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Die Bilder von Markus Uhr - Bruchstücke des Alltags / Die Suche nach dem "Nicht-Moment"

Markus Uhr sucht nach dem Vergessenen, das sich selber beschreibt. Es ist eine Suche nach den "Nicht-Momenten", die ihn zu seinen Bildern treibt, oder wie er selber sagt, nach den "weissen Flecken, die die Welt zusammenhalten". Der Künstler entdeckt dort eine Melancholie, die Freud wie folgt bezeichnete: "eine nicht näher beschreibbare Traurigkeit, die sich auf nichts richtet".

Die Nicht-Beschreibbarkeit ist eine Eigenschaft vieler seiner Bilder. Erst durch die Ordnung des Künstlers, Strukturierung in Serien und Folgen, ergeben sich Bedeutungsstrukturen und Überlagerungen. Markus Uhr spielt bewusst mit Gegensätzen und Assoziationen in unterschiedlichen Ebenen - formal, metaphorisch, wie auch kunsthistorisch.

Markus Uhr trägt seine Kamera immer bei sich, denn seine Methode ist das Finden von Bildern in seiner nächsten Umgebung. Daraus kreiert er eine Welt, die wir meist übersehen, oder nicht sehen. Es sind Bilder aus den Zwischenräumen unseres Alltags - Orte die zwischen den Anderen liegen, zeitliche und geographische Restflächen.

Hier ortet der Künstler geistige Restflächen, Gedankenflächen, die etwas Aussagen über eine Ordnung und eine andere Realität, über die Dinge an sich.

Die Ausstellung "Twelve Step Program" setzt sich aus Photos und Collagen zusammen. Die Collagen gehören zu den neueren Arbeiten des Künstlers. Sie lassen sich entschlüsseln, als Strukturen von Assoziationsfolgen, die zwischen Ironie, Witz, Tragik und Poesie springen, ohne dem Zuschauer eine endgültige Wahrheit preiszugeben. Im Gegensatz zu seinen photografischen Bildern, die sich der Deutung widersetzen, als würden sie ein rätselhaftes Zentrum umkreisen, verleiten die Collagen zu Gedankenfolgen, die sich immer mehr zu einem Gewebe - eine art Spinnennetz - verdichten. Es ist, wie wenn die Photografien die Suche, oder auch Sucht, nach der anderen Realität darstellten, und die Collagen die Gründe dieser Suche erläutern.

Markus Uhr (geboren 1974 in Baar) lebt in Leipzig, wo er 2005 das Diplom Bildende Kunst im Studiengang Fotografie an der HGB Leipzig erhalten hat. 2007 hat er nebst dem Guggenheim-Preis auch den "Swiss Art Award" erhalten und gehörte 2006 zu den Auserwählten Fotografen, die Teil der Ausstellung "Gute Aussichten, Junge deutsche Fotografie" waren. Er ist Vater von 3 Kindern.

Die Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung wurde vom Sammlerehepaar Guggenheim 1987 ins Leben gerufen. Seit dem Ableben des letzten, der beiden Stifter verleiht sie alljährlich einen bedeutenden Preis an einen jungen Künstler oder eine junge Künstlerin, und veranstaltet für ihn oder sie eine Ausstellung mit Katalog. Erstmals konnte dieser Preis - koordiniert mit der Eidgenössischen Kunstkommission - im Juni 2006 im Rahmen der internationalen Kunstmesse ART in Basel verliehen werden.

Markus Uhr 1974 Geboren in Baar, lebt in Leipzig (D)

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Markus Uhr
"TWELVE STEP PROGRAM"
Preisträger der Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung 2007