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Die Galerie Campagne Première Berlin zeigt in der Ausstellung „The Analogue Island“ neue filmische Arbeiten des in Berlin lebenden schweizerischen und italienischen Künstlers Marco Poloni.

Anlässlich der Ausstellung wird auch Polonis neues Künstlerbuch „Palermo Noir & Yellow“, erschienen bei onestar press, Paris, erstmals vorgestellt.

Marco Polonis künstlerisches Werk umfasst Film, Fotografie und Installation. In den letzten Jahren hat der Künstler einen Index der Probleme und Vorgänge im Mittelmeerraum erstellt. Dieses Archiv dokumentiert und reformuliert eine Reihe geopolitischer Skripts und Geschichten dieser Region, wobei der Fokus auf dem Verhältnis von gesellschaftlicher Unsichtbarkeit und Macht, von Subjektivität und Ideologie liegt.

„The Analogue Island“ präsentiert zwei Filme, in denen der Künstler Machtstrukturen in Sizilien und deren Auswirkungen auf die lokale Topografie untersucht. Poloni versteht diese Insel – das geografische Epizentrum des gesamten Mittelmeerraumes – gleichzeitig als Symptom und Prototyp einer landesweiten Fehlregierung. Damit gibt seine Analyse auch Einblick in das Aufkommen parasitärer Machtgeflechte größerer Ausmaße.

Polonis Film „Scomparsa delle lucciole“, 2011 („Verschwinden der Glühwürmchen“, S-16mm Film auf HD video, 19 Min.), ist eine experimentelle Erzählung über Machtbeziehungen und Verstrickungen zwischen dem Staat und der Mafia, angesiedelt in einer verwüsteten Gegend der Insel. Titel und Ausgangspunkt des Films stammen von einer Metapher in einem 1975 publizierten Artikel Pasolinis, in dem er die Machtverschiebungen in Italien analysiert und die Spektakularisierung der Politik vorhersieht. Der Film versucht Pasolinis poetisches Bild zu erweitern, indem er es mit der Mafia, dem obskuren und ständigen Begleiter der Staatsmacht, verknüpft. Er artikuliert mehrere Konzepte und Erzählstränge: Die Mafia als gesichtslose Macht, ihr Einfluss auf die Stadtlandschaften (insbesondere durch unvollendete Bauten) und Siziliens Verhältnis zu Zeit und Verausgabung.

“The Analogue Dam,” 2010 (S-16mm Film auf HD video, 8:30 Min., asynchroner Off-Kommentar, 21 Min.), erkundet den gespenstischen Staudamm von Blufi, eines der beeindruckendsten Bauwerke aus einer Reihe unvollendeter öffentlicher Bauten im Süden Italiens. Schlecht verwaltet und von der Mafia unterwandert, verkörpern diese Bauprojekte die Schwierigkeiten eines bestimmten „Südens“, sich seiner Zukunft anzunehmen, und erinnern an Robert Smithsons Konzept der „ruins in reverse“. Die Filmsequenzen überschneiden sich lose mit einem Off-Kommentar, der von einem Blickwinkel zum nächsten wechselt: deskriptiv, historisch, politisch, ästhetisch.

Marco Polonis neustes Buch „Palermo Noir & Yellow“ nimmt das Palermo der 1980er Jahre, die so genannten „Bleiernen Jahre“, in den Blick, in denen rivalisierende Familien der Cosa Nostra in einen brutalen Krieg um die Macht in der Stadt verwickelt waren. Das Buch verwebt historische Fotografien aus den Archiven führender Tageszeitungen Palermos mit Abbildungen von Kunstwerken sowie Bildern von Fischen, Meeresfrüchten und Pasta.

„Scomparsa delle lucciole“ wurde mit Mitteln der george foundation (Winterthur) und der beiden Fonds für zeitgenössische Kunst der Stadt und des Kantons Genf, unter Beteiligung der Alfred Richterich Stiftung (Kastanienbaum), der Stiftung Kunst Heute (Bern) und Cinédokké (Savosa) produziert.