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Eröffnung: Freitag, 20.03. 19 -22 Uhr

Sies + Höke präsentiert mit The Infidels (Die Ungläubigen) die inzwischen fünfte Einzelausstellung von Marcel Dzama. Aufgrund seiner fantastischen Figurationen aus Tusche und Aquarell in gedeckter Farbigkeit erlangte der inzwischen in New York lebende Kanadier aus Winnipeg internationalen Bekanntheitsgrad und war in zahlreichen Ausstellungen in Nordamerika und Europa vertreten. Die Dioramen – groteske Reihungen von Lebewesen aus Historie und Sagenwelt – erweiterten in den letzten Jahren ihr Eigenleben in den dreidimensionalen Raum und erfahren bei Sies + Höke in aktuellen Zeichnungen, Collagen, Malerei, Skulptur und Film eine neue Transformation. Seine Kreaturen – darunter auch alte Bekannte wie die Fledermaus, Menschen in Bären- oder Vogelkostümen, Pinocchio oder tanzende Femme Fatales – prozessieren als lebendig gewordene (Alb)Traumbilder über Papier und Rahmen hinweg durch Raum, Zeit und Fantasie. Die eigene künstlerische Entwicklung in den menschheitsgeschichtlichen Reigen aus Tod und Wiedergeburt integrierend, befreite sich zuletzt der Künstler selbst von einigen seiner Hauptakteure, indem er sie im Bild von Soldaten per Schießkommando exekutieren ließ. Seit Dzamas Wohnortswechsel vom abgeschiedenen Winnipeg in die Metropole New York wachsen die von ihm herbeigerufenen Geister immer mehr zu verdichteten Populationen heran und beziehen sich verstärkt auf die amerikanische Geschichte und Gegenwartspolitik. Auffällig prominent in seinen jüngsten Arbeiten ist das Thema des Krieges und die Stereotype des Terroristen: Uniformiert, in der Hand die Kalaschnikow, mal männlich mal weiblich – und mit Kapuzen oder Balaclavas vermummt, erinnern sie in ihrer zeichenhaften Zuspitzung ebenso an Al Qaida Krieger wie an Folteropfer von Abu Ghraib oder Guantánamo. In Marcel Dzamas neuestem Film treten sie in Scharen zum Kampf an und finden erst nach ihrem Tod zu einem geisterzugähnlichen Totentanz zusammen. In Dzamas apokalyptischen Szenarien ist der Krieg weniger heilig als ein allgemeingültiges historisches Phänomen, und die Fehler der Vergangenheit wiederholen sich generationsübergreifend bis zum heutigen Tag. Das Gewand des Glaubens ist dabei austauschbar und die Angstinszenierung durch Religionen, Regierungen und Medien als phantasmagorische Ausgeburt erschreckend vielgestaltig. Zur Ausstellung erscheint eine limitierte Werkbox von Marcel Dzama, die neben dem Ausstellungskatalog eine Sammlung aus Unikaten und Filmmaterial enthalten wird. In Referenz zu Marcel Duchamps Boîte en valise (1935-1941) ist die Box als tragbares, aufklappbares Museum konzipiert - ein verschachteltes Referenzsystem en miniature, auf das sich der einstige Duchamp-Kommentar von Walter Arnsberg übertragen lässt: „It is a kind of autobiography in a performance of marionettes. You have become the puppeteer of your past."

Carla Orthen

Marcel Dzama ist 1974 in Winnipeg (CDN) geboren, lebt und arbeitet in New York.

Solo-Shows (selection): 2008 Edition 46, Marcel Dzama, In cooperation with Süddeutsche Zeitung Magazine, Pinakothek der Moderne, Munich (D) Even the Ghost of the Past, David Zwirner Gallery, New York (USA) 2007 Oficina para Proyectos de Arte (OPA), Guadalajara, Mexico (MEX) Celluloid Ceremony, Galleri Magnus Karlsson, Stockholm (S) Moving Picture, Timothy Taylor, London (UK) 2006 Sies + Höke, Düsseldorf (D) Richard Heller Gallery, Santa Monica (CDN) Centre for Contemporary Arts, Glasgow (UK) IKON Gallery, Birmingham (UK)

Group-Shows (selection): 2009 Paint Made Flesh, The Frist Center for the Visual Arts, Nashville, TN (USA) Order, Desire, Light, Irish Museum of Modern Art, Dublin (IR) 2008 The Other Mainstream II: Selections from the Collection of Mikki and Stanley Weithorn, Arizona State University Art Museum, Tempe, AZ (USA) 2007 INTO ME / OUT OF ME, KW Kunstwerke Berlin e.V Institut for Contemporary Art, Berlin (D)

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Marcel Dzama: The Infidels