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International bekannt wurde Marine Hugonnier [geb. 1968 in Paris, lebt in London] durch die Serie Towards Tomorrow (International Date Line Alaska), welche die Datumsgrenze der Beringstraße fotografisch dokumentiert und einen zukünftigen Moment abbildet: Von Alaska aus wird der Horizont Richtung Sibirien fotografiert, das aufgrund seiner geographischen Position Alaska 24 Stunden voraus ist.

Landschaft, meist als ästhetische Topographie in ihrem Verhältnis zu Geschichte und Ideologie betrachtet, bleibt ein zentrales Thema auch späterer Arbeiten, so u.a. in der Film-Trilogie Ariana (2003), The Last Tour (2004) und Travelling Amazonia (2005): In The Last Tour – einem fiktiven Zukunftsszenario von der Schließung eines Teils der Alpen – begleitet die Kamera die letzte Heißluftballonfahrt über das Matterhorngebiet. Es ist dies letztlich die Umkehrung der großen Erzählungen der Moderne, die von Entdeckung, Eroberung, Erschließung und Kartographie handeln: die Rückkehr von weißen Flecken auf der Landkarte. Für Travelling Amazonia hat sich Hugonnier in den Dschungel des Amazonas-Gebiets begeben. Der Film folgt der 6000 Meilen langen transamazonischen Autobahn, die quer durch den Regenwald die Küsten des Atlantischen und des Pazifischen Ozeans verbindet; er erinnert an den megalomanen Pioniergeist, der sich in diesem kolonialistischen Projekt der 1970er Jahre manifestiert. Die fotografischen Arbeiten Wednesday und Thursday versuchen, den genauen Moment der Entdeckung Brasiliens durch den portugiesischen Seefahrer Pedro Alvares Cabral in der Karwoche 1500 zu reproduzieren. Stunden der Kolonialgeschichte, die sich in der Namensgebung Monte Pascoals (zu deutsch: Osterberg) bis heute spiegeln. Der westlichen Tradition, sich über die Benennung Orte anzueignen, widerspricht die „Anonymität“ der Berge, die Hugonnier in der Serie Mountain With No Name reflektiert. Die Fotografien zeigen namenlose Berge, die das Pandjshêr Tal in Nordost Afghanistan umgeben und somit auf eine andere Geschichte verweisen, die parallel zur westlichen existiert.

Um Landschaften anderer Art geht es in The Restauration Project, an dem Hugonnier seit 2006 arbeitet. Es untersucht den Prozess der Restaurierung alter Landschaftsgemälde als Bemühen, zwei Momente der Zeit zu verbinden: Die Produktion eines Kunstwerks und dessen Rezeption.

Es handelt sich um Marine Hugonniers erste Einzelschau in Deutschland. International machte die Künstlerin durch Einzelausstellungen etwa im S.M.A.K. Gent (2007), im Musée d'Art Moderne et Contemporain in Genf (2007), in der Kunsthalle Bern (2007) und der Kunsthalle Malmö (2009) von sich Reden.