press release only in german

Während der Veranstaltungszeit der BUGA in Gera/Ronneburg präsentiert die Kunstsammlung Gera vom 24. Juni bis 23. September 2007 mit der Schau UN-VERBLÜMT: Otto Dix eine hochkarätige Kunstausstellung, die sich den floralen Motiven im Gesamtwerk des großen deutschen Meisters der Klassischen Moderne widmet.

Die in Brasilien geborene, in den USA aufgewachsene und nach Stationen in Brüssel und Berlin derzeit in Rom und Venedig tätige Künstlerin Maria Thereza Alves „antwortet“ mit ihrem Video What is the Color of a German Rose?/Welche Farbe hat die deutsche Rose? (2005, 6:14 min) indirekt auf das Werk des großen deutschen Malers, der mit etlichen seiner Gemälde und Silberstiftzeichnungen stilistisch wie technisch ausdrücklich auf die altdeutsche Tradition rekurrierte. Alves überführt jedoch vor allem die Thematik der Pflanzen und deren Bedeutungen in doppelter Hinsicht in die international-globale Gegenwart: Mittels des vergleichsweise neuen Mediums Video hat sie ein Werk geschaffen, das den in der zeitgenössischen Kunst oft angestrengt wirkenden und vordergründig um political correctness bemühten, in Deutschland wie in ganz Europa aktuellen Prozess der Migration aufgreift und mit den Bildern von Blumen und Früchten wunderbar leicht und poetisch verhandelt, ohne dabei oberflächlich zu erscheinen. Im Gegenteil, liefert Alves mit ihrem symbolisch gemeinten Werk auch Informationen bzgl. der Herkunft verschiedener Blühpflanzen sowie Obst- und Gemüsearten, die auf der BUGA kaum zu finden sein werden. Die Künstlerin bedient sich hier der in der aktuellen Kunst häufig genutzten Strategie pseudo-wissenschaftlicher Recherche, die sie jedoch in einem zweiten Schritt zu einer sinnlich erfahrbaren, beinahe synästhetischen Klang-Bild-Komposition transformiert. Die Präsentation dieser unabhängig von der Geraer Dix-Schau entstandenen Videoarbeit im Saal des Mittelpavillons der Orangerie nimmt nicht zuletzt auf die barocken Festmahle Bezug, gleichwohl diese nicht in den Pflanzenhäusern entsprechender Schlossanlagen ausgerichtet wurden. Jene sog. Schaugerichte symbolisierten und inszenierten oft die Erdteile mittels kunstvoller Arrangements „internationaler“ Früchte und Blumen. Was sich hier den Kontinenten entsprechend noch getrennt (und streng hierarchisch) darstellte, verschmilzt in Alves Video am Ende zu einer prachtvollen, globalen Festtafel, deren Gedeck sich ohne die „eingewanderten“ Pflanzen, Früchte und Gemüsearten sehr blass und kärglich ausnehmen würde – lediglich eine halbe Birne könnte serviert werden.

Silke Opitz, Kuratorin

Es erscheint eine Publikation (dt./engl.).