne seiner Werke zu sehen sind. Eine Korkwand dokumentiert das Entstehen der Londoner Wohnung und der Ausstellung in der Kestner Gesellschaft. In Zusammenarbeit mit Lise Queinnec entstand eigens für die Ausstellung eine Foto-Serie von Chaimowicz’ Wohnung in Vauxhall.

Im zweiten Ausstellungsraum des Obergeschosses zeigt Marc Camille Chaimowicz das Werk »The Props and Wardrobe Room« (2011/2017), einen Requisiten- und Kostümraum, der sich auf das Theaterstück »Die Zofen« (1947) von Jean Genet bezieht, sowie eine Reihe von ihm entworfenen Bühnenvorhängen, die »Rideaux de scène, Théâtre Jean-Vilar, Bourgoin-Jallieu« (1991-1992). »The Props and Wardrobe Room«, ein freistehender Raum mit zwei kleinen Fenstern, erlaubt den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in die materielle Konstruktion der Charaktere des Stücks. Es handelt sich um ein Kammerspiel über Machtverhältnisse und menschliche Abgründe, in welchem sich Fiktion und Wirklichkeit, Rolle und Identität verwischen. Die zentralen Themen des Stücks, wie das Spiel mit Rolle und Identität oder der Übergang zwischen Bühne und intimem Raum, spiegeln sich im OEuvre von Chaimowicz wider.

Marc Camille Chaimowicz wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris geboren, er lebt und arbeitet in London und im Burgund. Einzelausstellungen von Chaimowicz waren unter anderem zu sehen in Flat Time House, London (2016); Indipendenza, Rom (2016); MD72, Berlin (2011); Nottingham Contemporary (2011); Inverleith House, Edinburgh (2011); Secession, Wien (2009); Artists Space, New York (2009) und De Appel, Amsterdam (2008). Er hat an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter im Nouveau Musée National de Monaco (2014); bei der Manifesta 10, Hermitage, St. Petersburg (2014); im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris, (2014); in der Tate Modern, London (2012); im SculptureCenter, New York (2011); in der Hayward Gallery, London (2010); in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden (2009) und bei der 5. Berlin Biennale (2008).

Die Ausstellung wird unterstützt von der Stiftung Niedersachsen und dem Förderkreis der Kestner Gesellschaft.

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Veranstaltungen

Marc Camille Chaimowicz and the Artist's House
Vortrag von Kirsty Bell und Vorstellung des Ausstellungskatalogs Mittwoch, den 29. November 2017, 19 Uhr
Die britische Kunsthistorikerin und Autorin Kirsty Bell spricht über das Werk von Mark Camille Chaimowicz. In ihrem Buch »The Artist’s House. From Workplace to Artwork« (Sternberg Press 2013) untersucht Bell die Rolle von Künstlerräumen in Bezug auf die künstlerische Arbeit. Darin stellt sie Chaimowicz’ Rauminstallationen auch in den Zusammenhang mit dem im Sprengel Museum Hannover rekonstruierten Merzbau von Kurt Schwitters, einem Schlüsselwerk der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Kirsty Bell ist Autorin des begleitenden Ausstellungskatalogs, der ebenso vorgestellt wird. Als Kunstkritikerin schreibt sie regelmäßig für verschiedene Magazine wie frieze, Mousse Magazine und Art in America. Marc Camille Chaimowicz ist anwesend.
In englischer Sprache
Im Eintrittspreis enthalten | Mitglieder und Studierende kostenfrei

Inside the Box
Ferienworkshop für Kinder von 6 bis 8 Jahren
Mittwoch, 4. Oktober und Donnerstag, 5. Oktober 2017, 11–16 Uhr
Wie sieht die ideale Wohnung aus der Sicht von Kindern aus? Findet man dort statt einer Küche vielleicht ein Trampolin? Der Künstler Marc Camille Chaimowicz hat in der Kestner Gesellschaft sein eigenes Londoner Appartement nachgebaut. Verschiedene Tapeten, skurrile Möbel und fantasievolle Gegenstände lassen uns in die Welt des Künstlers eintauchen. Auch kleine, mit Zeitungsschnipseln beklebte Fläschchen sind in der Ausstellung zu entdecken. An zwei Tagen in den Herbstferien werden wir unsere ganz eigenen Fantasiewohnwelten in Miniaturgröße gestalten. Ob malerisch oder plastisch, geklebt oder geknetet – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!
Teilnahmegebühr 10 Euro | Die Teilnehmerzahl ist begrenzt | Anmeldungen bis zum 27. September 2017 unter: wobbe@kestnergesellschaft.de

Ladies’ Night
Donnerstag, 19. Oktober 2017, 19 Uhr
Exklusiver Rundgang für Frauen durch die aktuellen Ausstellungen mit anschließendem Gespräch bei Campari-Drinks und Snacks.
Im Eintrittspreis enthalten | Mitglieder kostenfrei

Extra
Ein »Extra« ist kein Kunstwerk, sondern etwas Zusätzliches, ein Gegenstand, der für die Künstlerin oder den Künstler in der Werk- und Ausstellungsgenese bedeutsam war. Das »Extra« ermöglicht neue und unerwartete Zugänge zur Ausstellung und fließt in unsere Vermittlungsprogramme ein. Marc Camille Chaimowicz übergibt der Kunstvermittlung als »Extra« ein Campari-Soda Fläschchen.