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ERÖFFNUNG FREITAG, 19.09.2008, 19 – 21 UHR

Mindestens eine Zeichnung pro Tag. Mit 19 mal 28 Zentimetern allesamt kleinformatig, greifen die mit schwarzem Negrostift komponierten Zeichnungen stets auf Bildvorlagen zurück, die vor dem Geburtsjahr des Künstlers entstanden sind. Limousinen und männliche Gestalten im Halbdunkel, Cocktailempfänge, entblößte Frauenhaut, Revolver. Der Großteil der Motive atmet die düstere Atmosphäre des Film noir und wird von fragmentierten Textzitaten begleitet. Mit diesem Konzept schaffte der niederländische Künstler Marcel van Eeden im Sommer 2006 auf der Berlin Biennale seinen künstlerischen Durchbruch. Seitdem haben Bildfolgen wie „K.M. Wiegand – Life and Work“ oder „Celia“ international Ausstellungshäuser und Sammlerherzen erobert.

In der Ausstellung im Heidelberger Kunstverein werden erstmalig die großen Bildfolgen aus van Eedens bisherigem Schaffen miteinander verwoben und eine neue, eigens für den Kunstverein angefertigte Serie („Witness for the Prosecution“) präsentiert. Celia, eine bereits aus einem früheren Zyklus bekannte Protagonistin, beschuldigt in einem Gerichtsprozess den Maler Oswald Sollmann des Mordes an einem Matheus Boryna. Während dieses Kapitel auf einer Bildwand in Erinnerung gerufen wird, die ältere Bildserien aus van Eedens OEuvre als digitale Collage zusammenführt, sind in einem anderen Bereich des Kunstvereins die Ölgemälde des abstrakten Malers Oswald Sollmann real in einem simulierten Galerieraum mit Zimmerpalme und Teppich zu sehen. Automatisch fängt man als Betrachter an, nach Erklärungen und logischen Begründungen zu suchen. Nur Stück für Stück gewöhnt man sich an den eigenartigen Erzählrhythmus und erfährt kleine Triumphe, wenn sich innerhalb eines Erzählstranges allmählich ein Puzzlestück an ein anderes fügt.

Figuren wie Celia oder Boryma sind keine Handlungsträger im klassischen Sinn. Ihre Aufgabe ist es weniger, eine Geschichte in eine bestimmte Richtung zu tragen. Vielmehr sind sie Koordinaten eines Ordnungssystemes, die eine bildliche Erzählung losgelöst von den Zwängen einer narrativen Konsequenz möglich machen. Eine große Wandzeichnung, auf der die einzelnen gerahmten Blätter der neuen Serie gezeigt werden, deutet eben eine solche Metastruktur an, in der es nicht um die Struktur der Geschichte, sondern um das Prinzip des Erzählens geht und in der die einzelnen Komponenten zu einer großen Konstruktion zusammengetragen werden.

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Marcel van Eeden