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Nachdem bereits im letzten Jahr in der Ausstellung „Pre-Emptive“ zwei Fotografien aus der Serie „Towards Tomorrow (International Date Line Alaska)“ gezeigt wurden, präsentiert die Kunsthalle Bern nun die erste Einzelausstellung der französischen Künstlerin Marine Hugonnier in der Schweiz. Im Zentrum der Ausstellung wird die neue Filmproduktion „Travelling Amazonia“ stehen. Insgesamt werden drei Filme, sowie Fotoarbeiten gezeigt, die alle aus der Beschäftigung mit den Verknüpfungen von Geschichte, Geografie und ihren Darstellungsweisen entstanden sind. „Travelling Amazonia“ bildet den Abschluss einer Trilogie, die sich der Beziehung zwischen Landschaft und Geschichte widmet und welche im Jahre 2003 mit „Ariana“ begonnen und 2004 mit „The last Tour“ fortgeführt wurde. Alle drei Filme hinterfragen ihren Standpunkt, jedoch auf verschiedene Weise. Der Film „Ariana“ versucht und problematisiert das Filmen eines Panoramas, die daraus erwachsenden Bedeutungszuweisungen und Machtverhältnisse. Zugleich erzählt er die Geschichte einer Reise und eines missglückten Unterfangens. Dieser Fehlschlag ist das zentrale Thema des Films. „The Last Tour“ ist eine fiktive Geschichte, die in naher Zukunft angesiedelt ist. Sie handelt von dem letzten Flug eines Heissluftballons über das Matterhorngebiet. Der Film scheint uns auf den Moment vorbereiten zu wollen, da grossartige Landschaften nicht mehr länger zu Unterhaltungszwecken zur Vefügnung stehen werden.

Nachdem sie für den Film „Ariana“ mit einer Filmcrew nach Afghanistan reiste und für „The last Tour“ mit einem Heissluftballon über das Matterhorn flog, begibt sich Hugonnier in das Herz des Dschungels am Amazonas, um „Travelling Amazonia“ zu filmen. Die narrative Struktur des Films gravitiert um die transamazonische Autobahn, ein gigantisches Projekt, das die brasilianische Regierung in den siebziger Jahren entwarf, um eine den amazonischen Regenwald durchquerende, direkte Strassenverbindung zwischen den Küsten des Atlantischen und des Pazifischen Ozeans zu schaffen. Das Ziel von Hugonnier und ihrem Team ist es, einen Kamerawagen und die dazugehörigen Schienen zu bauen, wobei sie sich derselben Materialien bedienen, die für den Bau der Autobahn verwendet und aus den durch das Bauprojekt entstandenen lokalen Industrien bezogen wurden. Hugonnier und ihr Team benutzen diese Materialien, um einen linearen „travelling shot“ zu filmen, der die Linearität der transamazonischen Autobahn nachbildet und den Pioniergeist, der sich in diesem kolonialistischen Projekt manifestiert, in Erinnerung ruft.

Die Ausstellung schliesst zudem fotografische Werke ein, die den Film ergänzen. In „Wednesday“ und „Thursday“ wird versucht, den genauen Moment der Entdeckung Brasiliens durch den portugiesischen Seefahrer Pedro Alvares Cabral zu reproduzieren. Cabral sah den Monte Pascoal zuerst in der Abenddämmerung am Mittwoch, den 22. April des Jahres 1500. Er musste die frühen Morgenstunden des nächsten Tages abwarten, um seine Vision gleichsam zu bestätigen. „Beach of the New World“ zeigt den exakten geographischen Ort, wo Cabral und seine Crew zuerst an Land gingen. Hugonnier spielt auf diese wenigen Stunden in der Geschichte an, in denen die Ideale, Überzeugungen und bildhaft-künstlichen Vorstellungen, die sich an die „Neue Welt“ knüpften, bleibenden Eingang in die westliche Psyche fanden.

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Marine Hugonnier